Erfahrungsbericht meines Auslandspraktikums an der UFOP Universität in Ouro Preto, Minas Gerais, Brasilien
Nach dem ich im ersten Anlauf noch kein Glück hatte einen Praktikumsplatz über IAESTE zu bekommen, erhielt ich einige Wochen später doch noch die Möglichkeit, mich um einen Praktikumsplatz in meinem Wunschland Brasilien zu bewerben. Nach der Bewerbung vergingen Monate bis schließlich 4 Wochen vor regulärem Praktikumsbeginn die langersehnte Zusage kam. Nun hieß es schnellstmöglich einen Flug buchen und alle nötigen Papiere für den DAAD zurückschicken. Viele Informationen zu meinem Praktikum oder zur Unterkunft habe ich im Vorfeld nicht bekommen. Einen Tag vor Abflug erhielt ich noch die Kontaktdaten meines Praktikumsbetreuers.
Am 29.07.13 war es dann endlich soweit, das Abenteuer Brasilien konnte beginnen. Nach einem 14-stündigen Flug mit Zwischenstopp in São Paulo bin ich in Belo Horizonte, der Hauptstadt Minas Gerais´ angekommen, wo ich von einem brasilianischen IAESTE-Mitglied in freundlich in Empfang genommen wurde. Vitor brachte mich vom Flughafen zum 30 Minuten entfernten Busbahnhof. Mit dem Bus fuhr ich dann nach Ouro Preto, meinem eigentlichen Ziel. Auf der Fahrt sammelte ich erste Eindrücke von Land und Leuten und dem rauen Fahrstil der Brasilianer. Am Busbahnhof wartete bereits eine meiner zukünftigen Mitbewohnerinnen auf meine Ankunft. Nach einem herzlichen Willkommen, bezog ich mein Zimmer in einem der für Ouro Preto typischen Studentenhäusern, einer sogenannten República, wo ich von nun an für 3 Monate wohnen werde. Die Einrichtung bestand aus einem Bett und einem Schrank, für mich vollkommend ausreichend. Insgesamt wohnte ich mit 4 supernetten Brasilianerinnen, die alle samt an der Universität von Ouro Preto (UFOP) studierten, zusammen.
Arbeit
Die erste Woche meines Praktikums im Institut für Bergbau an der UFOP war recht entspannt. Ich lernte den Campus kennen und regelte wichtige Behördengänge, wie zum Beispiel die Beantragung von Studentenausweis und Bibliothekkarte, die Abwicklung nervenaufreibender Bankgeschäfte und schließlich die Anmeldung an einem Portugiesisch-Sprachkurs. Die kommenden Wochen gestalteten sich damit wie folgt: einmal pro Woche nahm ich gemeinsam mit anderen Praktikanten aus dem Ausland am Sprachkurs teil; außerdem besuchte ich einige Lehrveranstaltungen an der Universität, eine davon beinhaltete wöchentlich eine eintägige Exkursion zur Erstellung geologischer Karten. Ich arbeitete eng mit einer Gruppe einheimischer Studenten zusammen und sammelte dabei nicht nur praktische Erfahrungen für mein Studium, sondern lernte gleichzeitig auch neue Freunde kennen. Neben den Kursen bestand meine Hauptaufgabe im Praktikum darin, eine Masterstudentin bei ihrem laufenden Projekt zu unterstützen. Sie bezog mich in alle Arbeitsschritte ein und gab mir zu jeder Zeit das Gefühl aktives Mitglied der Arbeitsgruppe zu sein. So bekam ich auch als Geologin einen Einblick in das Tätigkeitsfeld eines Bergbauingenieurs. Für mich eine interessante und wertvolle Erfahrung.
Wenn es mal zu Verständigungsschwierigkeiten untereinander kam, wurde mit Händen und Füßen das Problem erklärt und behoben, was meist in einem lustigen Ratespiel endete. Ende August hatte ich die Gelegenheit, mit einer Gruppe russischer Mineralogen und einem brasilianischen Professor auf eine einwöchige Exkursion nach Ipatinga zu fahren, um dort in einer Pegmatitregion nach seltenen Mineralen zu erkunden. Mein Praktikumsbetreuer willigte dieser zusätzlichen Möglichkeit Minas Gerais besser kennen zu lernen gerne ein. Für mich war das eine einmalige Gelegenheit neben Büro- und Labortätigkeit, vor Ort auch im Gelände praktische Erfahrungen sammeln zu können.
Leben und Freizeit
Meine Freizeit (abends und an den Wochenenden) verbrachte ich vor allem mit meinen Mitbewohnerinnen bei einem BBQ in geselliger Runde in einer der zahlreichen Republicas in Ouro Preto oder unternahm Ausflüge in umliegende Städte. Ouro Preto hat eine liebevoll gepflegte Altstadt mit wunderschönen barocken Kirchen aus der Kolonialzeit, Museen und vielen kleinen Bars und Cafés, die zum verweilen einladen. So trifft man sich nach Feierabend meist auf ein (oder zwei) Bier im Stadtzentrum. Um am schnellsten ins Zentrum zu gelangen nimmt am besten den Bus oder ein Minitaxi, die fahren die Selben Strecken zum gleichen Preis. An die chaotische Fahrweise der Brasilianer gewöhnt man sich schnell, allerdings sollte man im Vorfeld den Stadtteil oder die Route kennen, damit man auch am gewünschten Ziel ankommt. Das tolle an den Brasilianern ist, dass sie unglaublich gastfreundlich und interessiert an der Kommunikation mit Fremden sind. Bei unseren gemeinsamen Ausflügen, wurde ich jedem freundlich vorgestellt und rasch in die Kommunikation der Gruppe einbezogen. Deutsche Gaumen kommen in Minas Gerais auf jeden Fall auf ihre Kosten, denn die Mineiros (Einwohner Minas Gerais´) lieben es zu kochen. Da kann sich ein simples Abendessen schon mal drei Stunden hinziehen. Man trinkt Bier oder Caipirinha, erzählt Geschichten und singt brasilianische Volkslieder. Für Brasilianer generell ist ein Tag ohne Reis mit Bohnen und Fleisch unvorstellbar. Legendär und ein Muss für jeden Touristen sind „Pão de Queijos“ (Käsebällchen). Zum Nachtisch gibt es Obst oder „Doce de Leite“, eine Creme aus gesüßter Kondensmilch. Das Brasilien landschaftlich mehr als nur Kaffeeplantagen und Zuckerrohrfelder zu bieten hat, lernte ich auf meinen Kurztrips kennen. In nur 20 min gelangt man mit dem Auto zu einem kleinen aber idyllischen Wasserfall in Lavras Novas. Mit Geduld kann man kleine Affen, flinke Kolibris oder farbenprächtige Schmetterlinge in freier Natur beobachten.
Fazit
Wer wollte konnte mit IAESTE Brasil Kurztrips übers Wochenende unter anderem nach Sau Paulo, Rio de Janeiro oder Foz do Iguaçu unternehmen. Die Organisation selbst hat in Ouro Preto kein eigenes Lokalkomitee. Bei Fragen konnte man sich aber jederzeit an die Leute von ABIPE, einer Partnerorganisation, wenden. Letztendlich habe ich durch das Praktikum in Brasilien viele neue Eindrücke vom Land und von den Bewohnern selbst gesammelt und Freundschaften geknüpft. Schließlich verlängerte ich meinen Aufenthalt weitere um 4 Wochen. Für mich persönlich war Brasilien eine großartige Erfahrung, die ich in keinem Fall missen möchte.