14. November 2025 – Claudia Kallmeier Unkategorisiert

„Ich habe gelernt, über die einzelne Pflanze hinauszudenken“

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Rayitray Althue Abello Barriga ist Doktorandin in der Arbeitsgruppe Biologie/Ökologie. Im Rahmen eines Doppel- Promotionsprogramms forscht sie an der TU Bergakademie Freiberg und der Universität Santiago in Chile. Im September reiste sie nach Portugal zum Workshop „Plant Environmental Physiology Group Field Techniques”.

Dein Forschungsthema kurz erklärt: Worum geht’s und was macht es für dich so spannend?

In der riesigen Atacama-Wüste – einem der trockensten Orte der Erde – hat mikroskopisches Leben bemerkenswerte Fähigkeiten entwickelt, extreme Strahlung, Trockenheit und Salzgehalt zu überleben. Meine Forschung lässt sich von dieser Widerstandsfähigkeit inspirieren und untersucht Cyanobakterien aus diesen Umgebungen und wie die von ihnen produzierten natürlichen Verbindungen Tomatenpflanzen helfen können, mit Salzstress umzugehen. Viele dieser Biomoleküle ähneln denen, die Pflanzen zur Regulierung ihrer eigenen Abwehr- und Anpassungsprozesse verwenden, und schaffen so eine Art molekularen Dialog zwischen ihnen. Das Verständnis dieser Wechselwirkung ist von entscheidender Bedeutung, da die Versalzung eine der größten Herausforderungen für die Landwirtschaft darstellt, da sie die Bodenfruchtbarkeit verringert und die Nahrungsmittelproduktion weltweit beeinträchtigt. Diese Wüstenmikroorganismen bieten daher ein faszinierendes biotechnologisches Instrument für eine bessere Widerstandsfähigkeit von Nutzpflanzen.

Was hat dein Auslandsaufenthalt für dein Promotionsprojekt gebracht?

Meine Zeit im Ausland, insbesondere die Teilnahme am PEPG-Workshop zu Feldtechniken in Lissabon, war für meine Forschung von entscheidender Bedeutung. Ich habe neue Methoden zur Messung von Pflanzen- und Umweltparametern unter Stressbedingungen kennengelernt, die ich bei zukünftigen Feldversuchen anwenden kann. Außerdem hatte ich die einmalige Gelegenheit, direkt von den Menschen zu lernen, die die für diese Messungen verwendeten Technologien entwickeln und herstellen – eine Erfahrung, die ich zuvor noch nie gemacht hatte. Über die technischen Fähigkeiten hinaus hat der Austausch mit Kollegen mit unterschiedlichem Hintergrund auch meine Perspektive auf Versuchsdesigns und analytische Ansätze erweitert. Ich habe gelernt, über die einzelne Pflanze hinauszudenken und Prozesse auf der Ebene des Anbausystems zu untersuchen. Das ermutigt mich, nach Abschluss der Promotion in meiner zukünftigen Forschung umfassendere Fragen zu verfolgen. Diese Erfahrung hat meine Motivation neu geweckt und mich dazu inspiriert, für meine zukünftige Forschung in größeren Dimensionen zu denken.

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Was konntest du für dich persönlich mitnehmen?

Die Teilnahme am Workshop in Lissabon war eine wirklich bereichernde Erfahrung. Anfangs war ich davon ausgegangen, dass ich dort nur technische Kenntnisse in der Pflanzenforschung erwerben würde, aber die Realität übertraf meine Erwartungen bei weitem. Ich fand eine offene und entspannte Umgebung vor, in der das Lernen ganz natürlich stattfand, umgeben von anderen Doktoranden, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, und von erfahrenen Wissenschaftlern, die ehrlich und bescheiden von ihren Erfahrungen berichteten. Dieser Austausch schuf ein starkes Gefühl der Verbundenheit und gegenseitigen Ermutigung, das mich zutiefst motivierte. Der Workshop verband eine exzellente wissenschaftliche Ausbildung mit unvergesslichen Momenten, geprägt von gutem lokalem Essen, Lachen und inspirierenden Gesprächen.