Perspektiven des betrieblichen Umweltschutzes in Gießereien – wo liegen die größten Herausforderungen?

Helber, J. – B-B-H Beratungsbüro für industriellen Umweltschutz, Duisburg

Dies ist der Versuch eines Ausblicks darüber, welche Umweltschutz-Herausforderungen die Gießereien in den kommenden Jahren zu erwarten haben. Aus einem 22-jährigen „Background“ heraus soll ein wenig über den Tag hinaus extrapoliert werden.

Eines galt immer: „Umweltschutz wird nie leichter sondern immer nur aufwändiger“.  Menschheit und Ressoucenverbrauch wachsen rasant, weshalb die zukünftige Richtung fest vorgegeben erscheint. Es bedürfte schon eines Donald Trumps in Europa – möchte das die Industrie? – um hier eine Wende herbeizuführen. Die ökologischen Kräfte weisen in Richtung „mehr“:

Klimawandel, Stickoxide in Ballungszentren, immer neue Erkenntnisse über Schadstoffe und deren Schadenspotentiale, Verschlechterung der Trinkwasserqualität, Schärfung der Eigenverantwortung der Industrie, EU-gewollte Kontrollhoheit bis hin zur Totalüberwachung,

Als größte Herausforderung für die Gießereiindustrie heute oder erst recht in 5 Jahren wird eine Investitionsentscheidung oder gar eine Standortentscheidung angesehen. Hier eine halbwegs belastbare Planung aufzustellen, scheitert oft aus folgenden Umweltschutz-Gründen:

– zeitlich und quantitativ unvorhersehbar wachsende Anforderungen (in diesen „Topf“ fallen: Boden-Ausgangszustand und die Risiken einer sofort- oder Endsanierung, fehlender Willen der Kommunalpolitik, Wohngebiete von den Industriearealen fernzuhalten, immer umfangreichere und damit teurere Genehmigungsverfahren, konsequente Bekämpfung von diffusen Emissionen durch die neue TA-Luft, Geruchsprobleme, Dokumentationsaufwand, die Einführung von BAT-Schlussfolgerungen mit unbekannten Auswirkungen, Grenzwertverschärfungen für C-gesamt, NOx, Benzol, Quarzfeinstaub, sowie rein spekulativ:  Zwangseinführung anorganischer Bindersysteme, Pflichteinführung des Kohlenstoff-Fußabdrucks bei neuen Projekten

– Ungewissheit über die künstlich betriebene und damit nicht für alle Wettbewerber gleiche Energiepreisentwicklung

– Ungewissheit über die künstlich betriebene und daher nicht für alle Wettbewerber gleiche CO2-Abgabenpolitik

– Ungewissheit über zukünftige Abfallkosten und anderes mehr.

Die medialen und öffentlichen Druckpunkte liegen momentan – wie jeder weiß –  bei den Stickoxiden und dem klimaschädlichen CO2. Beide sind für Gießereien kein existenzbedrohendes Problem. Bedrohlicher ist es, wenn die Gefährdungseinstufung für Benzol oder Quarz angehoben und der Emissionsgrenzwert gesenkt wird. Auch eine Streichung von freien CO2-Zertifikaten für große Gießereien würde deren kommerzielle Basis stark infrage stellen.

Umwelttechnisches „Sorgenkind No. 1“ der Gießereien ist das Gießen in Sandformen oder Kokillen wegen den damit verbundenen Emissionen an C-gesamt, Benzol, Geruch, bei Sandformen auch Quarzstaub. (Der Kupolofen fällt wegen seiner Geruchsbildung öfters auch in diese Kategorie.) Der Druck wächst, auf anorganische Binder und Trennmittel zu gehen.

Sorgenkind No. 2 sind die Energieverbräuche – nicht aufgrund von Energieknappheit, sondern wegen der aufgesattelten Umweltkosten. Der Druck wächst, Einsparungen zu realisieren und die Sekundärnutzung von Restenergie zu erhöhen oder in Länder mit billiger Energie auszuwandern.

Als Sorgenkind No. 3 sieht der Autor die Außenbereiche größerer Eisengießereien mit Kokshalden, Schlackenauskühlplätzen oder Altsandhaufen, deren Verstaubungs- und Abschwemmtendenzen eliminiert werden sollen.

Soweit es die Redezeit erlaubt, sollen zu den wichtigsten Aspekten kurze Statements abgegeben werden.

Natürlich erzeugt Druck auch Reaktion. Und so soll an ausgesuchten Beispielen gezeigt werden, Entwicklungen sich anbahnen. Die Beispiele beziehen sich auf die Schmelztechnik, den Einsatz anorganischer Binder und die Altsandaufbereitung.

Bild_Dr. Joachim Helber