2013 Südamerika Brasilien Geoökologie

Erfahrungsbericht meines Auslandspraktikums an der UFOP Universität in Ouro Preto, Minas Gerais, Brasilien

2013 südamerika brasilien egoökologie

Nach dem ich im ersten Anlauf noch kein Glück hatte einen Praktikumsplatz über IAESTE zu bekommen, erhielt ich einige Wochen später doch noch die Möglichkeit, mich um einen Praktikumsplatz in meinem Wunschland Brasilien zu bewerben. Nach der Bewerbung vergingen Monate bis schließlich 4 Wochen vor regulärem Praktikumsbeginn die langersehnte Zusage kam. Nun hieß es schnellstmöglich einen Flug buchen und alle  nötigen Papiere für den DAAD zurückschicken. Viele Informationen zu meinem Praktikum oder zur Unterkunft habe ich  im Vorfeld nicht bekommen. Einen Tag vor Abflug erhielt ich noch die Kontaktdaten meines Praktikumsbetreuers.

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2013 Asien Indien Maschinenbau

     Erfahrungsbericht: Indien-Karunya University

Zeitraum: November 2013 bis Januar 2014

Anfang November brach ich nach Indien, genauer gesagt zur Karunya University, Coimbatore, India, auf. Zur Vorbereitung blieb nur wenig Zeit, da ich zu dieser Zeit meine Masterarbeit fertiggestellt habe. Die Bewilligung des Visums (Typ: X-Entry) verlief reibungslos und zügig. Eine Auffrischung der gängigen Schutzimpfungen ist empfehlenswert; eine Malariaprophylaxe ist meiner Erfahrung nach nicht notwendig.IMG_8042

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2013 Asien Tadschikistan Umwelt-Ingenieurwesen

Mein Erfahrungsbericht beginnt in Freiberg. Denn hier arbeite ich seit mittlerweile über 2 Jahren im IAESTE-Lokalkomitee und hatte daher schon in Freiberg mit internationalen Praktikanten gearbeitet. Im Herbst 2012 hatten wir eine sehr lustige Gruppe von 5 Praktikanten aus Spanien, Portugal, Brasilien und – Tadschikistan. Da ich schon für längere Zeit in Russland war, aber gerne andere russischsprachige Länder kennen lernen wollte, war also mein Interesse für Zentralasien geweckt worden.

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Als blonde Frau allein nach Tadschikistan. Das stieß bei vielen meiner Bekannten auf Vorurteile unterschiedlicher Art, denn entweder hört man von dort gar nichts -oder wenn, dann nicht viel Gutes. Drogentransitland, an der Grenze  zu Afghanistan, postsowjetisch, muslimisch, verarmt um nur einige Vorurteile zu nennen. Ich habe mich dennoch beworben. Ich hatte sogar das Glück gehabt, im regulären Verfahren meinen Erstwunsch zu bekommen- als ich jedoch die O-Form in meinen Händen hielt, stellte sich heraus, dass diese Firma nur männliche Bewerber möchte. Ich wollte es nicht glauben, im Nachhinein verstehe ich aber, dass es tatsächlich noch diese strikte Trennung gibt, zumindest in Tadschikistan. Glücklicherweise hatten wir noch einen zweiten Platz in Tadschikistan, allerdings war der im Bereich „Elektrotechnik“ ausgeschrieben. Da ich zumindest Grundlagenvorlesungen in diesem Fach auch in meinem Studiengang habe, dachte ich mir, versuche ich mein Glück. Und tatsächlich, im Juni kam also die Bestätigung, dass es im August losgehen sollte.

Also begann die Vorbereitungsphase, wo allerhand Impfungen einzuholen, das Visum beantragt und der Flug gebucht werden musste. Insbesondere zweiteres bereitete mir teilweise sehr viel Kopfzerbrechen, da ich eine Einladung bekam, die genau meinen Praktikadaten entsprach. Die Direktflüge von Frankfurt am Main nach Dushanbe, meiner Meinung nach, die günstigste Option um nach Tadschikistan zu kommen, gingen jedoch samstags bzw. sonntags. Also dachte ich, dass das organisatorisch alles etwas ungünstig werden würde. Allerdings wurde mir dann vonseiten des IAESTE-LC Khujand mitgeteilt, dass ich in meinem Visumantrag einfach längere Daten angeben könne und diese in der Regel gewährt werden. So habe ich nach meinem Praktikum sogar noch Urlaub machen können. Das also als Hinweis an alle künftigen Bewerber: Die tadschikische Botschaft scheint bei der Visaerteilung sehr viel entspannter zu sein als die russische. Wer will kann natürlich auch eine Agentur damit beauftragen und hat keinerlei Sorgen, aber auch die kostengünstigere „Do-it-yourself“-Variante ist ohne Probleme per Post machbar. Aber nun endlich zu Tadschikistan.

Letztendlich bin ich also bei Giavoni bzw. Carerra, einer Jeansfabrik in Khujand, der zweitgrößten Stadt und dem industriellen Zentrum Tadschikistans, gelandet. In den 6 Wochen während meines Praktikums lernte ich natürlich auch einige Aspekte kennen, die den oben beschriebenen Vorurteilen entsprachen, aber genauso auch sehr viele andere Seiten dieses Landes.

Gerade zu  Beginn war ich begeistert von der unglaublichen Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen, insbesondere in meiner Gastfamilie. Normalerweise hatte ich gehört, dass IAESTE-Praktikanten in Studentenwohnheimen oder Wohnungen zusammen mit anderen Praktikanten untergebracht werden, in Tadschikistan ist das jedoch generell etwas anders. Ich lebte in einem typischen Neubaublock aus Sowjetzeiten, am Rande von Khujand. Nicht nur wurde ich dort mit verschiedensten Gerichten der tadschikischen Küche verköstigt, ich bekam auch ein eigenes Zimmer mit dem einzigen richtigen Bett überlassen, während mein Gastbruder und meine Gastmutter auf „traditionell tadschikischen Betten“ zu schlafen pflegten, d.h., Bodenmatten. Die Gastfamilien in Tadschikistan bekommen keinerlei Geld von IAESTE Tadschikistan und sind daher sehr an kulturellem Austausch interessiert. Mir kamen hierbei grundlegende Russischkenntnisse sehr zu Gute, zum einen was die Kommunikation mit meiner Gastmutter anbelangte, aber auch in alltäglichen Situationen war dies sehr hilfreich. Mein Gastbruder war in meinem Alter und selbst IAESTE-Mitarbeiter und sprach fließend Englisch. Das war für mich letztendlich immer eine willkommene Abwechslung gegenüber dem Russischen, von dem ich ansonsten auch im Fernsehen und auf Arbeit umgeben war.

In Khujand findet man noch sehr viel Sowjetarchitektur wieder, was einen mitunter sehr an russische Städte erinnert, aber auch der orientalische bzw. muslimische Einfluss ist nicht zu übersehen. Letzteres insbesondere dann, wenn man sich zum Pandshanbe, dem Basar im Zentrum Khujands, begibt. Von dessen erster Etage kann man einen guten Blick auf das geschäftige Treiben im Erdgeschoss erhaschen. Bei Preisverhandlungen wird man als Ausländer immer den kürzeren ziehen, aber man sollte es wenigstens mal ausprobiert haben. Die unendliche Menge und Frische an Gemüse und Obst auf dem Basar war schier überwältigend und auch geschmacklich waren die frisch erworbenen Melonen, Pfirsische und Tomaten im Vergleich zu in Deutschland erwerblichen um Welten schmackhafter.

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Mir kamen die Straßen sehr viel breiter vor als in Deutschland, und außerdem waren fast alle von offenen Bewässerungs- bzw. Abwasserkanälen gesäumt. Dadurch kommt man immer wieder zu seiner täglichen Portion Sport um diese im Sprung zu überqueren. Außerdem ist das Stadtzentrum reich an zahlreichen Brunnen, welche abends beleuchtet und teilweise mit Musik beschallt werden. Somit wird aus einfacher Landschaftsdekoration ein lebendiger Treffpunkt für Jung und Alt- in Kombination mit Eis ein sehr entspannter Tagesausklang. Aber wo wir gerade bei Straßen waren, was ich auch unbedingt erwähnen sollte, ist der tadschikische Verkehr. Nicht nur fühlt man sich dort aufgrund der vielen ehemals deutschen Autos, die teilweise heute noch die Adressen und Telefonnummern von deutschen Malerfirmen tragen, sehr heimisch. Man vermisst gleichzeitig die gute alte deutsche Disziplin und Ordnung im Straßenverkehr. Ampeln und Straßenschilder besitzen dort meist eher dekorativen Charakter, im Endeffekt scheint sowieso jeder zu fahren wie er will, was durch die zahlreich vorhandenen Schlaglöcher noch verstärkt wird. Abenteuer hat man also täglich.

Obwohl 93% des Landes aus meist recht kargen Bergen bestehen, waren die meisten Städte doch  sehr grün, und auch auf den Strecken dazwischen findet man immer wieder grüne Felder vor, welche reichlich bewässert werden. Als Europäerin bzw. Deutsche habe ich mir oft gedacht, welche unglaubliche Verschwendung das darstellt, allerdings ist es auch nahezu zwecklos mit Tadschiken darüber zu diskutieren, da der gedankenlose Umgang mit Wasser für sie Normalität bedeutet. So kam es auch des Öfteren vor, dass ich Kinder dabei beobachtete, wie sie mit einem Wasserschlauch die Bushaltestelle wässerten, bzw. deren Beton kühlten… das Wasser war bei 40°C in spätestens 10 Minuten wieder verdampft.

Mein Alltag in Khujand war für mich in mancherlei Hinsicht eine Herausforderung. Ich hatte Glück, dass Giavoni firmeneigene Busse besaß, welche ihre Arbeiter in der Stadt einsammelte, da ich so erstmal ohne Probleme von zu Hause zur Arbeit und zurück gelangte. Ein System für den öffentlichen Personen Nahverkehr, wie wir es kennen, gibt es in Tadschikistan nämlich nicht. D.h., es gibt im Wesentlichen zwei zentrale Haltestellen, Univermag und Pandshanbe, dazwischen bzw. in den äußeren Vierteln muss man Winken und eine Marshrutka, d.h. einen Minibus, anhalten. Allerdings muss man auch wissen, wohin die entsprechenden Marshrutkas fahren, denn Fahrpläne o.ä. gibt es nicht. Von Khujand gibt es bis heute nicht einmal einen kompletten Stadtplan. Und der Abschnitt im Reiseführer (Erscheinungsdatum 2010) war zum einen eher knapp gehalten und zum anderen nach 3 Jahren schon wieder unaktuell. Sitzt man einmal in der Marshrutka, muss man aber wenigstens „Dorit“ sagen können, damit der Fahrer annähernd versteht, dass er demnächst anhalten soll. Das kann dann auch 500 m nach dem eigentlich geplanten Ausstieg erfolgen, aber nach einer Weile entwickelt man das richtige Zeitgefühl.

Die einzige Hilfestellung, die ich letztendlich für die Rückfahrt ins 13. Viertel, wo ich wohnte, bekam war, dass ich nach Marshrutkas schauen sollte, auf denen „8-12“ stand, was so viel heißt wie, dass die Marshrutka ins 8. Und 12. Viertel fährt. Wer sich jetzt die logische Frage stellt, wieso man damit auch ins 13. Viertel kommt: Die Nummerierung der Viertel in Khujand folgt auch nur einer bedingten Logik. Wahrscheinlich waren zu Sowjetzeiten mal mehr Viertel geplant, welche jeweils durch größere Hauptstraßen getrennt werden. Allerdings kam es wohl nicht mehr dazu, dass einige Viertel gebaut wurden, weshalb die Nummerierung auf der nördlichen Seite des Syrdarya wie folgt aussieht: 3-8-12-13-18-19-20-21-30-33-34. Die nächste Brücke zwischen Stadtzentrum und 13.Viertel verlief genau zwischen 19. und 20.Viertel, aus der Stadt kommend bog die Marshrutka dann nach links ab. Dort fuhr sie zunächst entlang der Hauptstraße, die südlich alle Viertel tangiert bis sie schließlich auf die Straße, welche das 8. Und das 12. Viertel trennt einbog, dann auf der Nordtangente wieder zurück fuhr und dann schließlich in die Straße einbog, die das 12. und 13. Viertel trennte.

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Bis ich dieses umständliche System erklärt bekam vergingen 3 Wochen und auch dann nur unter Unbehagen. Als Gast und insbesondere Frau ist man in Tadschikistan sehr umsorgt und teilweise überbehütet, was unter anderem auch dazu führte, dass ich äußerst selten Dinge wie Marshrutkatickets oder Essen bezahlen durfte. Allerdings ist dies tatsächlich kulturell bedingt und bedeutet keinesfalls, dass man denjenigen nicht zutraut, selbstständig Bus zu fahren oder anderweitige Dinge zu erledigen. Mitunter ist es auch praktisch, männliche Begleitung zu haben, da man dann in keinster Weise von anderen Männern belästigt wird. Sonst kommt es regelmäßig vor, dass Autos anhalten und einen mit diversen „Anmachsprüchen“ konfrontieren, da man schlichtweg auffällt. Ich glaube, dass ich nicht lüge, wenn ich sage, dass ich die einzig blonde Person in ganz Khujand war.

Hinzu kam, dass Khujand ein eher kleines IAESTE-Komitee besitzt, d.h. 2013 gab es dort im gesamten Jahr nur 5 Praktikanten, und ich war die letzte. Zeitgleich mit mir war noch ein Praktikant aus der Türkei da, mit dem ich gewissermaßen eine Symbiose eingegangen war: Er konnte nur Türkisch und Englisch, von daher war er mein Bodyguard und ich seine  Dolmetscherin. Wie gesagt, als Frau ist ein Spaziergang durch die Stadt in männlicher Begleitung wesentlich weniger anstrengend als allein. Leider haben wir den American Corner in der Bibliothek, die sich am Univermag befindet, erst an meinem letzten Wochenende entdeckt. Ansonsten empfehle ich jedem, dorthin zu gehen, der englischsprachige Begleitung sucht, denn die Leute da können meist sehr gut Englisch und man kann nicht erwarten, dass immer jemand der IAESTE- Leute Zeit hat. Normalerweise hat der American Corner nur unter der Woche geöffnet, aber wir haben dort wie gesagt am Wochenende Leute angetroffen… es werden dort wohl auch regelmäßig Kurse angeboten, aber man kann dort neben Büchern auch DVDs und sogar Brettspiele finden…für Tadschikistan wohl eine Besonderheit.

Neben den vielen Besonderheiten Tadschikistans war aber natürlich auch mein Praktikum fester Bestandteil meines Alltags. Entgegen meiner Befürchtungen musste ich keine Stromschaltungen warten, sondern durfte jede Abteilung des Betriebs von der Rohbaumwolle bis zur fertigen Jeans einmal kennen lernen. Der Fokus wurde dabei auf Qualitätssicherung gelegt, aber natürlich teilweise nach tadschikischem Standard. Allerdings ist Giavoni keinesfalls gleichzusetzen mit Textilfirmen in Bangladesh, von denen man immer wieder Bilder im Fernsehen sieht. Dadurch, dass Giavoni ein tadschikisch-amerikanisch-italienisches Unternehmen ist, ist die Technik vergleichsweise modern.

Auch Qualitätssicherung, insbesondere bei der Rohbaumwolle, Spinnerei und Weberei wird sehr ernst genommen, da jeglicher Ausschuss die Produktion negativ beeinflusst und somit weniger Einnahmen bringt und nach amerikanischen Standards gearbeitet wird. So ist beispielsweise die Faserlänge der Baumwolle für die Festigkeit des versponnen Garns und somit auch für die Reißfestigkeit des Stoffes von großer Bedeutung. Meine Lieblingsabteilung war letztendlich das Farblabor, in dem für die neue Kollektion die Rezepturen für verschiedene Farbtöne erarbeitet, bzw. verbessert wurden. Insgesamt waren alle meine Kollegen unglaublich aufgeschlossen und freundlich, einige hatten mich sogar zu Geburtstagsfeiern, Ausflügen oder Abendessen eingeladen. Allerdings denke ich, dass mein wesentlicher Vorteil tatsächlich in meinen ansatzweise vorhandenen Russischkenntnissen bestand, da ich in meiner Firma genau 2 Leute getroffen habe, die Englisch konnten.

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Am Wochenende unternahm ich meist Ausflüge zusammen mit anderen IAESTE-Mitarbeitern, z.B. nach Kairakkum, Istarafschan, Sharistan oder Taboshar. Kairakkum ist ein großer Stausee nicht weit von Khujand und Taboshar ein Dorf, das von deutschen Kriegsgefangenen gebaut wurde. Das spiegelt sich in der Architektur sehr stark wieder. Während dieser Fahrten habe ich auch Einblicke in das „einfache“ Leben in tadschikischen Kleinstädten bzw. Dörfern bekommen. Hatten wir in Khujand durchschnittlich nur 1 bis 2 mal pro Woche Wasser- oder Stromausfall ist dort teilweise weder Strom noch fließend Wasser vorhanden. Armut spielt dort also durchaus eine Rolle, allerdings sind die Menschen Fremden gegenüber nach wie vor so freundlich, dass sie einem gewissermaßen das letze Stück Fleisch geben.

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Die tadschikische Küche ist generell auch etwas speziell. Die meisten Gerichte enthalten sehr viel Fleisch und sehr viel Öl. Da Öl bzw. Fett in Tadschikistan als besonders wertvoll gilt, bekommt man als Gast meist besonders viel davon, da man Gästen ja etwas Gutes tun will. Von seinen europäischen Essgewohnheiten sollte man sich also etwas verabschieden. Aber es gibt neben DEM Nationalgericht- Plov (Reis mit Karotten, Kichererbsen, Rindfleisch und Speck zusammen angebraten bzw. gekocht)- sogar ein vegetarisches Nationalgericht: Kurutob. Kurutob besteht aus einer Art dünnem Weißbrot, was in Stücke gerissen mit Tomate, Gurke und einer Art gewürzten Sahnesoße in Holzschüssel serviert wird und traditionell mit Fingern gegessen wird- als Europäer bekommt man aber in der Regel automatisch Besteck gereicht. Dieses besteht in Tadschikistan aber im Übrigen nur aus Löfel und Gabel- in der Hinsicht ist man ökologischer veranlagt, da man Abwasch sowohl für Messer spart, als auch für mehrere Töpfe, da in der Regel alle Gerichte in einem Topf gekocht werden. Sehr zu empfehlen- zumindest in Khujand, wo es auch vegetarische mit Kürbis, Zwiebel, Kräutern oder Kartoffeln gibt- sind außerdem Sambusas, gefüllte Teigtaschen. Ursprünglich enthalten diese jedoch auch sehr viel Fleisch.

Nachdem ich all diese Dinge in Khujand kennen lernen durfte, habe ich nach Beendigung meines Praktikums noch eine Woche Urlaub in Dushanbe angehangen. Dazu bin ich diesmal mit dem Jeep gefahren, anstelle des Inlandsflugs. Dadurch sieht man wesentlich mehr von der meist sehr bergigen Landschaft und die Fahrt über Bergpässe, an steilen Straßen, durch Flusstäler und Tunnel ist ein einziges Abenteuer. Mitunter sieht man einen der chinesischen Laster, die einem für gewöhnlich bei Überholvorgängen in Kurven entgegen kommen, an einem Berghang hängen, oder ein störrischer Esel weigert sich partout, die Straße zu verlassen. Man sieht Baumwollarbeiter bei der Ernte, Lastwagen mit tonnenweise frisch geernteten Zwiebeln oder Straßenverkäuferinnen am Straßenrand. Während der 6-stündigen Fahrt auf den 300 km Strecke passiert man 5 Mautkontrollen, an denen sich glänzende Schilder mit der Aufschrift „innovative road solutions“ befinden- Innovation heißt in Tadschikistan wohl manchmal schlicht Geld für die einzig vorhandene Straße zu verlangen. Hinzu kamen in meinem Fall noch 5 weitere „Straßenkontrollen“ bzw. inoffizielle Mautstellen durch die Polizei, die ich glücklicherweise von der Rückbank des Jeeps beobachtete während der Fahrer der Polizei ein paar Somon in die Hand drückte… auch das gehört zum Klischee und ist leider wahr.

Aber genauso könnte ich meinen Bericht mit unendlich vielen weiteren Details fortsetzen und würde wahrscheinlich nie ein Ende finden. Ein besonderes Highlight gilt es aber sich noch zu erwähnen: In Dushanbe habe ich unseren Praktikanten, der letztes Jahr in Freiberg war, wieder getroffen. Er hat mir geholfen, ein tadschikisches Kleid auf dem Basar zu kaufen. Das brauche ich, wenn ich in 6 Jahren oder so zur Hochzeit meines Gastbruders mal wieder nach Khujand reise. Einen Tag lief ich damit aber auch schon durch den botanischen Garten in Dushanbe- er in westlicher Kleidung, ich im tadschikischen Gewand. Doch neben meinem Kleid habe ich so viel mehr Dinge aus Tadschikistan mitgenommen, die sich nicht in einen Bericht fassen lassen. Wer Abenteuerlust und Geduld mitbringt, und gleichzeitig bereit ist für Improvisation und Luxusverzicht, dem ist Tadschikistan zu empfehlen.

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2012 Europa Spanien Angewandte Naturwissenschaft

Am 30. August 2012 flog ich nach Valencia und wurde dort von einem  IAESTE  Mitarbeiter direkt  am Flughafen abgeholt. Er brachte mich direkt zu meiner Wohnung und half mir den Mietvertrag zu verstehen.  Am darauffolgenden Montag sollte eigentlich mein Praktikum an der Universität Valencia, Campus Gandia, starten, doch früh am Morgen sagte mir ein anderer IAESTE Mitarbeiter, dass er mich erst am nächsten Tag zu meiner Arbeitsstelle fahren würde. Am nächsten Tag wurde ich also direkt zu meiner Betreuerin nach Gandia, ca. 70 km südlich von Valencia, gefahren.  Meine Betreuerin war sehr nett, hat allerdings nicht sehr gutes Englisch gesprochen, deswegen half mir der IAESTE Mitarbeiter bei der Kommunikation. Meine Betreuerin erzählte mir, dass ich mir selbst ein Thema, über dass ich eine Literaturarbeit anfertigen sollte aussuchen soll. In der Stellenausschreibung stand eigentlich dass es um Forstwissenschaft gehen sollte, allerdings stellte sich heraus, dass es hauptsächlich um Tourismus geht. Ich sollte also ein Thema finden was mein Studienfach (Biotechnologie) mit Tourismus verbindet und darüber eine Arbeit schreiben. Meine Betreuerin schlug mir vor, dass ich auch einen Computerarbeitsplatz in Valencia, an der Universität bekommen könnte, damit ich nicht jeden Tag über eine Stunde mit dem Zug fahren musste.

Zunächst sollte ich mir ein Thema über, dass ich schreiben wollte heraussuchen und mit ihr besprechen. Da ich noch keinen Computerarbeitsplatz hatte versuchte ich in der ersten Woche mit meinem Netbook Themen zu recherchieren und schicke meiner Betreuerin Vorschläge. Leider musste ich oft mehrere Tage auf eine Antwort warten. Da meine Betreuerin mir in der zweiten Woche noch nicht sagen konnte, wann ich endlich ein Arbeitsplatz bekommen würde fuhr ich in der zweiten Woche zum IAESTE Büro. Das war leider geschlossen, und mir wurde gesagt dass das Büro erst am 17. September wieder öffnet. Ich schrieb also nochmal einem IAESTE Mitarbeiter, dass ich dringend einen Arbeitsplatz brauche, er meinte das wäre kein Problem. Anscheinend war es allerdings doch ein riesiges Problem. In der nächsten Woche versuchte ich über Emailkontakt zu meiner Betreuerin und zu IAESTE endlich einen Arbeitsplatz oder ein Passwort für die Computer der Universität zu bekommen. Als ich Am 17. September wieder im IAESTE Büro war um nachzufragen wie die Dinge stehen, konnte mir der Mitarbeiter keinerlei Auskunft geben und wusste von nichts. Davon berichtete ich wieder einem anderen IAESTE Mitarbeiter mit dem ich Email Kontakt hatte, der mir nun bald ein Formular schickte, was ich ausfüllen sollte. Das füllte ich aus und schickte es sofort wieder an IAESTE. Doch wie so oft kam eine Antwort auf meine Mail erst nach mehreren Tagen. Als nach zähem Email Verkehr, Anfang Oktober immer noch kein Arbeitsplatz für mich da war, machte ich mich daran mit meinem eigenen Netbook von zuhause aus, ohne Datenbankzugang zu recherchieren und meine Literaturarbeit zu schreiben. Einen Arbeitsplatz habe ich bin zum Ende meiner Praktikumszeit nicht erhalten!

Mitte Oktober hatte ich dann meinen ersten Entwurf meiner Betreuerin geschickt, die darauf meinte dass ich noch einen Fragenkatalog anfertigen sollte mit dem ich Studenten interviewen sollte. Das habe ich auch gemacht und ihn ihr geschickt. Allerdings fragte ich mich, wie ich innerhalb einer Woche die Umfrage durchführen, auswerten und meine Arbeit schreiben sollte. Da meine Betreuerin, aber wieder mehrere Tag brauchte um meinen Mail zu beantworten, war keine Zeit mehr noch empirische Daten zu gewinnen, ich versuchte also so gut es ging mit meinem Netbook noch eine Arbeit anzufertigen und habe meiner Betreuerin auch noch eine Vorversion geschickt. in meiner letzen Woche schickte ich ihr dann meine endgültige Version und habe sie auch nach ihrer Meinung gefragt und ob ich eine Beurteilung von ihr erhalten könnte. Sie hat nicht geantwortet, also habe ich ihr vor kurzem noch einmal geschrieben, worauf sie nicht geantwortet hatte. Dass Praktikum war also völlig unzufrieden stellend. Die Betreuung durch IAESTE Valencia war meiner Meinung nach auch ungenügend. Ich habe sehr oft betont, dass ich nur sehr schlecht mit meinem Netbook arbeiten kann, und trotzdem war es nicht möglich einen Arbeitsplatz für mich aufzutreiben. Schwierig fand ich auch dass Emails meist erst nach mehreren Tagen beantwortet wurden, und sich so alles unheimlich verlangsamt hat.

Dadurch, dass ich auch die ganze Zeit nur zuhause war um zu Arbeiten, war es unheimlich schwer Leute kennenzulernen, was meinen Start in Valencia erschwert hat. IAESTE Valencia hat auch zu Beginn meiner Praktikumszeit keine Veranstaltungen angeboten, denn alle Studenten hatten im September Prüfungen, und deswegen wenig Zeit.

2013 Afrika Ghana Werkstoffwissenschaft

Bereits im Bachelor konnte ich erste Auslandserfahrungen sammeln.  Nach meinem Auslandssemester stand fest, dass ich im Studium noch einmal die Chance nutzen möchte ein paar Monate ein anderes Land kennenzulernen.  Ein Praktikum ist dafür sehr gut geeignet, da man mit einheimischen Leuten zusammenarbeitet und so einen extrem guten Einblick bekommt.

Da Ghana in den Tropen liegt, sollte man sich etwas vorbereiten. Hauptsächlich geht es um die Impfungen. Gelbfieber ist Pflicht und was man sich alles von der Liste, die es vom Tropenarzt gibt, leisten will, ist jedem selbst überlassen. Eine Malaria-Prophylaxe ist auch anzuraten, Doxycylin ist beispielsweise extrem billig in Ghana zu kaufen. Außerdem dauert die Beantragung des Visas einige Wochen.

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Ich habe mein Praktikum in Takoradi gemacht, einer Hafenstadt im Westen Ghanas. Meine Firma „Klean Jubilee Services“ hatte ungefähr 10 Mitarbeiter und hat Reinigungs-arbeiten mit Sandstrahlmaschinen und Wasserhochdruckreinigern angeboten, außerdem noch Beschichtungsarbeiten und Gerüstbau. Wie erwartet war die Arbeit sehr praktisch. Einen  fachlichen  Lerneffekt  sollte man von dieser Firma nicht erwarten. Die Arbeit ist stark abhängig von der momentanen Auftragslage, wenn die Auftragsbücher leer sind, so besteht die Hauptarbeit aus dem Trocknen von Sand, der zum Sandstrahlen trocken sein muss. Andere Aufgaben bestanden darin die Männer bei den Sandstrahlarbeiten zu unterstützen, Gerüste auf- und abzubauen oder den Boden einer neugebauten Industriehalle mit einem rutschfesten Belag zu beschichten.  Zur Zeit meines Besuchs war die Firma noch in  der Entwicklungsphase,  eine gute Koordination der Aufträge war zum Teil sehr schwierig, da noch kein eigenes Firmengelände vorhanden war, um beispielsweise das ganze Equipment zentral zu lagern. Durch Kontakte des Chefs hatte aber doch alles Werkzeug ein Dach über dem Kopf. In Deutschland würde man unter diesen Bedingungen gar keine Firma gründen.

Wie schon erwähnt sollte man ein Praktikum in Ghana nicht zwingend der fachlichen Weiterbildung wegen absolvieren. Vielmehr habe ich in der Zeit eine andere Kultur kennengelernt und erfahren wie das Leben in einem Entwicklungsland abläuft. Die Menschen setzen ganz andere Prioritäten und sind mit weniger materiellen Dingen zufrieden.  Klischees, wie eine sehr entspannte Arbeitsmoral (nicht zu verwechseln mit Scheu vor harter Arbeit!) und Probleme mit der allgemeinen Pünktlichkeit und der bei der Erfüllung von Aufträgen wurden voll und ganz erfüllt. Jedoch sind die klimatischen Bedingungen am Äquator im Gegensatz zu Deutschland nicht so gut geeignet um den ganzen Tag zu schuften.

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Neben der Arbeit sind da noch die anderen IAESTE-Praktikanten, von denen in jeder der 4 größten Städte Ghanas einige waren. Takoradi war diesbezüglich dünn besiedelt, da mit mir nur 2 Praktikanten in der Stadt waren. In Takoradi  gibt es nur Fachhochschul-ähnliche Einrichtungen und keine Uni, was den Kontakt zu anderen jungen Leuten erschwert, da keine ghanaischen IAESTE-Mitglieder in der Stadt sind. Dafür wurden aber fast wöchentlich Trips mit den anderen Praktikanten unternommen, bei denen man durch ganz Ghana kommt. Auch dieser Kontakte wegen lohnt sich ein IAESTE Praktikum in Ghana.

Am besten an Ghana haben mir die netten Menschen gefallen, jeder ist sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Wenn man zum Beispiel den Weg zur Trotrostation (Bushaltestelle) nicht kennt, was in Ghana normal ist, da es keine Karten gibt, ist es keine Seltenheit dass sich ein Ghanaer 15 Minuten Zeit nimmt und einen zu dem Zielort bringt, obwohl er selbst nicht dahin muss. Anfangs war diese Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft sehr gewöhnungsbedürftig, jedoch gibt sich das mit der Zeit, solange man den Leuten offen entgegentritt.

Alles in Allem kann ich ein IAESTE Praktikum in Ghana nur empfehlen, es bringt unvergessliche und wertvolle Erlebnisse und vieles zu entdecken in diesem fremden Land.

2013 Asien Kasachstan Verfahrenstechnik

Mein IAESTE-Praktikum an der Staatlichen Universität von Pawlodar (PSU) war für den Bereich Kraftwerks- sowie Elektrotechnik ausgeschrieben. Als Sprachvoraussetzung war Englisch auf hohem Niveau gefordert und dementsprechend waren auch meine Erwartungen. Im Endeffekt habe ich allerdings nicht ein Wort Englisch in der Universität gesprochen, da außer den Angestellten im Internationalen Büro kaum jemand diese Sprache spricht. Daher lief die gesamte Kommunikation auf Russisch, was mir als Sprachtraining sehr gelegen kam. Die Verbesserung meiner Russisch-Kenntnisse war neben dem Kennenlernen eines weiteren post-sowjetischen Landes nämlich meine Hauptmotivation, mich für Kasachstan zu bewerben.

Als ich am ersten Tag den Dekan aufsuchte, in dessen Fachrichtung ich mein Praktikum ableisten sollte, war man am Lehrstuhl erst einmal recht überfordert, was man mit mir genau anstellen sollte. In einem längeren Gespräch erfuhr ich, dass es keine Möglichkeit gibt, direkt in einem Betrieb zu arbeiten und die Universität selbst auch nur wenige Möglichkeiten sieht, mir konkrete praktische Aufgaben zu geben. Nach dieser anfänglichen Ernüchterung einigten wir uns darauf, dass ich vorerst einmal verschiedene Kurse des Lehrstuhls besuche und man verschiedene Exkursionen in Betriebe mit mir unternehmen werde. Letztendlich ist aus den Exkursionen leider nichts geworden, da der Dekan nicht wirklich Interesse an einem Praktikanten wie mir gezeigt hat. In der ersten Vorlesung lernte ich allerdings einen Dozenten kennen, welcher gerade zusammen mit zwei Studenten eines höheren Kurses ein Projekt ins Leben gerufen hatte und mich einlud, daran mitzuarbeiten: Man wollte versuchen, aus organischer Biomasse (vorzugsweise Laub) und Altpapier Brennstoff-Pellets zu pressen. Anstatt für eine aufwändige Entsorgung der Laubmassen im Herbst zu zahlen, könnte man damit einen neuen und gleichzeitig ressourcenschonenden Weg der thermischen Verwertung beschreiten. Auch die Verwertung von Altpapier ist hier in Kasachstan aufgrund eines fehlenden Recycling-Systems interessant.

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Zusammen stellten wir also Laub-Papier-Briketts unterschiedlicher Mischungsverhältnisse her und untersuchten diese auf Dichte, Härte, Anteil flüchtiger Gase sowie weitere charakteristische Brennstoff-Parameter. Dabei orientierten wir uns an europäischen Normen für Brennstoff-Briketts. Mein Bedenken, dass das Laub aufgrund der hohen Verkehrsdichte in der Stadt zu viele Schwermetalle enthält, konnten aufgrund fehlender Apparaturen allerdings leider nicht überprüft werden. Generell war die Laborausstattung recht alt und einfach gehalten, jedoch war alles Notwendige vorhanden oder man musste sich eben wieder einmal in Improvisation üben. Das ist sowieso sehr oft die Divise, allerdings gewöhnt man sich sehr schnell daran und es macht auch irgendwie Spaß. Mein Betreuer war wirklich sehr engagiert und bemüht, jedoch ist der Lauf der Dinge an kasachischen Universitäten recht langsam und zum Teil auch sehr ineffizient. Daher haben wir meiner Meinung nach für sechs Wochen nicht wirklich viel geschafft, mein Team war allerdings zufrieden mit unserer Arbeit. Mein Arbeitsalltag bestand daher im Wesentlichen aus zwei Teilen: Morgens hörte ich Vorlesungen und nachmittags arbeiteten wir an unserem Projekt.

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Meine Freizeit verbrachte ich entweder mit Freunden aus dem Wohnheim oder mit meiner Gruppe aus der Universität. Leider ist IAESTE Kasachstan nur in Almaty, sodass es in Pawlodar keine wöchentlichen Praktikanten-Treffen oder Ausflüge gibt. Das war sehr schade, allerdings hatte man im International Office immer ein offenes Ohr für mich und ich war auch fast jeden Tag da – wenn auch nur für einen kurzen gemütlichen Schwatz oder einen Tee. Untergebracht war ich im Wohnheim der Universität, wodurch ich sehr schnell viele neue Leute kennen lernte. Daher war Einsamkeit mein kleinstes Problem, jedoch gab es anfangs einige Konflikte mit Leuten, die der Meinung waren, sich über Ausländer lustig machen zu müssen. Jedoch ist der Großteil der Menschen sehr freundlich, äußerst interessiert und überaus gastfreundlich und nach ein-zwei Wochen weiß man auch, wen man am besten meidet, um Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Solche Menschen gibt es ja überall, allerdings ist es mir in Pawlodar besonders aufgefallen, da man hier als Ausländer wirklich eine „Rarität“ ist. Mit diesem Besonders-Sein hatte ich anfangs ein wenig Probleme, jedoch pendelte sich dies recht schnell ein, da dies im Kontakt mit meinen neuen Freunden nicht ständig im Mittelpunkt stand. Wir waren öfters mal spazieren, im Kino, kochten zusammen oder trafen uns einfach irgendwo in einem Zimmer im Wohnheim, um gemeinsam zu quatschen oder zu spielen. Das Leben im Wohnheim war generell eine sehr spannende Erfahrung: Entweder bekommt man Gäste oder man geht selbst irgendwo hin, ständig lernt man neue Leute kennen und es gibt noch ein richtiges Gefühl von Gemeinschaft. Nur die Sperrstunde elf Uhr abends war richtig nervig: Danach sollte jeder in seinem Zimmer sein, da man am nächsten Morgen ja Unterricht hat und das Erscheinen in der Uni obligatorisch ist und Fehlen zu Strafarbeit etc. führen kann…

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Zusammenfassend hatte ich eine sehr gute Zeit in Kasachstan, konnte mein Russisch weiter verbessern, habe viele nette Leute und eine interessante neue Kultur kennen lernen dürfen, habe allerdings auch die Freiheiten bei uns in Europa noch mehr schätzen gelernt. Kasachstan ist ein spannendes Land, allerdings sollte man bereits Grundkenntnisse des Russischen haben, um es in allen Aspekten auch so erleben zu können.

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2013 Südamerika Brasilien Geoökologie

Organisation und Unterkunft:

Anfangs war ich sehr überrascht, wie gut IAESTE in Brasilien organisiert ist und sogar mir einen Flughafen-Transfer und sämtliche nette Brasilianer genannt hat, die mich abholen und mich zur Unterkunft bringen. Das war allerdings auch schon der positivste Eindruck, den ich da erhielt. Ich lebte in einer Art Studenten-WG mit anderen IAESTE-Studenten zusammen, die mir anfangs ein paar nützliche Tipps geben konnten. Da sich meine Anreise und auch die Busfahrt von Belo Horizonte nach Viçosa um einige Stunden verzögerte (zu Beginn stand unser Bus gleich im Streik und somit standen wir stundenlang im Stau), war ich etwas nervös, da ich dadurch schon den ersten Praktikumstag verpasst habe- als typisch Deutsche ist das natürlich nicht mit dem eigenen Pflichtbewusstsein vereinbar. Aber diese Einstellung ist das Wichtigste, was man in Brasilien gleich zu Beginn ablegen muss, denn hier läuft alles anders ab und ist garantiert nicht mit deutschen Normen vergleichbar. Die erste Woche bin ich eigentlich nur von Professor zu Professor und von Termin zu Termin gegangen. Das klingt nun stressig- war es aber überhaupt nicht, denn dazwischen lagen meist Tage, bis ein Verantwortlicher mal wieder Zeit für mich hatte. Also fing mein Praktikum schon direkt mit Langeweile und ohne eine vernünftige Aufgabe an. Die erste Frage meines Professors, was ich überhaupt studiere und was ich hier vorhabe zu machen, hätte mich eigentlich schon stutzig machen sollen. Das ausgeschriebene Praktikum war zwar nicht hundertprozentig kompatibel mit meinem Studium, aber gewisse Parallelen konnte ich erkennen und ich dachte mir, dass sie das sicher genauso sehen, wenn sie mich angenommen haben. Wie sich herausstellte, hatte eigentlich kaum jemand Ahnung davon, dass sie eine Praktikantin bekommen sollten und wussten nichts mit mir anzufangen. Da mein Professor keine Zeit für mich hatte und auch meinte, dass ich lieber in meinem Fachbereich arbeiten sollte, überwies er mich an mein Institut, von dessen Existenz ich bis dato nicht einmal wusste. Nachdem ich tagelang von einem zum anderen gereicht wurde, habe ich versucht, mir selbst eine Aufgabe zu „schneidern“, was aufgrund der Sprachbarriere sehr eingeschränkt war.

Praktikumsverlauf:

Auch wenn ich letztlich ein ganz anderes Praktikum hatte, als das, was ausgeschrieben war und auf das ich mich beworben hatte, so konnte ich es mehr oder weniger selbst gestalten und konnte Präferenzen äußern. Jedoch war ich sehr eingeschränkt, weil sehr wenige (ausreichendes) Englisch sprechen. Ich war auch sehr abhängig von den Doktorandinnen, denen ich geholfen und mit denen ich gearbeitet habe. Wenn sie keine Zeit hatten oder nicht im Labor sein konnten, konnte ich nicht arbeiten und hatte frei, was ab und zu vielleicht ganz schön ist, aber nicht permanent. Ich hatte somit kein eigenes Projekt und konnte eigenverantwortlich arbeiten, sondern habe oft nur zusehen und kleinere Hilfsarbeiten verrichten können. Durch die Sprachbarriere wurde vieles erschwert und zum Teil unmöglich. Daher habe ich fachlich gesehen nicht sehr viel dazu gelernt und habe oft nur unter meinen Kompetenzen arbeiten können, aber es war dennoch eine Herausforderung, chemische Versuche und Experimente auf Portugiesisch zu bewältigen. Es ist auch eine eher entspannte Atmosphäre, bei der Hektik oder Arbeitsdruck kaum zum Tragen kommen, da Brasilianer durch ihre Mentalität anders arbeiten als wir Deutschen. Alles in allem kann ich dieses Praktikum nicht weiterempfehlen bzw. den Standort Brasilien, wenn man sich davon ein vernünftiges und förderndes Praktikum erhofft. Die einzigen Vorteile sind erweiterte Sprachkenntnisse und ein gutes Referenzschreiben für den Lebenslauf. Wenn man allerdings viel Freizeit haben möchte und einfach mal was von der Welt sehen will, für den ist diese Praktikums-Urlaubs-Kombination sicher etwas.

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Sprache und Freizeit:

Brasilianer sind ziemlich aufgeschlossen und hilfsbereit und lernen auch gern neue Leute kennen, auch wenn die meisten sehr schüchtern sind und nur zaghaft Englisch sprechen, sofern sie es können. Man kann immer jemanden finden, um abends mal wegzugehen und wie in Deutschland auch sind Studentenfeiern keine Seltenheit. Um aber wirklich tiefgründige Kontakte zu schließen, muss man schon sehr gut Portugiesisch sprechen, wobei man hier unterscheiden muss: das eigene Vermögen, sich auszudrücken ist nicht unbedingt das schwierigste, sondern eher das Hör-Verständnis, was ich zugegebener Weise unterschätzt habe und mir deutlich einfacher vorgestellt hab, zumal ich schon Italienisch und Spanisch-Kenntnisse habe. Aber der Klang des Portugiesischen und die starke Neigung zu Abbreviaturen sind sehr gewöhnungsbedürftig und erfordern einige Übung und Konzentration. Das grundlegende Vokabular erlernt man recht schnell, besonders wenn man auf eigene Faust durchs Land reist und man außerhalb der Uni in den seltensten Fällen einen Englisch-sprechenden Brasilianer antrifft. Zeit zum Reisen hat man eigentlich genug und stellt auch meistens kein Problem von Seiten des Arbeitgebers dar, allerdings wird man schnell eines Besseren belehrt, wenn man der Annahme ist, dass in Brasilien das Reisen günstig sei. Daher sollte man das nötige Kleingeld miteinplanen. Das Land ist riesig und bietet mit seiner enormen Vielseitigkeit viele interessante Orte, die einen Besuch definitiv wert sind.

2013 Europa Ukraine Geophysik und Geoinformatik

  Anreise/Abreise

Am 03.06.2013 begann meine Reise in die Ukraine, genauer gesagt nach Ivano-Frankivsk im Westteil des Landes. Ich flog von Berlin aus über München nach Lviv (im Deutschen: Lemberg) und nahm von Lviv aus den Bus nach Ivano-Frankivsk. Hier kommt schon der erste Tipp für künftige Praktikanten: Versucht so wenig wie möglich mit dem Bus durch das Land zu fahren. Die Straßen in der Ukraine gleichen Buckelpisten und da die Busse nicht, wie in Deutschland TÜV-geprüft sind, kann es ein wirkliches Abenteuer werden. Ich benötigte von Lviv nach Ivano-Frankivsk (ca. 150 km) ungefähr 4 Stunden und im Hochsommer ohne Klimaanlage ist das eine Tortur. Also nehmt wirklich den Zug nach Ivano-Frankivsk oder wenn ihr eine andere Stadt besuchen wollt. Für eine Zugfahrkarte von Lviv nach Ivano-Frankivsk bezahlt man ungefähr 70-80 UAH für die zweite Klasse. Die dritte Klasse ist nur für kurze Strecken zu empfehlen und nicht unbedingt im Hochsommer. Hier sitzt man zusammen gedrängt mit anderen auf harten Pritschen und meist ohne Belüftung. In der zweiten Klasse hat man sein eigenes Bett und nur 4 Menschen sind in einem Abteil. Wesentlich angenehmer.

Unterkunft und das Leben in Ivano-Frankivsk

Alle Praktikanten von IAESTE schlafen in einem Hostel gegenüber der Universität. Das Hostel ist ein Studentenwohnheim mit angeschlossener Arztpraxis. Die Sektion, wo ich untergebracht war, ist die Luxus-Etage des gesamten Gebäudes. Hier wird regelmäßig geputzt, da auf der Etage einige Behandlungsräume des Arztes zu finden sind. Ich wohnte mit einer weiteren Deutschen in einem Zweibettzimmer. Wir hatten einen großen Tisch, zwei Stühle, einen großen Kleiderschrank und ein Regal als Mobiliar. Für Hausstauballergiker ist das Zimmer eine wahre Freude. Also nehmt euch genug Medikamente mit, um der Allergie entgegen zu wirken. Das Bad und die Toiletten sowie eine Dusche teilt man sich mit anderen Praktikanten beziehungsweise mit den nächsten 4 Sektionen. In meiner Zeit hatten wir von zwei Toiletten nur eine zur Verfügung, da bei der anderen einfach die Lampe fehlte. Des Weiteren ging der Boiler für das warme Wasser in meiner ersten Woche kaputt und so hieß es 4 Wochen lang kalt duschen. Zu zweit mieteten wir uns am ersten Wochenende eine Sauna für 150 UAH pro 1 ½ Stunden. Das war toll. Die Einrichtung heißt Pharao und ist nur zu empfehlen. Man hat eine Sauna, ein Swimmingpool, ein Bad und Sofas für sich.

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Das Hostel bietet drei kostenlose Mahlzeiten pro Tag an für jeden Studenten. Es gibt typisches ukrainisches Essen. Ich kann dieses Essen nicht empfehlen, weil es fade und teilweise unzumutbar ist. Aber keine Angst verhungern braucht keiner. Die Kantine in der Universität ist gut und sowieso Essen gehen ist in der Ukraine sehr billig. Ich kann euch das Florens im Herzen der Stadt empfehlen. Dort bekommt man italienisches Essen, was super lecker schmeckt. Der weitere Vorteil ist die englischsprachige Speisekarte. Leider gibt es im Hostel keinen Kühlschrank und so kann man nur das kaufen, was man definitiv am selben Tag isst. Es gibt kleinere Shops in der unmittelbaren Nähe des Hostels und einen großen Supermarkt in der Stadt. Sonst bietet Ivano-Frankivsk eine 100m lange Shoppingstraße im Herzen der Stadt und viele kleine Märkte.

Arbeit, Betreuung und Sprachprobleme

Am zweiten Tag meines Aufenthaltes lernte ich meine Professorin kennen. Mein Praktikum war im Department für Geophysik der Universität angesiedelt und meine Aufgabenbeschreibung klang viel versprechend. Leider hatte ich während der ganzen Zeit nur 2 Aufgaben und somit viel Freizeit. Meine Professorin sah ich jede Woche einmal und dann hatten wir auch noch Verständigungsprobleme. Wenige Studenten oder Professoren sprechen an der Universität Englisch. Man kommt nur mit Russisch oder Ukrainisch weiter, was ich wiederum nie gelernt hatte. Deswegen hat jeder Praktikant einen sogenannten Interpreter. Diese sind Studenten der Uni, die Englisch studieren und für die das ein Job ist. Sie sind dazu verpflichtet mit euch Einkaufen, in die Uni oder auf Reisen zu gehen und werden dafür auch bezahlt. Also lasst euch nicht abspeisen von ihnen sondern fordert euer Recht ein. Die andere Deutsche und ich waren in der ganzen Zeit ziemlich auf uns allein gestellt und haben uns durch den netten jungen Mann in der Touristeninformation von Ivano-Frankivsk weiter helfen lassen. Er organisierte für uns die ersten Wochenendtrips. Eine weitere Möglichkeit, wenn eure Interpreter nicht zur Verfügung stehen, sind die Mitarbeiter des IAESTE Büros. Zu den schon angesprochenen Sprachproblemen: die Menschen in der Ukraine sind wirklich sehr freundlich und haben viel Geduld. Ich habe alles bekommen, was ich wollte und mit Hilfe von Englisch und Zeichensprache ist alles möglich. Was ich jedoch empfehlen kann, ist eine Übersetzer-App oder ein Wörterbuch.

Empfehlenswerte Trips

Ich besuchte in meiner Zeit die Städte Lviv und Kiew sowie einige Orte in den Karpaten. Lviv ist eine kleine aber wunderschöne Stadt, die sehr westeuropäisch orientiert ist. Im Sommer finden in der Stadt viele Festivals statt und man kann viel erleben. Was ich auch empfehlen kann, ist ein Besuch in Kiew möglichst für ein verlängertes Wochenende. Kiew ist eine sehr grüne und weitläufige Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Das Leben in Kiew ist teurer als in anderen Teilen der Stadt, aber immer noch relativ billig im Vergleich zu Deutschland. In Kiew befinden sich auch einige religiöse Zentren der russisch orthodoxen Kirche. Jede Frau sollte bedenken, dass es Pflicht ist ein Kopftuch zu tragen, wenn man Kirchen besuchen will und auch ein Rock wird gern gesehen (aber nicht zu kurz). Sonst muss man das Chimärenhaus in Kiew gesehen haben und die Prachtstraße von Kiew ist immer einen Besuch wert. Auch zu empfehlen ist eine Schifftour über den Fluss und eine Bustour um alle Seiten der Stadt kennen zu lernen. Ivano-Frankivsk liegt in der Nähe der Karpaten und diese Berge sollte man ebenfalls besuchen. Es gibt an verschiedenen Orten Wasserfälle, Bergseen und andere tolle Naturschauspiele zu sehen. Wichtig für alle Auspflüge oder Trips in weit entferntere Städte ist sie rechtzeitig zu planen. Macht euch schon vor dem Abflug aus Deutschland einen Plan, was ihr sehen wollt und setzt das bei euren Interpretern durch. Mir wurde leider dadurch ein Trip nach Odessa verwehrt, da meine Interpreterin ihre Aufgabe nicht so ernst nahm.

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Fazit 

Das 5 ½ Wochen Praktikum in der Ukraine war für mich ein Abenteuer. Es ist ganz anders als in Deutschland und man sollte eine innere Gelassenheit mitbringen. Es läuft teilweise nichts nach Plan und Probleme werden in der Ukraine nicht schnell gelöst. Stellt euch darauf ein auf gewisse Sachen (z.B. Meeting mit eurem Professor) warten zu müssen. Das Praktikum selber war für mich interessant aber ich hätte mir mehr darunter vorgestellt. Für meinen Geschmack hatte ich viel zu viel Freizeit und keine wirklichen Aufgaben. Wenn ihr dieses Praktikum als Pflichtpraktikum in eurer Universität nutzen wollt, rate ich euch ab. Da man kaum Aufgaben hat, kann man auch nicht viel nachweisen. Für mich war es ein freiwilliges Praktikum und somit ok, da ich nebenbei meine Bachelorarbeit schreiben konnte. Sonst ist die Ukraine anderes aber schön. Die Erfahrungen, die ich hier machen durfte, möchte ich nicht missen. Ich habe wirklich nette Leute kennengelernt und einiges über Land und Leute erfahren. Es war ein Abenteuer für mich, das ich rückblickend jedem empfehlen kann.

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2012 Europa Großbritannien Maschinenbau

Ein Anruf erreichte mich von meinen IAESTE-Kolleginnen von der Tauschbörse im Februar: „Wir konnten leider keinen deiner Wunschplätze für dich bekommen… Aber wir hätten da einen Ersatzplatz für dich. Es ist nicht ganz England, aber UK. Möchtest du einen Platz in Glasgow?“ Na ja, dachte ich, ist jetzt nicht deine erst Wahl, aber immerhin ein englischsprachiges, was soll da groß schief gehen?

Garnichts, wie sich herausstellte, denn dieser Sommer mutierte zum besten, den ich je hatte!

Vor meinem Abflug in Berlin hatte ich schon ein ziemliches Bauchkribbeln und war gespannt auf das, was mich erwarten würde. Das war dann auch gleich ein extrem unverständlicher Busfahrer, der anscheinend nicht ganz verstanden hatte, was ich von ihm wollte. Ernüchterung schlich sich an sowie ein leichter Zweifel an meinen Englischkenntnissen. Letztendlich hat er mich aber doch dorthin befördert hat, wo ich hinwollte. Dort wurde ich dann auch gleich von meinem „Buddy“ abgeholt und mit einem Umweg über das Village Office, wo ich meine Schlüssel bekam, in mein Wohnheimzimmer gebracht. Endlich angekommen! Aber es gab keine Zeit zum Pausieren, es ging gleich weiter zum abendlichen Ceilidh (gesprochen: kili), dem traditionellen Tanz der Schotten. Super! Ich glaube so viel Spaß hatte ich vorher selten beim Tanzen. Und nebenbei bildeten sich die ersten Freundschaften unter den etwas früher Angereisten. Am nächsten Morgen bekamen wir dann eine kleine Stadtführung, die wir eigentlich mit dem besuchenden LC Hamburg verbringen sollten, diese stießen jedoch erst recht spät zu uns, da der vorherige Abend in Edinburgh noch in ihren Knochen steckte. Das machte uns natürlich gar nichts, da wir uns ja erst noch selbst und die Stadt kennenlernen wollten.

Und dann war er auch schon da, der erste Arbeitstag. Mein Buddy brachte mich hin, da zu befürchten war, dass ich in das falsche Gebäude gehen würde, denn das eigentliche Gebäude wurde nur wenige Monate von den Chemieingenieuren in Brand gesetzt (makaberer Weise auch noch zu einer IAESTE-Sitzung). Die neuen Büros befanden sich dann aber glücklicherweise direkt über dem Fitnessstudio der Strathclyde University, an der ich arbeitete. Dass man den richtigen Eingang zum Institut für „Mechanical and Aerospace Engineering“ gefunden hatte wurde einem nur durch ein kleines Schild im Treppenaufgang gezeigt. Endlich oben angekommen musste ich mich erstmal in die Warteecke setzen- mein Chef war noch beschäftigt und überhaupt kommt da noch eine andere Praktikantin, auf die ich auch noch warten sollte. Wie sich herausstellte war diese andere Praktikantin eine meiner Mitbewohnerinnen. Der Tag gestaltete sich dann wie jeder erste Arbeitstag: Man wird allen Kollegen vorgestellt, muss endlos Hände schütteln, bekommt seinen Betreuer und ein Thema zugeteilt… Und hat am Ende wieder fast alle Namen der Kollegen vergessen, weil es zu viele für den Anfang waren. Dies legte sich jedoch über die Tage und Wochen und am Ende konnte ich fast jedem Gesicht einen Namen zuordnen. Meine Arbeit gestaltete sich dann jedoch etwas schwierig, da ich mich in ein FEM-Programm einarbeiten musste, was einige Zeit dauerte, am Ende jedoch recht gut geklappt hat, und mein Betreuer anscheinend immer nicht wusste mit wie viel Arbeit er mich belasten kann. So war es die ersten Wochen recht wenig und in den letzten zwei Wochen, in denen er ironischer Weise im Urlaub war, hatte ich dann richtig viel Arbeit zu erledigen. Das war eine gute Zeit, weil sich auch endlich Ergebnisse für unser Projekt ergeben haben, die einen Sinn ergaben und uns zufrieden stellten.

Ein IAESTE-Praktikum besteht dann aber doch nicht nur aus Arbeiten, auch wenn man das bei einem nine-to-five-Job denken könnte- weit gefehlt, der Abend ist ja noch da. An den Abenden haben wir sehr viel unternommen, angefangen bei gemütlichen Filmabenden in den Wohnzimmern mit allen anderen Praktikanten, über die dienstäglichen Stammbarbesuche, Social Events (z.B. Basketball- oder Fußballspiele), viele Kino- und IMAX-Besuche sowie zweier Olympia-Fußballspiele in Hampden und so viel mehr. Es wurde einfach nicht langweilig! Mit so vielen anderen Gleichgesinnten fällt es auch nicht schwer eine Abendgestaltung zu finden.

Für die Wochenenden allerdings waren die LC Scotland Mitglieder zuständig, wobei meist nicht ein LC ein Wochenende organisiert hat sondern mehrere Mitglieder aus Glasgow und Edinburgh dies gemeinsam taten- bei so wenigen LC’s und Universitätsstädten ist das auch kein Problem. Die Wochenenden, egal ob es nur ein Tagesausflug am Samstag oder über vier Tage war, waren alle super organisiert und haben extrem viel Spaß gemacht. Angefangen bei unserem Ein-Tages-Ausflug zum nahegelegenen Loch Lomond, bei dem uns das Wetter (das erste Mal) einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Die geplante Bootstour mit anschließender Wanderung auf einer der Inseln viel sprichwörtlich ins Wasser. Stattdessen haben wir dann eine andere Tour gemacht, sind zu einem Schloss gewandert und haben zum Aufwärmen danach einen schönen Irish Coffee getrunken (die Schotten sagen: Der Irische Whiskey ist gut genug für den Kaffee, mit unserem macht man das nicht!). Und abends ging es wieder zum Ceilidh- und es hat wieder sehr viel Spaß gemacht. Danach mussten wir dann natürlich auch anfangen die Clubszene Glasgows auszutesten- man kann durchaus richtig gut weggehen! Zum Beispiel in den Club mit der größten Discokugel der Welt (ich möchte hier keine Schleichwerbung machen!) oder auch andere kleinere Clubs oder auch Pubs; davon gibt es reichlich. Der Sonntag wurde somit automatisch zum erneuten Glasgowtag ernannt… Der nächste Samstag brachte uns nach St. Andrews, DIE Stadt des Golfes, was wir dann natürlich auch gleich ausprobieren mussten; allerdings nur in Mini. Wir mussten gemeinschaftlich feststellen, dass es doch sehr langweilig und am Strand spazieren doch um einiges toller ist. Die Stadt an sich ist dann aber doch sehr hübsch mit einer sehr guten kleinen Eisdiele, die unglaublich viele Geschmacksrichtungen hat. Die Cathedral- oder was davon noch übrig ist- ist sehr beeindruckend; man kann sich einfach nicht vorstellen, wie die Menschen damals ohne die modernen Hilfsmittel diese riesen Kathedralen gebaut haben.

Weiter ging es zum Schloss, beziehungsweise auch dessen Ruinen, denn viel zu sehen war davon nicht mehr. Der Eintritt ist aber alleine wegen des schönen Ausblicks gerechtfertigt. Danach ging es dann auch schon wieder zurück zum Bus und der 2 ½ -stündigen Fahrt nach Glasgow und einem erneuten Samstagabend in der Stadt.

Neues Wochenende, neuer Ausflug, diesmal für zwei Tage auf die schöne Insel Arran. Nach einer sehr sonnigen Überfahrt auf die Insel ging es direkt in die erste Distillery des Sommers und eine schöne Whisky-Masterclass mit einem Whiskyglas als Souvenir. Nach dem Rundgang durch die Distillery und die auch dort vorhandene Schlossruine brachte uns der Bus zu unserer Unterkunft am unteren Ende der Insel, wo „Haggis, Neeps and Tatties“ auf uns warteten- sehr lecker, auch wenn man nicht unbedingt wissen will, was drin ist. Abends gab es dann noch ein schönes Lagerfeuer am Strand, von dem uns dann jedoch ein stärker werdender Regen vertrieb. Am nächsten Morgen standen dann die Besichtigung der Standing Stones auf dem Programm, die man nur erreichte, wenn man mit Schafkot übersähte Wege langging. Die Wanderung die darauf folgte war sehr viel angenehmer und führte am Strand und einem Golfplatz entlang (von denen gibt es ja über 400 in Schottland). Wieder am Bus angekommen ging es auch wieder zurück nach Glasgow und ins eigene Bett.

Als nächstes Stand Edinburgh auf dem Plan- in Wahrheit stand es unter Wasser. Regen ist man in Schottland ja gewöhnt aber in dieser Woche hatte es so sehr geregnet, dass der Park unter Wasser stand und die Sitzbänke auf dem neuentstandenen Teich schwammen. Wir waren denn auch alle nass- und haben uns trotzdem das Scott’s Monument von oben angesehen, sind die Princess Street und die Royal Mile entlanggewandelt und haben das neugebaute Parlament geführt besichtigt. Ein sehr beeindruckendes Gebäude mit viel Gedanke dahinter. Zum Anschluss des Abends gab es wieder ein Tänzchen und die Rückfahrt nach Glasgow, denn wir wollten uns „den weltbesten Hypnotiseur“ ansehen und mussten letztendlich einsehen, dass das auf der Bühne wirklich nur Show und nicht Real ist. Da der nächste Tag so verregnet wie der vorherige war beschlossen wir nicht nach Edinburgh zurückzufahren- Regen genießt man am besten zu Hause im Trockenen.

Auf ging es zum längsten, anstrengendsten und aufregendsten Trip des Sommers. Vier Tage im Bus standen uns bevor. Am Freitag morgen ging es los mit dem lustigen Spiel „der menschliche Knoten“, bei dem sich alle an die Hände nehmen und wir versuchen am Ende alle wieder in einem Kreis zu stehen, ohne dass diese Kette bricht. Das hat uns einiges an Zeit gekostet und uns gleich am Anfang in Zeitverzug gebracht, was aber nicht so schlimm war, denn die Fähre haben wir dann trotzdem noch gekriegt. Bis dahin fuhr der Bus durch eine wunderschöne Landschaft, die sich von den Lowlands langsam in die Highlands verwandelte. Dabei war uns die Sonne ein ständiger Begleiter, wie auch das ganze Wochenende lang. Die Fährfahrt gestaltete sich als besonders schön, da wir nicht nur Sonnenschein hatten sondern auch Delfine beim Jagen beobachten konnten. Auf der wunderschönen Insel Skye, unserem Wochenendziel, angekommen, gab es Abendessen in der Inselhauptstadt- Fish’n’Chips. Sagen wir es waren nicht die besten des Sommer, dazu später mehr. Auf ging es zu unserem Wochenenddomizil, einem von uns voll belegten Hostel im Norden. Jeder suchte sich sein Bett und los ging das Abendprogramm. Am nächsten Morgen ging es dann leicht übermüdet zum Gaelic College, wo wir etwas Gälisch sowie einige gälische Bräuche lernten und das College mit Umgebung besichtigten- dort möchte man wirklich gerne leben.

Nach dem Lernen kam das Wandern durch die wunderschöne Landschaft Skyes, währenddessen wir auch auf eine Hochlandrindfamilie stießen, die das ständige Fotografieren von 50 Leuten dann doch auch irgendwann satt hatten und uns das auch deutlich machten- es ist aber nichts passiert. Es folgte einer der Höhepunkte der Tour: Der internationale Abend, an dem Speisen und Getränke aus den verschiedenen Ländern, aus denen die Praktikanten kamen, präsentiert und vernichtet wurden. Auch der Sonntagmorgen startete sehr müde aber voller Tatendrang, denn es stand wieder eine Distillery-Tour auf dem Plan, diesmal durch die weitbekannte Tallisker-Destillery. Im Anschluss sollten wir wieder wandern, durch die wunderschönen und spektakulären Fairy Pools, ein Tal in der Nähe der Distillery. Erschöpft aber glücklich stiegen wir wieder in den Bus und fuhren Richtung Hostel aber nicht ohne einen Abstecher zum Robbenbeobachten zu machen, die wir dann auch tatsächlich trotzdem gleißendem Sonnenschein für wenige Minuten beobachten konnten. Außerdem konnte man an dem Sandstrand auch mal mit den Füßen ins Wasser gehen- eine herrliche Erfrischung nach der Wanderung. Im Hostel angekommen gab es dann eine weitere typisch schottische Speise: Steakpie. Sehr zu empfehlen, zumal der Inhalt weit besser klingt als der des Haggis. Zum Ausklang des Abends ging es wieder an den Strand zum Lagerfeuer, von dem wir- schon wieder- vom Regen ins Haus gedrängt wurden, wollten wir nicht komplett durchnässt werden. Der letzte Tag brach an und der (Zeit-)Plan dafür war voll. So mussten wir recht früh das Hostel verlassen, fuhren über die einzige die Insel und das Festland verbindende Brücke wieder in die Highlands, noch ein Stück gegenüber der Insel Richtung Loch Ness, wo wir das Monster leider auch nicht finden konnten, weiter nach Inverness, die „Hauptstadt der Highlands“ und ein hübsches Städtchen, und Culloden, dem bedeutendsten Kriegsschauplatz in der Geschichte Schottlands, über Perth, dem Verkehrsknotenpunkt Schottlands wieder zurück nach Glasgow. Dieses Wochenende hat jeden beeindruckt und auch ziemlich mitgenommen- in jeder Hinsicht.

Nach diesem Wochenendmarathon hatten wir mal ein „freies Wochenende“, an dem wir alle unterschiedliche Ziele hatten, vielen fuhren nach London oder andere englische Städte, ich flog mit ein paar Freunden und LC-Mitgliedern nach Belfast, die wahrscheinlich gespaltendste Stadt des Königreichs. Nichts desto trotz ist sie sehr sehenswert und wir haben so ziemlich jede Touristenattraktion mitgenommen, angefangen beim Besuch des Ulster Museums, eine der berühmten Taxifahrten, die uns zu den Murials (Hauswandmalereien) und der Wall, die Katholiken und Protestanten trennt, brachte und zum Schluss das Titanicmuseum, welches sein Geld wirklich wert ist, denn es ist riesig und zeigt den kompletten Werdegang der Titanic von Anfang bis Ende. Der Abend gestaltete sich dann etwas kürzer, denn unser Flug ging schon um 7:00 am Morgen, was eine sehr kurze Nacht zuvor bedeutete. Zum Abendessen musste es aber doch noch etwas landestypisches geben: Irish Stew und Guinness. Am nächsten Morgen ging es ins nahe Umland, zum Schloss der Stadt, welches nicht sehr imposant und nun auch ein Hotel ist. Anschließend stiegen wir auf „Napoleons Nase“, eine Bergspitze über der Stadt, die an Napoleons spitze Nase erinnert. Auf dem Weg dorthin trafen wir einen sehr netten Iren, der uns gleichmal ein bisschen was zu Belfast und dem Umland erzählte. Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen ging es zum Abendessen und einem Treffen mit einigen Mitgliedern und Praktikanten des LC Belfast, welches sich durch einen häufigen Wechsel der Lokalitäten auszeichnete. Für den Sonntag hatten sie dann einen Ausflug ins Umland für uns und einige ihrer Praktikanten geplant, es ging unter anderem zum Giants Causeway und Carrick-a-Rede Rope Bridge; wunderschöne Orte, die man unbedingt besichtigt haben sollte, wenn man in Nordirland ist. Und dann ging es auch schon zurück, mit einer halbe Stunde Verspätung aber trotzdem glücklich.

Es Folgte das Glasgow Weekend, welches mit einer Whisky-Verkostung am Freitagabend startete- hmmm, da waren einige gute dabei. Trotzdem standen am nächsten Morgen alle mehr oder weniger pünktlich auf der Matte zur Stadtralley, für die wir in Gruppen eingeteilt wurden und in diesen viele (lustige) Aufgaben erfüllen und kreativ werden mussten. Meine Gruppe hat dann aber leider nicht gewonnen- wir konnten halt keinen Goldfisch ertauschen. Abends ging es dann mal wieder zum Ceilidh und in das Glasgower Nachtleben, welches zu einer eher geringeren Beteiligung beim sonntäglichen Programm führte- außerdem hat Glasgow sich mal wieder von seiner besten Seite gezeigt, heißt es hat geschüttet wie aus Eimern.

Dafür hatten wir am nächsten Wochenende wieder richtig Glück mit dem Wetter, denn in Stirling hatten wir Sonne pur und es war schon wieder fast ein bisschen zu warm (mit 25°C). Das Schloss und das Wallace Monument sind durchaus sehr sehenswerte und schöne Plätze, die einiges an Geschichte zu bieten haben. Nach den Dungeons ging es noch zu einer meisterhaften Ingenieursleistung, dem Falkirk Wheel, einem Rad, dass zwei Flussteile über ca. 20 Meter Höhenunterschied verbindet- und dafür nicht mehr Strom verbraucht als ein Staubsauger. Da kann man eigentlich nur sagen: „Im proud to be an Engineer!“

Auf zum nächsten Wochenende. Es ging wieder viel zu früh los, dafür versprach es jedoch ein sonniges Wochenende zu werden. Unser Ziel war Oban, die Stadt in der man den besten frischesten Fisch in ganz Schottland bekommen sollte. Als wir nach drei Stunden Zugfahrt dort ankamen, unsere Sachen im Hostel abgestellt hatten und zum McCaig’s Tower gestiegen waren, mussten wir das natürlich auch selbst ausprobieren- erzählen können sie uns ja viel. Ich bestellte mir große Jacobsmuscheln und muss sagen: Super frisch und sehr lecker! Nach dem Essen hatten wir ziemlich viel Freizeit, die jeder anders zu nutzen wusste. Einige besuchten die Distillery Oban oder sahen sich die Stadt an. Meine Gruppe holte sich ein Eis und ging zum Strand, da sich die 25°C wirklich zum Baden anboten. Auf dem Weg zum Strand kamen wir am Dunollie Castle vorbei, das wir uns natürlich auch aus der Nähe ansehen mussten (da kommt man in Schottland ja fast nicht drum herum). Und zum Glück ist dieses Jahr auch alles gut gegangen- im vergangenen musste doch ein Praktikant unbedingt darauf herumklettern und brach sich beim Herunterspringen beide Beine… Dann kamen wir nach gefühlten 10 Kilometern auch endlich am Strand an und sofort ging es für uns ins Wasser. Oh man war das kalt! Der Atlantic ist mit 10°C nicht grade eine Badewanne. Es war dann aber- nachdem alles abgefroren ist- sehr schön. Zum Abendbrot holten wir uns Fish’n’Chips, was in Oban auch um einiges besser ist als im Rest Schottlands. Danach ging es kurz ins Hostel, Einchecken und Frisch machen, von wir von einem Bagpiper abgeholt und zu unserer Abendveranstaltung begleitet wurden- einem Ceilidh mit Band, der, wie sich herausstellte, der „Club“ gehörte und die nach dem Ceilidh, wenn sich der Raum in eine Disco verwandelt hat, hinter der Bar standen. Eine an sich sehr coole Sache- wäre der DJ gut gewesen. Aber man darf auch nicht zu viel von einer Kleinstadtdisco erwarten. Am nächsten Morgen ging es dann nach Kerrera, eine kleine Insel vor Oban. Auf diese gelangte man nur mit einer Fähre, die ca. 15 min für eine Tour (hin und zurück) brauchte und unglaubliche 12 Personen pro Fahrt transportieren konnte. Das bedeutete für uns: Warten, warten, warten. Das Warten hat sich dann aber gelohnt, da die Insel wirklich schön ist und sich auf dem vier Stunden Marsch, zum Teil auch quer durch die Prärie, eine tolle Landschaft präsentiert hat. Nach dem Rundgang waren dann aber trotzdem alle recht erschöpft und so wurde sich noch ein kleiner Imbiss und unser Gepäck geholt und alle ließen sich müde in die Sitze des Zuges fallen.

Und dann begann auch schon das letzte Wochenende. Am Freitagabend luden die polnischen Praktikanten zur „Polish Party“ nach Edinburgh ein. Der nächste Morgen gestaltete sich dementsprechend schwierig für alle Partizipierenden. Nichtsdestotrotz standen die „IAESTE Olympic Games“ an, auch wenn die richtigen Olympischen Spiele schon wieder vorbei waren. Die Disziplinen waren unter Anderem: Minigolf, Tauziehen, Haggisweitwurf, Dreifußlauf und einiges mehr. Und da jeder Teilnehmer mindestens einmal auf dem Siegerpodest stehen konnte hat es sich auch für jeden gelohnt. Dann ging es wieder zurück nach Glasgow, zur Serbian Dinnernight und zu meinem nur halbgepackten Koffer- am nächsten Vormittag ging es ja schon wieder zurück nach Deutschland. So hatte ich jedoch noch einen schönen letzten Tag und einen tollen Abend mit allen Freunden- nur das Abschiednehmen ist dann nicht so schön. Das war überhaupt das Schwerste, allen Leuten, die man über die Wochen so lieb gewonnen hat, auf einmal Tschüss zu sagen und aus dem relativ stressfreien Leben wieder in das Alte zurückzukehren. Allerdings hab ich jetzt sehr viel mehr Gründe einfach mal in den „Urlaub“ zu fahren um Freunde zu besuchen und ganz einfach sehr viele andere Länder kennenzulernen.

Deshalb ein ganz großes Dankeschön an IEASTE! Für eine unglaublich tolle Zeit, neue Erfahrungen und Erlebnisse und den besten Sommer, den ich je hatte!

2012 Europa Ukraine Geophysik

Ukraine 2012 … So viel mehr als die Fußball-Europameisterschaft! – Mein sechswöchiger Einblick im Rahmen eines IAESTE-Praktikums am Ukrainischen Forschungsinstitut für Gebirgswaldbau.

Recht kurzfristig hatte es mich zwischen dem 07. Mai und dem 15. Juni 2012 für ein Praktikum bei der regionalen Forstverwaltung in die westukrainische Stadt Ivano-Frankivsk verschlagen.

Anreise

Die Anreise zu diesem, für mich bis dahin noch ungesehenen Flecken Erde bestritt ich im Wesentlichen via Reisebus eines ukrainischen Anbieters, der regelmäßig Touren zwischen Deutschland und diversen Regionen der Ukraine anbietet. Dank der Möglichkeit einer Online-Reservierung des Sitzplatzes mit anschließender Barzahlung im Bus lässt sich die Fahrt bei diesem auch ohne tiefgreifende Kenntnisse der Landessprache unkompliziert planen und war für mich verglichen mit dem Zug oder Flugzeug preislich unschlagbar. Nach 17-stündiger Fahrt erreichte ich auf diese Weise zunächst den Busbahnhof Strijskiy der, mit einem UNESCO-Welterbetitel gekrönten, Stadt Lviv.

Die letzten etwa 130 km von dort zu meinem Arbeitsplatz legte ich mit dem Zug zurück – Fahrtzeit knapp 4 h. Ein Kauf des Tickets vorab von Deutschland aus ist dabei nicht anzuraten. Ich wollte sicher gehen und hatte eines bei der DB erworben, für rund das Zehnfache des Inlandspreises. Aufgrund ausschließlich deutscher Beschriftung erkannte es das Zugpersonal vor Ort nicht an, sodass ich im Bahnhof Lviv noch ein weiteres kaufen musste. Summa summarum ein Verlust von 13 € – nicht tragisch, aber unnötig. Wie ich später erfuhr, verkehren außerdem mehrmals täglich Busse direkt zwischen dem etwas abseits gelegenen Busbahnhof Strijskiy in Lviv und Ivano-Frankivsk. Mit einem Preis von um die 5 € pro Fahrt und einer um ca. ½ Stunde verkürzten Fahrtzeit eine überlegenswerte Alternative zum Zug.

Unterkunft

In Ivano-Frankivsk holte mich eine Mitarbeiterin des hiesigen IAESTE-Komitees mitsamt dem Auto eines Freundes direkt vom Bahnhof ab, sodass mein Gepäck und ich äußerst komfortabel in unser Zuhause für die kommenden sechs Wochen gelangten. Dabei handelte es sich um ein Hostel der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Nationalen Technischen Universität für Öl und Gas, ca. 20 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum entfernt. Das Dreibettzimmer, in welchem ich mal mit einer, mal mit zwei weiteren IAESTE-Praktikantinnen lebte, war nicht sonderlich groß und einfach ausgestattet, verfügte mit einem großen Kleiderschrank, diversen Nachtschränkchen, einem Tisch mit vier Stühlen, einem Spiegel und einem Wasserkocher jedoch über alles, was man so braucht. Über den fehlenden Internetzugang halfen die diversen Cafés und Restaurants der Stadt mit frei zugänglichem Wi-Fi-Spot hinweg. Alternativ wäre der Zugang auch über einen Surfstick eines örtlichen Telefonanbieters möglich (Kosten inklusive Stick ca. 400 UAH/30 Tage).

Die Sanitärräume befanden sich auf dem Gang und für ukrainische Verhältnisse in gutem Zustand. Wir teilten sie mit den Patienten der ebenfalls dort befindlichen Krankenstation. Offiziell bestand jeden Mittwoch die Möglichkeit direkt im Hostel Wäsche zu waschen. Allerdings war darauf nicht immer Verlass und die Absprache alternativer Termine von Hostelseite aus nicht gewollt, sodass ich meist doch auf die simple Wäsche per Hand zurückgriff. Zum Trocknen spannte ich eine Leine quer durchs Zimmer, da uns auch auf Nachfrage im gesamten Hostel keinerlei andere Trockenmöglichkeit zur Verfügung stand. Auch eine Gemeinschaftsküche suchten wir vergeblich. Dafür bietet das Hostel in der Woche jedoch dreimal täglich warme, nach wenigen Tagen der Eingewöhnung durchaus schmackhafte Mahlzeiten an. Sowohl diese als auch die Unterbringung im Hostel waren kostenlos, das heißt wurden nicht vom Monatslohn abgezogen. Ein Supermarkt und zahlreiche kleine Läden und Märkte mit Lebensmitteln, Drogerieartikeln und sonstigen Waren des täglichen Bedarfs ließen sich in nur 5 bis 15 Minuten Fußweg problemlos erreichen.

Das Praktikum

Das Praktikum selbst blieb leider etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Mein Versuch sich bereits vorab von Deutschland aus über ein paar konkrete Inhalte zu verständigen, schlug fehl. Auch nach Nachfrage beim IAESTE-Komitee Ivano-Frankivsk war es nicht möglich (oder gewollt?) gewesen E-Mail-Kontakt mit meinem Arbeitgeber herzustellen. Von meiner Ankunft wusste man vor Ort immerhin, detailliertere Gedanken über meine Tätigkeit schien sich jedoch niemand gemacht zu haben. So gab es für mich in den ersten Tagen bis auf die üblichen Kennenlerngespräche mit den sehr netten Kollegen nicht wirklich viel zu tun.

Ab der zweiten Woche besserte sich die Lage ein wenig, da ich von nun an dem Ukrainischen Forschungsinstitut für Gebirgswaldbau zugeteilt war. Hier traf ich mit dem stellvertretenden Institutsdirektor auf einen warmherzigen und stets um fachliche Erläuterungen bemühten Vorgesetzten. Im Wesentlichen begleitete ich ihn während der nachfolgenden Wochen bei seiner Arbeit. Dabei erwiesen sich für mich vor allem die Außentermine bei Forstinstitutionen anderer Städte des Verwaltungsbezirkes, direkt im Gelände oder bei der Forstuniversität Lviv als besonders interessant und lehrreich. Im Büro blieb die Sprache eine hinderliche Barriere. Kaum einer der Kollegen sprach Englisch, sodass ich hier für meinen Geschmack zu oft mit simplen Zuarbeiten Vorlieb nehmen musste. Auch die erhoffte Mitarbeit in einem der Labore ließ sich nicht realisieren, da jene schon seit Jahren brachliegen. Im Sinne einer spezifischeren Teilhabe am Arbeitsgeschehen empfehle ich dieses Praktikum letztlich nur Bewerbern mit gefestigten Kenntnissen der Landes- oder zumindest russischen Sprache.

 Land und Leute

In die Ukraine reisen, würde ich jederzeit wieder. – Schon allein, um all die Menschen, welche ich während der sechs Wochen und meiner kleinen Rundreise im Anschluss so lieb gewonnen habe, einmal wiederzusehen! Die Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft und der Frohsinn vieler Menschen bei verglichen mit Deutschland spürbar erschwerten Lebensbedingungen beeindruckten mich regel-mäßig. Mit Englisch kommt man allerdings auch im Jahr 2012 nicht sonderlich weit. Es lohnt daher ein paar Brocken Ukrainisch, im Osten und Süden des Landes besser Russisch, parat zu haben. Sie öffnen so manche Tür. Vielleicht vereinfacht sich die Lage dahingehend in Zukunft. Denn an den Schulen wird seit einiger Zeit verstärkt Englisch gelehrt.

Ivano-Frankivsk selbst empfand ich als ausgesprochen lebenswerte Stadt – klein genug, um alle wesentlichen Punkte bequem zu Fuß erreichen zu können, aber groß genug, um quirlig und vielfältig zu sein. Jeden Tag ließ sich im bunten Menschengewimmel der zahlreichen Märkte, Parks, Cafés und Bars etwas Neues entdecken. Einzig der öffentliche Nahverkehr der Region außerhalb der gängigen Zugverbindungen ist hier, genau wie im gesamten Land, zwar sehr preiswert aber mitunter nervenzehrend. Routenpläne der Busse, Trolleybusse und Marshrutkas sind selten auffindbar und festgeschriebene Fahrtzeiten gibt es zumindest auf Kurzstrecken eher nicht. Da sind Geduld und Kommunikation mit den Einheimischen gefragt. Nichtsdestotrotz lohnt es, den einen oder anderen Ausflug auch jenseits der wenigen, einschlägigen Touristenrouten zu wagen. Besonders die Berglandschaft der Karpaten mit ihren ursprünglichen, bäuerlichen Ansiedlungen ist ein wirkliches Erlebnis!

Betreuung durch IAESTE Ivano-Frankivsk

Die Betreuung der ausländischen Praktikanten erfolgt in Ivano-Frankivsk durch das International Office der Nationalen Universität für Öl und Gas, das formale Angelegenheiten zuverlässig und korrekt bearbeitet und per E-Mail oder im dort ansässigen Büro gut zu erreichen ist. Weitere Unterstützung bzw. Angebote vor Ort sollte man jedoch nicht erwarten. Das IAESTE-Komitee meiner Studienstadt und vieler anderer Städte bietet stets diverse Ausflüge und Aktivitäten an oder organisiert gesellige Abende mit den ausländischen Praktikanten. In Ivano-Frankivsk gab es nichts dergleichen. Zwar wird jedem Praktikanten eine Studentin der Fakultät für Sprachwissenschaften als Übersetzerin zugewiesen, die bei der Klärung von Fragen und Problemen im Laufe des Aufenthalts behilflich sein soll. Doch scheint sich deren Interesse bezüglich IAESTE nicht nur in meinem Fall primär auf den Erwerb von Praktikumsbestätigungen und Referenzen und nur äußerst marginal auf den eigentlichen Kontakt zu den Praktikanten zu konzentrieren. Dementsprechend mager und wenig hilfreich erwies sich schließlich auch der Kontakt. Das ist sehr schade und vielleicht auch nur eine personell bedingte Phase. Ich für meinen Teil war jedenfalls wirklich froh darüber, anderweitig sehr schnell Anschluss gefunden zu haben.

Mein Fazit

Alles in allem habe ich meine Zeit in der Ukraine sehr genossen. Die Abstriche, welche ich im fachlichen Arbeitskontext machen musste, haben meine lieben Kollegen und Freunde aus Ivano-Frankivsk tausendfach wieder aufgewogen! Ein wenig Improvisationsgeschick und Gelassenheit sowie tatsächliche Toleranz, jenseits der durch viele Menschen mehr pseudoweltoffen proklamierten als gelebten, erfordert das Land allerdings. Wer diese Eigenschaften mitbringt oder bereit ist etwas davon anzunehmen, wird in der Ukraine kein Paradies aber ein vielschichtiges und zweifelsohne unendlich bereicherndes Stück Leben erfahren.

Viel Spaß dabei!