Nach einer mehrmonatigen Wartezeit kam endlich die Zusage für mein siebenwöchiges Praktikum in Zagreb, Kroatien. Ich freute mich riesig, und um gleich alles unter Dach und Fach zu bringen, habe ich sofort alles ausgefüllt, Flüge gebucht und alle Materialien zum DAAD zurück geschickt.
Am 29.08.2012 (Mittwoch) war der große Tag dann endlich gekommen. Von Dresden aus flog ich nach Stuttgart und von dort nach 1 ½ stündigem Aufenthalt weiter nach Zagreb. Nach 4 ½ Stunden Flug und der Fahrt mit einem Shuttlebus kam ich endlich am Busbahnhof von Zagreb an. Mich erwarteten 32°C und ein blauer Himmel. Meine Zeit in Kroatien begann super. Auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt konnte ich meine ersten Eindrücke von Zagreb sammeln. Ganz im Ernst: Es hätte jede Stadt sein können vom Aussehen her; ganz normale Stadtrand- und Industriegebiet mit viel Werbung.
Am Busbahnhof wurde ich sofort von einem IAESTE-Mitglied in Empfang genommen. Mir wurde einiges Infomaterial über Zagreb überreicht und so viel erzählt, dass ich die Hälfte bei der Ankunft in der Unterkunft schon wieder vergessen hatte. Um in meine Unterkunft (ein riesiges Wohnheimareal) zu gelangen, nutzten wir die Tram (wichtigstes Transportmittel). Nach 25 Minuten Fahrt kamen wir an. Dann hieß es einchecken, Schlüssel und Bettwäsche holen und dann den 20kg-Koffer in den 2. Stock schleppen. Als ich auch diese Hürde gemeistert hatte, konnte ich erst einmal wirklich wahrnehmen, wo ich war (es waren doch ganz schön viele Eindrücke auf einmal). In einem Zimmer wohnten immer 2 Leute und eine Etage teilt sich 2 Duschräume, Toiletten und Waschräume. Die Zimmer waren sehr sporadisch mit zwei Betten, 2 Schreibtischen, 2 Stühlen und 2 Kleiderschränken eingerichtet. Aber es reicht für die paar Wochen ;-). Waschmaschinen gab es in den Unterkünften leider nicht, aber man konnte seine Wäsche für ein paar Euro in einem Waschsalon, der sich auf der anderen Straßenseite befand, waschen und trocknen lassen. Was sehr gut geplant war, war die Tatsache, dass meist zwei IAESTE-Praktikanten sich ein Zimmer teilten. Ich fand das super, weil man sich so noch besser kennen lernen konnte. Als ich ankam, war die erste große „Praktikantenwelle“ schon vorbei. Wir waren zu der Zeit vielleicht gerade einmal 3 Praktikanten. Dies änderte sich aber ganz schnell am folgenden Wochenende und in den nächsten Wochen. Es war ein großes Kommen und Gehen. Es war super, so viel neue und nette Leute aus aller Welt kennen zu lernen. Wir waren meistens so zwischen 10 und 15 Leute (50% Deutsche) und haben auch fast immer alles zusammen unternommen. Es war einfach genial. Wir haben immer zusammen in der Kantine auf dem Gelände der Wohnhäuser gegessen und danach meist die Abende zusammen verbracht (Musik gehört, Filme geschaut, Spiele gespielt, Karten gespielt, sind feiern gewesen, in Bars gewesen usw.). Wenn man wollte, konnte man jeden Abend etwas unternehmen. An den Wochenenden (welche immer von verschiedenen Leuten meistens während der Arbeitszeit geplant wurden) haben wir so viel unternommen. Zagreb eignet sich super um die Hauptstädte der angrenzenden Länder zu bereisen. So hatten wir die Möglichkeit, Ljubljana, Budapest und Belgrad zu besuchen (Sarajevo haben wir leider nicht mehr geschafft). Außerdem fuhren wir noch zu den Plitwitzer Seen, nach Zadar, Pula, Dubrovnik und Split. Natürlich haben wir uns auch alles Sehenswerte in Zagreb angesehen! Die Wochenenden waren meistens sehr anstrengend und mit wenig Schlaf gesegnet. Zum Glück konnten die meisten auf Arbeit etwas ausruhen 😉 Eigentlich hatte ich ja geplant, 7 Wochen Praktikum zu machen.“ Dummerweise“ war aber in der ersten geplanten Woche meine Chefin noch im Urlaub, so dass ich auch noch frei und sehr viel Zeit hatte, um alle Ecken und Winkel von Zagreb zu sehen (und die restlichen Leute aus der Gruppe durch meine Freizeit eifersüchtig zu machen). Zagreb ist eine wirklich schöne Stadt mit ihrer Architektur und Stadtaufteilung. Diese sollte man sich auf jeden Fall mal anschauen.
Mein Praktikum an sich war sehr relaxed. Ich studiere eigentlich Geophysik, bin auch im Institut Geophysik gelandet, aber in der Abteilung Meteorologie. Aber das machte mir nichts weiter aus, da ich während meines Praktikums nur mit Matlab arbeiten musste, welches auch in der Geophysik viel verwendet wird. Da ich nicht wirklich ein Programmiergenie bin, war es für mich super. Ich hatte viel Zeit eine Menge über Matlab und das allgemeinen Programmieren im Selbststudium zu lernen. Wenn ich mal Probleme hatte, waren meine Kollegen sofort zu Stelle mit Rat und Tat. Was super praktisch ist in Zagreb: Jeder Hinz und Kunz kann Englisch und teilweise auch Deutsch. Auch in meinem Institut konnten alle perfekt Englisch sprechen. Dies war für mich eine super Übung. Nach einer Woche bekam ich Unterstützung durch eine zweite Praktikantin aus England (allerdings über ein anderes Programm). Wir arbeiteten dann zusammen in einem Büro und durften zusammen an einem Zwischenbericht über eine laufende Messung arbeiten. Dies hat alles super geklappt. Die Arbeitszeiten waren für Kroatien normal: 9:30 – 17:00 Uhr. Leider hatte ich einen sehr langen Fahrtweg (1 h).
Zum IAESTE LC Zagreb kann ich auch nur positive Dinge schreiben. Es wurde für unsere Ankunft viel organisiert (Abholung vom Ankunftsort, kroatische Handykarte organisieren, Stadtpläne und Guide- Bücher besorgen usw.) und auch während unserer Zeit wurden wir super betreut. Wenn wir Probleme hatten, brauchten wir uns nur kurz melden und sofort kam Hilfe. Uns wurde so schnell wie möglich das Internet eingerichtet, Essenskarten für die Kantine und auch Tramtickets besorgt, wobei letzteres die meisten nicht brauchten (die Kontrolleure sind so auffällig, dass man einfach schnell aussteigen konnte und 5-7 Minuten auf die nächste Tram gewartet hat). Jeden Mittwoch war in einem Park ein IAESTE-Meeting. Da trafen sich alle Mitglieder und Praktikanten, berichteten von ihren Wochen, unterhielten sich und tranken auch ein oder zwei Bier. Diese Treffen waren schön (außer wenn es zu kalt war). An meinem vierten Wochenende fand das große „GetTogether“ des kroatischen IAESTE statt. Viele Praktikanten aus Kroatien, aber auch aus Österreich oder Bosnien, fanden den Weg nach Zagreb und verbrachten mit uns ein super Wochenende. Für uns wurde ein Barbecue, ein Museumbesuch des Neandertalermuseum in Krapina, ein typisch kroatisches Mittagessen, ein Besuch der Burg Veliki Tabor, ein Nachtschwimmen, eine Stadtführung und ein Bar-Abend organisiert. Es war fantastisch. Auch ein internationaler Abend fand einmal statt. Jeder Praktikant hat etwas Typisches aus seinem Heimatland gekocht, war genial.
Zu den Kosten kann ich sagen, dass ich das ganze Gehalt für die Reisen an den Wochenenden aufgebraucht habe. Ansonsten war für uns, da wir im Wohnheim wohnten und in der Kantine gegessen haben, alles recht günstig. Wir sind eigentlich alle gut hingekommen.
Als es für mich dann Zeit war, wieder nach Deutschland zu fliegen, wurde es auch für die meisten anderen Zeit. Innerhalb von 1 ½ Wochen sind etwa 80% der Leute abgereist.
Noch ein paar Worte zu dem Wetter. Wir hatten wirklich Glück. Die Wochenenden waren immer ohne Regen und meistens auch warm (im Durchschnitt 20°C). Auch die Woche über hatten wir in den 8 Wochen vielleicht insgesamt 4 Tage Regen. Es war ein super Spätsommer und Frühherbst. Die Temperaturen befanden sich meistens tagsüber zwischen 18 und 25°C. Besser konnte es nicht sein. Nur nachts wurde es in den letzten Wochen auch mal um die 8°C kalt.
Schlussendlich kann ich sagen, dass das Praktikum in Zagreb eine super Erfahrung für mich war. Ich habe viel gesehen, bin viel gereist, habe super viele interessante Leute kennen gelernt und mein Englisch hat sich sogar in den 8 Wochen verbessert.
Ich kann ein Praktikum über IAESTE nur weiter empfehlen. Die Zeit geht nur viel zu schnell vorbei …