Experimente

Hier finden Sie ErklÀrungen zu verschiedenen Experimenten aus der Chemie und Physik. Detaillierte Beschreibungen der Versuche finden Sie im Experimentalheft des Schauvorlesungsteams.

 

Herstellen von Berliner Blau und Kunstblut (Geheimtinte)

Mit diesem sehr einfachen Experiment sind Komplexbildungsreaktionen des Eisens veranschaulichbar. Dabei treten Charge-Transfer-Farberscheinungen auf, wodurch geheime Botschaften geschrieben werden können, die ohne die richtige Lösung verborgen bleiben.

Auf das Filterpapier werden Eisen(III)-Ionen (Fe3+) aufgetragen, wobei keine FarbĂ€nderung auftritt. Werden dann Hexacyanidoferrat(II)-Ionen zugegeben, indem Kaliumhexacyanidoferrat(II)-Lösung aufgesprĂŒht wird, bildet sich Eisen(III)-hexacyanidoferrat(II,III) (FeIII[FeIIFeIII(CN)6]3), auch bekannt als Berliner Blau, ein tiefblaues Pigment. Bei Verwendung von Kaliumthiocyanat (KSCN) bildet sich in der wĂ€ssrigen Phase ein blutroter, oktaedrischer Komplex von [Fe(SCN)6]3–. Die Farben sind das Resultat sogenannter Charge-Transfer-Prozesse, die in Komplexen auftreten können, wenn diese durch Licht angeregt werden.

Reaktionsgleichungen:

4 Fe3+ + 3 [Fe(CN)6]4– → FeIII[FeIIFeIII(CN)6]3↓

Fe3+ + 6 SCN– → [Fe(SCN)6]3–

 

Blue Bottle

Mit diesem Experiment werden Eigenschaften von Redoxsystemen am Beispiel des organischen Farbstoffs Methylenblau veranschaulicht. Konjugierte Bindungssysteme, in denen sich Elektronen frei bewegen und angeregt werden können, sorgen fĂŒr die Farberscheinungen. Durch Reduktion und Oxidation lĂ€sst sich die Struktur des Farbstoffs verĂ€ndern. Dies hat eine FarbĂ€nderung zur Folge.

Das “Farbenspiel” in diesem Versuch wird durch den Farbstoff Methylenblau hervorgerufen. Dieser wird im alkalischen Milieu durch die Glucose zu farblosem Leukomethylenblau reduziert. Durch die Reduktion werden Doppelbindungen im Methylenblau-MolekĂŒl aufgebrochen, was zu einer VerĂ€nderung des π-Elektronen-Systems fĂŒhrt, wodurch sich die Farbe der Lösung Ă€ndert. Beim SchĂŒtteln diffundiert Luftsauerstoff in die Lösung und oxidiert das farblose Leukomethylenblau wieder zu blauem Methylenblau. Das Methylenblau kann dann erneut durch ĂŒberschĂŒssige Glucose reduziert werden. Das Redoxsystem besteht, solange Glucose als Elektronendonor und Sauerstoff als Elektronenakzeptor in der Lösung vorhanden sind. Wenn beim SchĂŒtteln also keine BlaufĂ€rbung mehr zu beobachten ist, sollte der Deckel der Schottflasche kurz geöffnet werden, so dass Luftsauerstoff in die Flasche eindringen kann.

Reaktionsgleichungen:

 

Nicht-newton’sches Fluid

Nicht-newton’sche FlĂŒssigkeiten haben eine verĂ€nderliche ViskositĂ€t. Darunter versteht man, wie zĂ€h eine FlĂŒssigkeit ist, was wiederum mit den zwischenmolekularen KrĂ€ften zu tun hat. Im Extremfall fĂŒhrt ein hoher und ruckartig auftretender lokaler Druck dazu, dass sich diese Arten von FlĂŒssigkeiten plötzlich wie Feststoffe verhalten. Bei herkömmlichen FlĂŒssigkeiten Ă€ndert sich die ViskositĂ€t mit der Temperatur. Je wĂ€rmer es wird, desto flĂŒssiger wird der Stoff.

Ein Beispiel einer nicht-newton’schen FlĂŒssigkeit ist eine Mischung von StĂ€rke und Wasser im VerhĂ€ltnis 2:1. Der Grund fĂŒr dieses PhĂ€nomen liegt vereinfacht darin, dass das Wasser zwischen den SpeisestĂ€rketeilchen bei Druck verdrĂ€ngt wird und diese sich dann ineinander verhaken. LĂ€sst man die Finger jedoch langsam hindurch gleiten, wirkt das Wasser wie ein Schmiermittel. Das Gemisch verhĂ€lt sich, wie eine FlĂŒssigkeit.

 

Chemische Ampel

In diesem Experiment werden Eigenschaften von Redoxsystemen am Beispiel des organischen Farbstoffs Indigokarmin veranschaulicht. Konjugierte Bindungssysteme, in denen sich Elektronen frei bewegen und angeregt werden können, rufen die Farberscheinungen hervor. Durch Reduktion und Oxidation lÀsst sich die Struktur des Farbstoffs verÀndern. Dies hat eine FarbÀnderung zur Folge. In dem Versuch zeigen sich so alle Farben der Ampel.

Das „Farbenspiel“ in diesem Versuch wird durch den Farbstoff Indigokarmin hervorgerufen. Im alkalischen Milieu wird Indigokarmin in zwei Stufen zu Leukoindigokarmin reduziert. Als Reduktionsmittel wirkt die Glucose. Durch die Reduktion werden zwei Doppelbindungen an Sauerstoffatomen des Indigokarmins aufgebrochen, was zu einer VerĂ€nderung des π-Elektronen-Systems fĂŒhrt, wodurch sich die Farbe der Lösung Ă€ndert. ZusĂ€tzlich beeinflusst der pH-Wert die Farbe des Indigokarmins. Indigokarmin ist blau, wird aber im basischen Milieu durch weitere Deprotonierung gelb. In der verwendeten Lösung liegen die Spezies im Gleichgewicht vor und die Lösung erscheint grĂŒn. WĂ€hrend der Reduktion durch die Glucose entstehen zunĂ€chst radikalische Zwischenstufen, die eine rote Farbe besitzen. Werden diese noch weiter reduziert, so enthĂ€lt die Lösung Leukoindigocarmin, welches eine gelbe Farbe erzeugt. Zur besseren Nachvollziehbarkeit ist im unteren Mechanismus das Leukoindigocarmin als Tetraanion dargestellt und das Gluconat-Anion als GluconsĂ€ure. In der RealitĂ€t liegt die GlukonsĂ€ure bei dem vorhandenen pH-Wert deprotoniert vor, wĂ€hrend eine Hydroxygruppe am Leukoindigocarmin-Tetraanion protoniert wird, sodass hier ein Trianion vorliegt. Durch Sauerstoff aus der Luft wird beim SchĂŒtteln das Leukoindigocarmin wieder oxidiert und die Ampel schlĂ€gt von gelb ĂŒber rot zurĂŒck nach grĂŒn um, die Farbe des Indigokarmins beim vorliegenden pH-Wert. Das Redoxsystem besteht, solange Glucose als Elektronendonor in der Lösung vorhanden ist.

Reaktionsgleichungen:

 

Das Leuchten der Elemente: III-V-Halbleiter LEDs

III-V-Halbleiter bestehen aus Elementen der 3. und 5. Hauptgruppe. Die Zusammensetzung der Elemente bestimmt die elektronische BandlĂŒcke. Die BandlĂŒcke ist der energetische Abstand zwischen Valenzband und Leitungsband. Werden III-V-Halbleiter postiv (p) und negativ (n) dotiert, also geringe Mengen der Atome werden gezielt durch andere Atome ersetzt, erhĂ€lt  man pn-Dioden fĂŒr LEDs. LEDs (Leucht-Emitter-Dioden) wandeln elektrischen Strom in Licht um. Elektronen des n-dotierten Halbleiters und Löcher des p-dotierten Halbleiters rekombinieren am pn-Übergang und geben Licht ab. Die WellenlĂ€nge des Lichtes entspricht der Energie der BandlĂŒcke.

Beispiele fĂŒr III-V-Halbleiter mit einer BandlĂŒcke im sichtbaren Bereich:

III-V-Halbleiter WellenlÀnge
GaAsP 628 nm
AlGaInP 588 nm
AlGaP 528 nm
InGaN 465 nm

 

FlammenfÀrbung

Einige Elemente zeigen eine charakteristische FĂ€rbung der Flamme eines Brenners, wenn z. B. ihre Metallsalze in die Flamme gehalten werden. Dabei ist die Anwesentheit von Halogeniden z. B. durch HCl-Zusatz zur Bildung von Metallhalogeniden erforderlich. Durch homolytische Dissoziation der Metallhalogenide entstehen Metallradikale. Die Valenzelektronen des Metallradikals werden durch thermische Anregung des Brenners in einen höheren Zustand befördert und fallen schließlich wieder in ihren Grundzustand zurĂŒck. Beim ZurĂŒckfallen in den Grundzustand wird Licht emittiert. Die WellenlĂ€nge des abgegebenen Lichtes wird bestimmt durch den energetischen Abstand zwischen angeregtem Zustand und Grundzustand, welcher fĂŒr das Element charakteristisch ist.

Reaktionsgleichungen am Beispiel von Natrium (Na‱* = angeregter Zustand):

NaCl → Na‱ + Cl‱

Na‱ + ΔT → Na‱*

Na‱* → Na‱ + hÎœ

Beispiele fĂŒr Elemente mit einer Flammenfarbe im sichtbaren Bereich:

Element FlammenfÀrbung
Na Gelb
K Violett
Ca Warmes Rot
Sr Rotviolett
Ba GrĂŒn
Cu Blaue Flamme, grĂŒner Saum

 

Stirlingmotor

Im Stirlingmotor wird WĂ€rmeenergie in mechanische Energie umgewandelt. Dies geschieht durch die periodische ErwĂ€rmung und AbkĂŒhlung des Arbeitgases z. B. Luft, welches in einem Kreisprozess durch die TemperaturverĂ€nderungen expandiert und komprimiert wird. Der Prozess kann in vier Stufen unterteilt werden:

1. Isochore ErwĂ€rmung: Die Luft wird im heißen Bereich erhitzt und dies fĂŒhrt zu deren Expansion.

2. Isotherme Expansion: Infolge der Ausdehnung presst der VerdĂ€ngerkolben die heiße Luft in den kĂŒhleren Bereich.

3. Isochore AbkĂŒhlung: Die Luft kĂŒhlt ab und es entsteht ein Unterdruck.

4. Isotherme Kompression: Das Schwungrad drĂŒckt die kalte Luft vom Arbeitskolben wieder in den heißen Bereich und der Prozess beginnt von vorn.

 

Thermogenerator

Im Thermogenerator wird thermische Energie in elektrische Energie umgewandelt. Dabei wird der Seebeck-Effekt genutzt, bei dem eine Temperaturdifferenz eine nutzbare Spannung verursacht, welche abhĂ€ngig von der Materialkombination ist. Grund dafĂŒr ist die unterschiedliche Zustandsdichte und der dadurch hervorgerufenen Thermodiffusionsstrom. DafĂŒr werden an den warmen Enden zwei Materialien elektrisch verbunbden und an den kalten Enden nicht. Als Materialien sind Halbleiter besonders geeignet z. B. Bi2Te3. Thermogeneratoren zeichnen sich durch einen geringen Wirkungsgrad von etwa 5 % aus und finden Anwendung als TemperaturmessfĂŒhler. Die Umkehrung des Seebeck-Effektes ist der Pelltier-Effekt zur Erzeugung einer Temperaturdifferenz durch ein Potential.