Freiberger Stahltag – Ressourcenwende in der Stahlindustrie
Grüner Stahl, Klimaneutralität und die Dekarbonisierung der zugehörigen Wertschöpfungsketten der Stahlindustrie bis 2050 – kann das funktionieren?
Prinzipiell sollen technische Möglichkeiten und wirtschaftliche Anreize geschaffen werden, um Investitionen auf den Weg zu bringen, mit denen nachhaltig die CO2-Emissionen abgesenkt werden können. Zu diesem ambitionierten Ziel kommen noch die Bedarfe für Strom und Gas. So benötigt die Stahlindustrie in Deutschland derzeit ca. 2,1 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr und der Strombedarf liegt bei insgesamt 25 TWh. Eine Deckelung der Strom- und Gaspreise für die Stahlindustrie und nachgeschalteten Wertschöpfungsketten kann nur ein erster Schritt zur Bewältigung der aktuellen Krise sein. Die gestiegenen Energiekosten führen zu Mehrkosten von ca. 6 Milliarden Euro pro Jahr, was eine erhebliche Belastung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie bedeutet.
Um eine klimaneutrale Stahlproduktion zu etablieren, bedarf es grundlegender technologischer Veränderungen. Die Stahlindustrie verfolgt hier zwei technologieoffene Ansätze: die Vermeidung von CO2 durch den Einsatz von Wasserstoff und Wasserstoffträgern z. B. im Hochofen oder bei der Direktreduktion sowie die stofflich-chemische Nutzung von anfallendem CO2. So scheint es möglich, eine klimaneutrale Stahlproduktion bis 2050 zu erreichen. Ein weiterer Baustein ist die Kreislaufwirtschaft, bei der die schrottbasierte Elektrostahlproduktion kontinuierlich zunimmt und die Nebenprodukte der Stahlherstellung z. B. Schlacken nachhaltig als Ersatzbaustoffe Verwendung finden und Flugstäube und Schlämme weitestgehend zurückgeführt werden.
Wenn diese Verfahren großtechnisch umgesetzt werden sollen, sind immense Investitionen in die Bereitstellung der erforderlichen Strommengen und die Infrastruktur zur Wasserstoffnutzung erforderlich. Ein derart tiefgreifender Technologieumbruch ist durch die Unternehmen alleine nicht zu bewerkstelligen. Es bedarf einer umfassenden finanziellen Förderung von Forschung, Entwicklung und Umsetzung im industriellen Maßstab.
Wie kann die energieintensive deutsche Stahlindustrie, die dazugehörigen Wertschöpfungsketten und der angeschlossene Arbeitsmarkt erhalten werden ohne den Industriestandort Deutschland nachhaltig zu schädigen?
Datum: 7.- 8. Juni 2023 Ort: hybrid, Schlossplatzquartier, Hörsaal SPQ-1301, Prüferstr. 4 Sprache: Deutsch Leitung: Prof. Dr.-Ing. Olena Volkova Kontakt: Dr.-Ing. habil. Heiner Gutte TU Bergakademie Freiberg Institute of Iron and Steel Technology Leipziger Straße 34 09599 Freiberg Tel. +49 3731 39-4498