2013 Asien Indien Maschinenbau

     Erfahrungsbericht: Indien-Karunya University

Zeitraum: November 2013 bis Januar 2014

Anfang November brach ich nach Indien, genauer gesagt zur Karunya University, Coimbatore, India, auf. Zur Vorbereitung blieb nur wenig Zeit, da ich zu dieser Zeit meine Masterarbeit fertiggestellt habe. Die Bewilligung des Visums (Typ: X-Entry) verlief reibungslos und zĂŒgig. Eine Auffrischung der gĂ€ngigen Schutzimpfungen ist empfehlenswert; eine Malariaprophylaxe ist meiner Erfahrung nach nicht notwendig.IMG_8042

Der Transfer vom kleinen Flughafen in Coimbatore wurde vom IAESTE Lokalkomitee organisiert und funktionierte perfekt. Die Studenten, die mich im Empfang nahmen, zeigten mir dann gleich den Campus und halfen bei der Erledigung von FormalitĂ€ten und dem Besorgen von nĂŒtzlichen Dingen wie einer SIM Karte.

Als IAESTE Praktikant wohnt man im internationalen Wohnheim mit anderen auslĂ€ndischen Studenten. Die Unterbringung erfolgt in einem Einzelzimmer. Das zu meiner Zeit dort alle mĂ€nnlichen IAESTE Praktikanten auf einem Flur nah beieinander wohnten, war sehr hilfreich. MĂ€nner und Frauen sind getrennt untergebracht, da die Wohnheime und Mensen streng nach Geschlechtern getrennt sind. Im Jahr 2014 soll aber ein Wohnheim fĂŒr IAESTE Praktikanten in Betrieb gehen, in denen eine gemeinsame Unterbringung möglich sein soll.

Das Zimmer ist denkbar einfach gestaltet, es enthĂ€lt ein Bett mit dĂŒnner, harter Matratze (eher ne Pritsche), Schreibtisch, Regal und 2 StĂŒhle sowie ein obligatorisch vergittertes Fenster. Die SanitĂ€ranlagen teilt man sich mit vielen anderen Studenten aus derselben Etage, die Sauberkeit war alles in allem akzeptabel. FĂŒr die ersten Tage empfehle ich, Toilettenpapier mitzubringen, da man dieses nur in grĂ¶ĂŸeren SupermĂ€rkten in Coimbatore bekommt.

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Die Karunya University befindet sich außerhalb von Coimbatore, etwa eine Stunde Fahrtdauer mit dem Bus entfernt. Die Lage ist ruhig und von Luftverschmutzung verschont, aber dadurch beschrĂ€nken sich abendliche AktivitĂ€ten außerhalb des Campus aufs Essen gehen in den Restaurants, die sĂŒdindisches Essen zu fĂŒr Deutsche unglaublich gĂŒnstigen Preisen anbieten. Außerdem ist dies eine willkommene Abwechslung zur Mensa. Dort ist das Essen zwar annehmbar, aber da es jeden Tag ziemlich das Gleiche gibt, doch sehr schnell eintönig.

Arbeit

Ich habe an der FakultĂ€t fĂŒr Maschinenbau, Fachbereich fĂŒr Thermodynamik und WĂ€rmeĂŒbertragung gearbeitet. Mein Thema befasste sich mit der thermoelektrischen KĂŒhlung von elektronischen Bauteilen mittels Peltierelementen. Die Arbeitszeit fĂŒr IAESTE Praktikanten ist mehr als angenehm, von 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr, wobei es 1.5 h Mittagspause gibt. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, wobei ich hauptsĂ€chlich Literaturarbeit und Berechnungen durchgefĂŒhrt habe. Mein Betreuer (Associate Professor) war sehr hilfsbereit und fachlich kompetent. Ich war sogar einmal bei seiner Familie daheim zu einem köstlichen Abendessen eingeladen; an diesem Beispiel zeigt sich schon einmal die indische Gastlichkeit. Generell sollte man in fachlicher Hinsicht nicht zu viel erwarten, da die QualitĂ€t der Lehre und die technische Ausstattung nicht mit deutschen Standards vergleichbar sind.

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Generell lĂ€sst sich sagen, dass nahezu alle Inder, die ich getroffen habe, sehr aufgeschlossen gegenĂŒber AuslĂ€ndern sind. Man wird hĂ€ufig gefragt, wie man heißt, woher man kommt und ob es einem gefĂ€llt und solche Dinge. Das ist gelebte „Willkommenskultur“, eine schöne Erfahrung.

Mein Aufenthalt in Karunya fiel gerade in die PrĂŒfungszeit am Ende des dortigen Semesters, somit hatten die Studenten vom Lokalkomitee keine Zeit, AusflĂŒge zu organisieren. Außerhalb des PrĂŒfungszeitraumes ist dies aber der Fall. Daher haben wir IAESTE Praktikanten am Wochenende gemeinsam etwas auf eigene Faust unternommen, mein Highlight in dieser Zeit war der Besuch der Bergstadt Ooty, die eine umwerfende Landschaft mit tropischen Bergwald und Teeplantagen bietet.

In der nahen Umgebung der UniversitÀt befindet sich ein Wasserfall, in dem man baden kann.

Da die Karunya University eine private, christliche Einrichtung ist, spielt der Glaube eine wichtige Rolle. Jeden Morgen gibt es eine Assembly, in der gebetet wird. Die Anwesenheit ist fĂŒr die IAESTE Praktikanten im Gegensatz zu den Studenten aber nicht verpflichtend.

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An der Uni herrschen strikte Regeln, so zum Beispiel mĂŒssen die Studentinnen tĂ€glich um 18.30 Uhr im Wohnheim sein, die Studenten um 20.30 Uhr. Dies gilt glĂŒcklicherweise nicht fĂŒr die IAESTE Praktikanten. Auch die strikte Trennung zwischen den Geschlechtern in den Wohnheimen ist sehr gewöhnungsbedĂŒrftig. Generell hatte ich den Eindruck, dass das gelebte VerhĂ€ltnis von MĂ€nnern und Frauen in Indien nicht von Gleichstellung geprĂ€gt ist.

In der letzten Woche vor Weihnachten wurde viel geschmĂŒckt und etliche Studenten waren bei der Weihnachtsfeier sehr engagiert. Ein besonderer Moment an der Uni war die Weihnachtsfeier „Christmas Carnival“ mit dem „Megaplay“. Eine imposante Feier, von den Studenten durchgefĂŒhrt, in einer Halle mit 10.000 PlĂ€tzen, mit Chor, Bandcontest, Schauspiel und Gebeten, zu der sich auch der Kanzler der Uni, Dr. Paul Dhinakaram, einfand.

Land und Leute

Ich habe wĂ€hrend meiner Zeit in Karunya großen Gefallen an Indien und dem so ganz anderen Leben hier gefunden, sodass ich nach Abschluss des Praktikums einen Monat lang durch das Land reiste. Die einzelnen Bundesstaaten unterscheiden sich immens, insbesondereder Bundesstaat Kerala ist eine Reise wert. Man sollte sich daher von Coimbatore nicht abschrecken lassen, da diese Stadt wirklich nichts Sehenswertes bietet. Eine Rundreise kann ich jedem nur herzlichst empfehlen, da die Begegnungen und Erfahrungen auf dieser Reise unbeschreiblich und bestimmt unvergesslich sind. Ich werde auf jeden Fall wieder nach Indien reisen.

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Zur Zusammenfassung möchte ich sagen, dass viele Inder zwar arm an materiellen Dingen sind, aber dafĂŒr unglaublich reich in ihren Herzen!

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