2013 Afrika Ghana Werkstoffwissenschaft

Bereits im Bachelor konnte ich erste Auslandserfahrungen sammeln.  Nach meinem Auslandssemester stand fest, dass ich im Studium noch einmal die Chance nutzen möchte ein paar Monate ein anderes Land kennenzulernen.  Ein Praktikum ist dafür sehr gut geeignet, da man mit einheimischen Leuten zusammenarbeitet und so einen extrem guten Einblick bekommt.

Da Ghana in den Tropen liegt, sollte man sich etwas vorbereiten. Hauptsächlich geht es um die Impfungen. Gelbfieber ist Pflicht und was man sich alles von der Liste, die es vom Tropenarzt gibt, leisten will, ist jedem selbst überlassen. Eine Malaria-Prophylaxe ist auch anzuraten, Doxycylin ist beispielsweise extrem billig in Ghana zu kaufen. Außerdem dauert die Beantragung des Visas einige Wochen.

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Ich habe mein Praktikum in Takoradi gemacht, einer Hafenstadt im Westen Ghanas. Meine Firma „Klean Jubilee Services“ hatte ungefähr 10 Mitarbeiter und hat Reinigungs-arbeiten mit Sandstrahlmaschinen und Wasserhochdruckreinigern angeboten, außerdem noch Beschichtungsarbeiten und Gerüstbau. Wie erwartet war die Arbeit sehr praktisch. Einen  fachlichen  Lerneffekt  sollte man von dieser Firma nicht erwarten. Die Arbeit ist stark abhängig von der momentanen Auftragslage, wenn die Auftragsbücher leer sind, so besteht die Hauptarbeit aus dem Trocknen von Sand, der zum Sandstrahlen trocken sein muss. Andere Aufgaben bestanden darin die Männer bei den Sandstrahlarbeiten zu unterstützen, Gerüste auf- und abzubauen oder den Boden einer neugebauten Industriehalle mit einem rutschfesten Belag zu beschichten.  Zur Zeit meines Besuchs war die Firma noch in  der Entwicklungsphase,  eine gute Koordination der Aufträge war zum Teil sehr schwierig, da noch kein eigenes Firmengelände vorhanden war, um beispielsweise das ganze Equipment zentral zu lagern. Durch Kontakte des Chefs hatte aber doch alles Werkzeug ein Dach über dem Kopf. In Deutschland würde man unter diesen Bedingungen gar keine Firma gründen.

Wie schon erwähnt sollte man ein Praktikum in Ghana nicht zwingend der fachlichen Weiterbildung wegen absolvieren. Vielmehr habe ich in der Zeit eine andere Kultur kennengelernt und erfahren wie das Leben in einem Entwicklungsland abläuft. Die Menschen setzen ganz andere Prioritäten und sind mit weniger materiellen Dingen zufrieden.  Klischees, wie eine sehr entspannte Arbeitsmoral (nicht zu verwechseln mit Scheu vor harter Arbeit!) und Probleme mit der allgemeinen Pünktlichkeit und der bei der Erfüllung von Aufträgen wurden voll und ganz erfüllt. Jedoch sind die klimatischen Bedingungen am Äquator im Gegensatz zu Deutschland nicht so gut geeignet um den ganzen Tag zu schuften.

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Neben der Arbeit sind da noch die anderen IAESTE-Praktikanten, von denen in jeder der 4 größten Städte Ghanas einige waren. Takoradi war diesbezüglich dünn besiedelt, da mit mir nur 2 Praktikanten in der Stadt waren. In Takoradi  gibt es nur Fachhochschul-ähnliche Einrichtungen und keine Uni, was den Kontakt zu anderen jungen Leuten erschwert, da keine ghanaischen IAESTE-Mitglieder in der Stadt sind. Dafür wurden aber fast wöchentlich Trips mit den anderen Praktikanten unternommen, bei denen man durch ganz Ghana kommt. Auch dieser Kontakte wegen lohnt sich ein IAESTE Praktikum in Ghana.

Am besten an Ghana haben mir die netten Menschen gefallen, jeder ist sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Wenn man zum Beispiel den Weg zur Trotrostation (Bushaltestelle) nicht kennt, was in Ghana normal ist, da es keine Karten gibt, ist es keine Seltenheit dass sich ein Ghanaer 15 Minuten Zeit nimmt und einen zu dem Zielort bringt, obwohl er selbst nicht dahin muss. Anfangs war diese Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft sehr gewöhnungsbedürftig, jedoch gibt sich das mit der Zeit, solange man den Leuten offen entgegentritt.

Alles in Allem kann ich ein IAESTE Praktikum in Ghana nur empfehlen, es bringt unvergessliche und wertvolle Erlebnisse und vieles zu entdecken in diesem fremden Land.

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