26. Januar 2015 – Constance Bornkampf Boshi Weltweit

Grüße aus Ungarn

Glück auf nach Freiberg!

Wir, Mihály Ökrös (Jhg. 1972) und Gábor Koós (Jhg. 1973) sind Absolventen der Fachrichtung Bergbautechnologie (Tagebau) der Sektion Geotechnik und Bergbau. In den 60er, 70er und 80er Jahren haben 17 ungarische Studenten den Studiengang Tagebau absolviert. Wir wurden ausgebildet, um den Bedarf an Diplom-Ingenieuren für den ersten Braunkohlen-Grosstagebau Ungarns zu decken.
Der Tagebau Visonta wurde in den 60er Jahren aufgeschlossen und mit DDR-Grossgeräten (Eimerketten- und Schaufelradbaggern, Absetzern, Bandwagen, usw.) ausgerüstet. Die ehemalige TAKRAF stellte auch die Direktversturzkombination SRs1400-ARs 5200 speziell für diesen Tagebau her, die mit dem 165 m langen Ausleger des Absetzers einmalig war und – wie die meisten von diesen Geräten – auch heute noch im Einsatz ist. Die gewonnene Kohle wurde zur Herstellung von elektrischer Energie unmittelbar in das am Tagebau gelegenen 800 MW-Braunkohlenkraftwerk (heute 950 MW installierte Kapazität) gefördert.

Kraftwerk Mátra Kühlturm_MÖkrös       Kraftwerk Mátra_MÖkrös
Einige von den an der Bergakademie ausgebildeten Tagebau-Ingenieuren haben nach dem Diplom einen anderen Berufsweg eingeschlagen, aber die meisten von ihnen haben einige Zeit in Visonta verbracht. Der absolute Rekordhalter ist Herr Ökrös, der von seinem ersten Arbeitstag bis zum letzten seiner aktiven Laufbahn bei der Firma gearbeitet hatte und vor Kurzem den wohlverdienten Ruhestand antrat. Ich arbeitete 1976 bis 1984 im Tagebau, wir beide bildeten den Freiberger Kern der Gruppe Technologie. Weitere BA-Absolventen arbeiten auch heute in verschiedenen Führungspositionen des Unternehmens, der eine sogar im Vorstand. Das Unternehmen Mátra Kraftwerk G. AG, das seit den 90er Jahren sowohl das Kraftwerk als auch den Tagebau Visonta und den Mitte der 80er Jahre aufgeschlossenen Tagebau Bükkábrány umfasst, ist zu mehr als 72% in deutschem Eigentum (RWE POWER AG, ENBW Energie Baden-Württenberg AG).
Herr Ökrös und ich haben den Kontakt zur Bergakademie auch nach dem Abschluss nicht verloren. An den Berg- und Hüttenmännischen Tagen 1977 haben wir einen Vortrag über die Direktversturzkombination im Tagebautechnischen Kolloquium gehalten, der 1979 auch in der Fachzeitschrift Neue Bergbautechnik veröffentlicht wurde (auf dem Foto mit dem Tagebau Visonta Südfeld und dem Kraftwerk im Hintergrund halten wir dieses Heft in der Hand). Wir haben das erste deutsch-ungarische/ungarisch-deutsche Wörterbuch für den Braunkohlentagebau zusammengestellt, von dem ein Exemplar auch an den Lehrstuhl geschickt wurde. Ein Dankesschreiben von unserem ehemaligen Professor, zu dieser Zeit Rektor der Bergakademie, Prof. Dr.-Ing. habil. Strzodka ist auch heute noch ein Stück unserer Reliquiensammlung aus den Freiberger Jahren. Der Universitätsverlag Miskolc hat das von Herrn Ökrös überarbeitete und erweiterte Tagebauwörterbuch 2014 verlegt. 2009 nahm Herr Koós an der DAAD-Fortbildungsveranstaltung „Rekultivierung/Wiedernutzbarmachung von Bergbaufolgelandschaften”, organisiert vom Institut für Bergbau und Spezialtiefbau der TU Bergakademie teil, wie auch an den Feierlichkeiten (Festumzug) der 850 Jahre Freiberg-Veranstaltungsreihe. Und natürlich bleiben die Faschingsveranstaltungen in angenehmer Erinnerung, zu denen wir auch nach dem Abschluss noch jahrelang die damals noch recht lange Fahrt von Ungarn nach Freiberg unternahmen.

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