2013 Asien Indien Manipal Verfahrenstechnik

Nach der Bewerbung  über das Lokalkomitee meiner Universität Anfang Februar 2012 erhielt ich die Zusage für den Praktikumsplatz in Manipal in Indien über den DAAD am 10. April. Ich hatte mich für einen Platz am Institut für organische Chemie für 3 Monate beworben. Da ich vor dem zugesagten Beginn noch etwas Zeit hatte, beschloss ich, diese gleich für eine ausgedehnte 5 wöchige Reise durch Nordindien zu nutzen. So blieb für die eigentliche Vorbereitung wenig Zeit. Den wahrscheinlich wichtigsten Punkt  hierbei stellt die Beschaffung des Visums dar. Aufgrund der geplanten Reise im Vorfeld entschied ich mich für ein Touristenvisum, dass für 6 Monate gültig ist. Die Beantragung läuft erstaunlich schnell (4 Tage in meinem Fall) und im Vergleich zum Studentenvisum spart man auch gleich noch etwas Geld, sowie bürokratischen Aufwand. Des Weiteren empfehle ich, den eigenen Impfstatus überprüfen,  wie auch ergänzen zu lassen. Insbesondere eine Tollwutimpfung halte ich für sehr ratsam. Die Kosten werden zudem in den meisten Fällen von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Wer während der Monsunzeit Manipal besucht, sollte weiterhin in einen guten Regenschirm investieren und für die ersten Tage ein Moskitospray einpacken.

Nach der Ankunft am Flughafen Mangalore wartete bereits der unieigene Taxifahrer mit Namensschild am Ausgang. Man sollte sich hier von falschgeschriebenen Namensschildern genauso wenig wie von möglichen Wartezeiten abschrecken lassen. Es empfiehlt sich,  im Voraus die Nummer des IAESTE Office zu notieren, um dieses dann anzurufen, falls doch niemand gekommen ist. Auf der Fahrt bekommt man dann die ersten Eindrücke von Südindien. Palmen säumen den Weg und die Straße überquert viele Einmündungen des naheliegenden indischen Ozeans. Wer noch nicht das Vergnügen hatte, auf indischen Straßen unterwegs zu sein, bekommt hier auch gleich einen Einblick in den Fahrstil des Subkontinents. Als Deutscher erahnt man gar nicht wozu eine Hupe gebraucht werden kann.

Angekommen an der Universität erfolgt relativ schnell die Zuteilung auf die Zimmer. Zumindest offiziell findet dabei eine klare Trennung der Geschlechter statt. Ich war mit 5 anderen Praktikanten in einer WG untergebracht. Dabei teilen sich zwei Personen ein Zimmer. Der Wohnungsstandard ist dabei angenehm gut. Es gibt einen eigenen Reinigungsservice und anfallende Wäsche wird für wenig Geld abgeholt.

Allgemein sind die Lebenshaltungskosten in Indien sehr gering. Für ein Frühstück in der Kantine werden 0,5 € fällig, ein wirklich ausreichendes und sehr leckeres Abendessen im Restaurant gibt es ab 1-2 €. Zudem erhält man eine Unterstützung von IAESTE in Höhe von 75 € pro Monat.

Das erste Treffen mit meinen Betreuer fand 2 Tage später statt. Als Chemieingenieur war ich natürlich anfangs etwas skeptisch die Anforderungen eines rein chemischen Institutes zu erfüllen. Jedoch überraschten mich die Geduld und die intensive Betreuung, die mir im Laufe des Praktikums entgegengebracht wurden. Meine Arbeit bestand in der Herstellung und Analyse eines neuartigen Phenolharzes. Labor wie auch Analysegeräte sind zwar nicht mit dem Standard an deutschen Universitäten zu vergleichen, erfüllten jedoch ihren Zweck.  Die Arbeitszeit war dabei stets ausgewogen, sodass am Ende ein vorzeigbares Ergebnis vorlag, aber auch genügend Zeit zum Reisen verblieb.

Die Universitätsstadt Manipal ist recht überschaubar. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn nach kurzer Zeit alle Restaurants, Bars und Clubs bekannt sind und etwas Eintönigkeit in den Feierabend einkehrt. Eine willkommene Abwechslung stellt da das sehr gute Sportcenter (Marena) dar. Gerade in der Monsunzeit kann man hier viele Stunden im Gym, auf dem Fußballplatz oder beim Relaxen in der Dampfsauna verbringen.

Neben der Arbeit besteht natürlich die Möglichkeit, über das Wochenende Südindien zu erkunden. Und hierbei zeigt sich erst  die wahnsinnige kulturelle Vielfalt, die das Land zu bieten hat. Angefangen von Weltkulturerbestätten wie Hampi,  über idyllische Hausbootstouren in den Backwaters bis hin zur Partyhochburg Goa ist für jeden Geschmack etwas dabei. Als unschlagbarer Vorteil erweist sich dabei das kostengünstige Transportsystem über Busse und Bahnen. Diese verkehren relativ zuverlässig und legen die teilweise großen Distanzen über Nacht zurück, sodass man entspannt am Ziel ankommt. Durch das IAESTE Team der Universität werden auch regelmäßig Wochenendtouren angeboten, nur sollte man daran denken, dass die große Anzahl an Praktikanten (ca. 60) die engagierten Studenten oftmals vor unüberwindbare organisatorische Hürden stellt. Mein Tipp: einfach mit ein paar Freunden losziehen und sich treiben lassen.

Für mich stellte das Praktikum in Indien einen wahnsinnigen Erfahrungsgewinn dar. Zum einen erweiterte die Arbeit am Institut meine Kenntnisse auf vielen Gebieten. Zum anderen erfährt man durch das Zusammenleben mit Studenten aus allen Erdteilen viel über deren Weltanschauung. Und letztendlich gewinnt man Einblick in die indische Kultur und Mentalität wie es auf „normalen“, touristischen Weg kaum möglich ist. Ich denke, hierin liegt der größte Erfahrungsgewinn meiner Reise. Bevor man sich aber darauf einlässt, sollte einem klar werden, das Indien immer noch mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Massive Umweltprobleme, bittere Armut  und Korruption sind nur einige Dinge, mit denen man konfrontiert wird. Wer das verkraften kann, dem bietet sich eine einmalige Gelegenheit das Land kennenzulernen.

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