Deutschland belegt Platz 5 der weltweiten Gusserzeugung nach China, USA, Indien und Japan. Die werkstoffspezifische Betrachtung der deutschen Gießerei-Industrie fällt in ihrer Entwicklung jedoch sehr differenziert aus. Die Eisen-, Stahl- und Tempergussproduktion legte im Zeitraum 2003 bis 2008 um über 23 % von 3,9 Mio t auf 4,8 Mio t deutlich zu.
Angetrieben durch den weltweiten Gussteilbedarf erweiterten in diesem Zeitraum eine Vielzahl der damals ca. 265 deutschen Eisen-, Stahl- und Tempergießereien ihre Kapazitäten. Auf deutlich über 5 Mio t wird das mögliche Erzeugungsvolumen geschätzt. Dem dramatischen Einbruch in Folge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise schloss sich nochmals eine Periode robusten Wachstums bis 2011 an. Seit 2012 sehen sich die deutschen Eisen-, Stahl- und Tempergießer jedoch mit kontinuierlichen Rückgängen konfrontiert. Jüngste Schätzungen ordnen die zu erwartende Gussproduktion auf ca. 3,9 Mio t in 2015 und damit auf dem Niveau des Jahres 2003 ein.
Ursachen dafür sind:
-der allgemeine Nachfragerückgang, insbesondere des Maschinenbaus,
-die jährlichen Gussteilmasseeinsparungen von ca. 1-2 % in Folge konstruktiver Überarbeitung sowie
-der zunehmende Einsatz von Nichteisenwerkstoffen, insbesondere im Fahrzeugbau.
Letztere Aussage wird durch die Entwicklung der deutschen Nichteisen-Gussproduktion nachhaltig unterstrichen.
Die deutschen Aluminiumgießer werden 2015 voraussichtlich erstmals die Eine-Million-Tonnen-Marke deutlich überschreiten. Ergänzt durch die Schwermetalle liegen die Erwartungen der ca. 340 NE-Gießereien bei einem Spitzenwert von nahezu 1,2 Mio t. Insbesondere für die Fe-Gießereien ergeben sich aus dieser Entwicklung strukturelle Konsequenzen.
Unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen Erzeugerkapazität von ca. 17.000 t pro Einheit könnten im Jahr 2018 lediglich noch 230 Fe-Gießereien an den Märkten tätig sein. In reichlich 20 Jahren Entwicklung hat sich damit die Anzahl der deutschen Eisen-, Stahl- und Tempergießereien nahezu halbiert. Begleitet wird dieser Prozess aber auch durch immer stärker einfließende staatliche Regularien sowie dem dramatischen Bevölkerungsschwund, der insbesondere den ostdeutschen Gießereien massiv zusetzen wird.