Mit IAESTE war ich insgesamt 5 Wochen in Accra, Ghana. In Deutschland studiere ich den Master „Energie- und Ressourcenwirschaft“ an der TU Bergakademie Freiberg mit Schwerpunkt Risikomanagement, sodass die Zuteilung des Praktikumsplatzes zu einem Versicherungsunternehmen immerhin ein paar Schnittpunkte mit meinem Studium hatte.
Meine Arbeit bei Regency Alliance Insurance Ltd. war sehr entspannt. Durch die kurze Zeit, die ich dort war und vermutlich auch durch das fehlende Wissen, bzw. die fehlende Erfahrung der Versicherungsbranche, bekam ich keine verantwortungsvollen Tätigkeiten. Trotzdem haben sich alle ganz rührend um mich gekümmert, sich Zeit genommen um mir Sachen zu erklären, wie beispielsweise die Eigenheiten des Marktes, der Branche oder die jeweiligen Aufgaben des Mitarbeiters.
In der ersten Woche durfte ich alle Abteilungen durchlaufen und meinen Kollegen über die Schulter schauen. Danach durfte ich mit der HR-Abteilung gemeinsam entscheiden, wo ich gern den Rest der Zeit verbringen möchte. Ich habe mich entschieden, in die Marketingabteilung zu gehen und so hatte ich das Vergnügen, jeden Tag raus zu fahren um andere Versicherungen oder Firmen von unseren Produkten zu überzeugen.
Dadurch kam ich viel rum, habe viele Büros gesehen, CEOs getroffen und nebenbei ganz verschiedene Orte in Accra und Umgebung kennengelernt. Meine Kollegen, mit denen ich meist den ganzen Tag unterwegs war, haben mich immer zum Mittag eingeladen und mir immer gern Frage und Antwort gestanden.
Gewohnt habe ich gemeinsam mit allen IAESTE Praktikanten, die in dem Zeitraum in Accra waren, in einer Gastfamilie.“Auntie Beatrice“, unsere Hostmum, war absolut freundlich, hilfsbereit und hat für uns immer Frühstück und Abendbrot bereitet (kostet 50 Cedi extra pro Woche). Es gab ein Jungs- und ein Mädchenzimmer mit je so um die 4 Betten (je nach Bedarf wurden Betten ein und aus transportiert :)). Zu Hause hatten wir kein Internet, aber mit Surfstick ist auch das möglich. Meistens war unser Arbeitstag sehr lang (6 Uhr aufstehen, 7 das Haus verlassen, zwischen 6 und 9 wieder nach Hause kommen – je nach Arbeitsweg und Verkehr), sodass wir eh nicht viel Zeit im Haus verbrachten. Bei Wegeauskünften konnte man Auntie oder unseren Gastbruder Kafui immer fragen.
Das Ghanaische Leben ist mit dem Deutschen in keiner Hinsicht zu vergleichen. Das sollte einem bewusst sein, bevor man das Flugticket bucht. Viele Dinge lassen sich für unser Bewusstsein nicht so richtig erklären, aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig. Solang man die Sache entspannt angehen lässt, kann man sich gut an die Ghanaische Mentalität gewöhnen. Damit meine ich: alles mögliche wird auf dem Kopf umhergetragen, Kinder trägt man auf dem Rücken (habe nie Kinderwagen gesehen), Haupttransportsmittel für uns war das „trotro“, von dem man nie weiß, ob gerade überhaupt eins kommt, wo es abfährt und wann es abfährt (wenn eins da ist, fährt es ab, sobald es voll ist. Das kann in 10 Sekunden sein oder mehreren Stunden) und es gibt keine Milchprodukte. Ingesamt war das Ghanaische Essen für mich sehr gewöhnungsbedürftig, aber interessant. Auch hier ist Neugierde und Offenheit gefragt.
Im Vorfeld war ich nicht so zufrieden mit IAESTE Ghana, da meine Praktikumszusage erst kurz vor planmäßigem Praktikumsbeginn kam (circa 1-2 Wochen). Auch über die Unterkunft wusste ich vor meiner Anreise nichts. Als ich jedoch erst einmal in Ghana ankam, war ich mehr als glücklich. Ich wurde vom Flughafen abgeholt (pünktlich) und mit vom IAESTE finanzierten Taxi zu Auntie gefahren. Tima, die mich abgeholt hat, zeigte mir am nächsten Tag noch die Gegend und war für alle Fragen offen. Bis jetzt stehe ich mir ihr in Kontakt, obwohl ich sie nach meiner Ankunft gar nicht noch mal gesehen habe (da sie eigentlich in Kumasi studiert).
Innerhalb meiner Zeit in Ghana wurden zwei Ausflüge organisiert: ein Northern Trip und einer nach Cape Coast. Bei beiden war die Organisation sehr gut und es wurde allen Wünschen nachgegangen (sowohl nach touristischen Highlights, wie Urwald oder Strand, als auch nach Kokosnüssen – zur Not wurde halt die Gruppe geteilt um alle glücklich zu machen.).Also insgesamt eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte!! Den Kulturschock sollte man nicht unterschätzen, aber die schönen Erlebnisse und die tollen Bekanntschaften machen alles wieder gut!