27. Ledebur-Kolloquium an der TU Bergakademie Freiberg am 26. und 27. Oktober 2017

Das 27. Ledebur-Kolloquium, welches wieder ca. 300 Teilnehmer nach Freiberg lockte, begann mit einem ganz besonderen Ereignis – dem ersten Abguss mit der neuen Vakuum-Induktionstiegelofen-Schmelzanlage der Firma OTTO JUNKER im Beisein von Rektor, Kanzler und Prorektor der TU Bergakademie Freiberg und vielen Tagungsgästen.
Diese neue Schmelzanlage, die sowohl vom Land Sachsen als auch der DFG finanziert wurde, ermöglicht die Herstellung von hochwertigen Stahlguss- und Gusseisenschmelzen im Bereich zwischen 100 bis 350 kg. Die große Flexibilität dieses Schmelzaggregates bezüglich der Nutzungsvarianten stellt eine wichtige Basis für die Realisierung von Lehr- und Forschungsaufgaben am Gießerei-Institut dar. Durch die Möglichkeit, bei Bedarf unter Vakuum zu schmelzen, können gas- und oxidarme Schmelzen in engen Toleranzgrenzen erzeugt werden. Die Vakuumbehandlung führt zu einer optimalen Entgasung und Desoxidation der Schmelze, sauerstoffaffine Legierungselemente können mit geringsten Abbrandverlusten zugegeben werden. Die zusätzliche und für bestimmte Legierungen erforderliche Variante des Niederdruckgießens ermöglicht eine besonders reine Schmelze sowie eine turbulenzarme Formfüllung. Die Frequenzumschaltung sorgt für eine variable Badbewegung unabhängig von der Heizleistung. Des Weiteren gewährleistet die Ofenanlage ein hohes Maß an Sicherheit gegen Tiegeldurchbruch durch ein Tiegelüberwachungssystem.

Bilder_Induktionstiegelofen der Fa. OTTO JUNKER


Prof. Wolf stellte zu Beginn des Fachprogramms die wichtigsten Forschungsprojekte des Institutes vor und erläuterte die erweiterten Studienmöglichkeiten auf dem Gebiet der Gießereitechnik. Neben dem klassischen Diplomabschluss und dem gleichrangigen Bachelor/Master-Modell wird seit diesem Herbst auch ein englischsprachiger Masterstudiengang angeboten, der gemeinsam mit den Instituten für Stahltechnologie und Metallformung aufgebaut wurde und die Wahl einer Vertiefungsrichtung Gießereitechnik ermöglicht. Damit wird der immer stärkeren Internationalität dieses Berufsfeldes Rechnung getragen.

Bild_Prof. Dr.-Ing. Gotthard Wolf



Die feierliche Verabschiedung der Gießerabsolventen und Doktoranden des vergangenen Jahres im Rahmen des Ledebur-Kolloquiums ist zu einer schönen Tradition geworden. Von den 28 Absolventen des Bachelor- bzw. Diplomstudiengangs waren ein Großteil anwesend und wurden vom Institutsdirektor Professor Wolf in das Berufsleben verabschiedet.

Bild_Absolventenverabschiedung


In diesem Jahr wurde Herr Wolfgang Schneider, Vice President BorgWarner Turbo Systems, zum Ehrengießer ernannt. Herr Schneider hat entscheidenden Anteil daran, dass an unserem Institut die Entwicklung der Hochtemperaturwerkstoffe und zugehörigen Gießverfahren zu einem Forschungsschwerpunkt geworden ist und auch der Grundstein für eine neue Versuchshalle gelegt werden konnte.

Bild_Ehrengießer Wolfgang Schneider mit dem Institutsdirektor Prof. Gotthard Wolf


Kurzfassungen der Vorträge

Breit gefächert war das Vortragsprogramm. Dabei wurde über interessante Aspekte sowie aktuelle Projekte der Gießereibranche berichtet und die Pausen zu angeregten Diskussionen genutzt. Im Folgenden werden einige der Fachvorträge in Kurzform veröffentlicht:


Bewertung von Bauteilen aus Gusseisen mit Kugelgraphit für dynamische Lastfälle auch unter extremen Kältebedingen

Knothe, W. – Franken Guss GmbH & Co. KG


Perspektiven des betrieblichen Umweltschutzes in Gießereien – wo liegen die größten Herausforderungen?

Helber, J. – B-B-H Beratungsbüro für industriellen Umweltschutz, Duisburg


Hohle Strukturen in Druckgussbauteilen

Kallien, L. – Hochschule Aalen


Prozessbeherrschung als zukünftige Schlüsselkompetenz für Gießereien 

Schneider, W. – BorgWarner Turbo Systems GmbH


Die neue Technologie-Plattform ECOCURE BLUE: Reduktion von Emissionen im Gießereiprozess – Erste Praxiserfahrungen

Lenzen, F. – ASK Chemicals GmbH, Hilden


Eine runde Sache – Fertigungsautomatisierung in einer neuen Räder-Gießerei

Dul, P.- Borbet Thüringen GmbH


Grundsatzversuche zur Realisierbarkeit von Anorganik im Eisenguss mit Ausblick auf die Verwendung bentonitgebundener Formstoffe

Kleinert, B. – Daimler AG, Mercedes-Benz Werk Mannheim


Sekundärmetallurgie in der betrieblichen Praxis

Uebrick, S. – Silbitz Guss GmbH


Anwendung der projektbezogenen Arbeitsweise am Beispiel der Entwicklung einer neuen Rotorhohlwelle für WEA.

Pfaffe, W.; Dittrich, M.* – Walzengießerei Coswig GmbH, Coswig


Neuentwicklung einer borfreien SILICA MIX Trockenrüttelmasse für den Induktionstiegelofen 

Holland, D. – Calderys Deutschland GmbH


Regmas Vibratory Sand Reclamation Unit

Dańko, R. – AGH University of Science and Technology Kraków


Filtrationseffizienz funktionalisierter Schaumkeramikfilter im Aluminiumguss

Jäckel, E. – TU Bergakademie Freiberg, Gießerei-Institut


Stahl-Keramik-Verbundguss

Acker, R. – TU Bergakademie Freiberg, Gießerei-Institut