08. Januar 2015 – Constance Bornkampf Boshi Weltweit

Grüße aus Doha – Katar

Hier am arabischen Golf, in der Hauptstadt des Emirates Katar, gehen die Thermometer anders als in Freiberg. Im Sommer herrschen monatelang Temperaturen von über 40 Grad Celsius und an besonders „sonnigen“ Tagen gibt es auch schon mal 50°C Plus auf dem Quecksilber. Wenn dann Ende November die ersten kalten Winterwinde mit leicht unter fünfundzwanzig Grad über den Wüstenstaat wehen, sieht man früh morgens tatsächlich Menschen mit Daunenenjacken, Ohrenschützern und, genau, auch mit Wollmützen auf ihrem Weg zur Arbeit. Dank der TU-Bergakademütze muss auch ich nicht länger „frieren“ und stell mir vor, ich könnte nach der Arbeit noch gemütlich mit meinen Kollegen auf den Weihnachtsmarkt gehen …

Als ich mein Studium an der Bergakademie 2003 mit einem Diplom in Geologie abgeschlossen habe, war es mehr ein Hoffnung als greifbare Realität, meinem Beruf auch fernab von Deutschland auszuüben. Heute kann ich mir die letzten zehn Jahre kaum ohne ein internationales Arbeitsumfeld vorstellen.
Hier in Katar arbeite ich für eine deutsche Explorationsfirma und habe in den letzten Jahren sowohl auf Bohrinseln gearbeitet als auch im Büro bei der Planung von Erkundungsprojekten und der Bewertung und Modellierung von Gaslagerstätten im Mittleren Osten. Ganz abgesehen von den beruflichen Möglichkeiten und Herausforderungen die ein Auslandsaufenthalt so mit sich bringen hat mir die Zeit in einer multikulturellen Gesellschaft wie Katar sie bietet und der enge Kontakt mit der islamischen Kultur das ein oder andere Auge geöffnet und unbegründete Vorbehalte zerstreut.

Auf dem Foto sieht man mich an der 5 Kilometer langen Uferpromenade, der „Corniche“ von Doha. Hier tummeln sich am Wochenende Einheimische wie Gastarbeiter und genießen den Schatten unter den Dattelpalmen oder grillen bis spät in die Nacht mit der gesamten Familie. Im Hintergrund des Fotos sieht man einige traditionelle Fischerbote, sogenannte „Dhows“. Diese Boote haben bis in die die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zum Fischen und Perlentauchen gedient – einem traditionellen Gewerbe, das die Halbinsel zu einem florierenden Handelsplatz und deren Bewohner zu einem wohlhabenden Volk gemacht hat. Heute begründet sich der Reichtum Katars vor allem auf den riesigen Gasreserven, die im Weltgrößten Gasfeld vor der Küste des Landes im Untergrund lagern. Der Erlös aus dem Verkauf des Erdgases macht Katar seit Jahren nicht zum Land mit dem höchsten Pro-Kopf Einkommen der Welt sondern lässt auch die Hochhäuser der Skyline wie Pilze aus dem Boden schießen (bei meinem ersten Besuch in Katar im Jahr 2007 stand die Großzahl der auf dem Foto erkennbaren Gebäude noch nicht). Alles ist in stetigem Wandel, und so habe ich in relativ kurzer Zeit miterlebt wie aus zweispurigen Straßen zuerst drei- und dann vierspurige Straßen wurden und aus einfachen Kreuzungen mehrspurige Kreisverkehre und dann wieder Ampelkreuzungen. Doch neben der Infrastruktur werden sowohl
Bildungs- und Gesundheitssystem als auch Kunst, Kultur und Sport in überdurchschnittlichem Maße gefördert.

Rohstoffreichtum und Entwicklung bringen allerdings auch ihre Schattenseiten mit sich. Bei einem jährlichen Bevölkerungszuwachs im zweistelligen Prozentbereich kann die Infrastruktur gar nicht schnell genug mitwachsen. Verkehr und Baustellen nehmen stetig zu und so braucht man auf dem Weg zur oder von der Arbeit schon einmal zwei Stunden oder mehr, nur um von einer Seite der Stadt auf die andere zu gelangen. Doch auch bei kurzen Strecken gibt es kaum alternativen, da es (noch) kein funktionierendes Nahverkehrskonzept gibt und Rad- und Fußwege selten und kaum verknüpft sind. So bleiben oftmals nur das Auto und die unvermeidlichen Blechkolonnen als Alternative.

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Dank der Jubiläumsmütze kann ich jetzt nach der Arbeit getrost bei offenem Fenster nach Hause fahren ohne dabei einen Satz kalte Ohren zu riskieren – und ein echter Hingucker ist sie ja auch.

Viele Grüße an alle Alumni und ein frohes Neues Jubiläumsjahr 2015.

Thomas Breitmeier
21.12.2014 (Doha, Katar)

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