2012 Europa Spanien Betriebswirtschaftslehre

Ich absolvierte mein IAESTE Praktikum in Santander/Spanien bei der Firma ERZIA Technologies S.L. vom 01.10.2012 bis 07.06.2013.Vorab: Wenn man an Spanien denkt kommen einem immer Bilder vom Strand und tollem Wetter in den Sinn. Im Norden Spaniens am Atlantik jedoch regnet es enorm viel. Daher wird diese Region auch als der grüne Gürtel Spaniens tituliert. Es wird nicht richtig kalt, aber regnet einfach öfter als man es in Spanien erwarten würde.

Beim IAESTE Lokalkomitee Freiberg lief alles super und ich habe mich ganz hervorragend aufgehoben gefühlt. Die Bearbeitung meiner Unterlagen und die Betreuung bei Rückfragen waren exzellent. Ein ganz dickes Lob an dieser Stelle. Meine spanische Firma hatte schon von vornherein Kontakt zu mir aufgenommen und wollte, dass ich eher komme, als zu meinem angegebenem Termin im Oktober. Darauf konnte ich jedoch nur antworten, dass dies durch Klausur- und Masterarbeit bedingt nicht möglich war, woraufhin mir gesagt wurde, dass ich dann doch bitte länger machen sollte. Ich dachte mir, ein Jahr anstatt 6 Monate ist vielleicht gar nicht so falsch um Land, Leute und Sprache besser kennen zu lernen. Außerdem liegt Santander am Meer und den Sommer am Meer zu verbringen würde mit Sicherheit auch nicht schlecht sein. Also war ich auf ein Jahr Spanien vorbereitet, musste jedoch noch die Hälfte meiner Masterarbeit in Spanien zu Ende schreiben, da dies in Deutschland leider nicht mehr geklappt hat. Ich habe alle Zelte in Freiberg abgebrochen, um den Abschluss zu erreichen nur noch die Masterarbeit schreiben und Verteidigen musste, und bin nach Spanien aufgebrochen.

Da ich in Bilbao gelandet bin, ca. 100 km von Santander entfernt, hatten mir meine IAESTE Santander-Kollegen ein Empfangskomitee vom IAESTE Bilbao organisiert, welches mich vom Flughafen zum Busbahnhof gebracht hat, von wo aus es mit dem Bus nach Santander ging. In Santander wurde ich dann abgeholt und zu meinem neuem Zuhause gebracht. Da ich aus einer „großen“ 4er WG ausgezogen bin, war ich erst einmal von meinem 10 qm Zimmer mit Bett und Schrank für 250€ nicht sehr begeistert. Daher stand für mich fest, dass ich mir in den nächsten zwei Monaten etwas eigenes, größeres und günstigeres suchen würde. Ich bin dann im Dezember an den Strand gezogen, in eine kleine Ferienwohnung mit ein ganz klein wenig Meerblick.

Hier muss ich ein riesiges Lob an die Damen und Herren des IAESTE- Lokalkomitee in Santander aussprechen, eine so hervorragende Betreuung habe ich noch nicht erlebt. Es wurde alles organisiert, vom Besuch beim Amt um die Arbeitserlaubnis abzuholen, über Arztbesuch am Sonntag bei Blut im Hustenschleim bis hin zu den Ausflügen in der Umgebung. Ich kann mich nur noch einmal für die viele Mühe und die tolle Betreuung bedanken. Ich möchte all die schönen Erfahrungen nicht missen und hoffe, dass ich mich in Zukunft einmal revanchieren kann.

Erzia ist ein im Jahr 1993 gegründetes technologie- Unternehmen das sich in die drei Bereiche aufspaltet:

a) RF & SPACE SYSTEMS

b) MOBILE SATELLITE SERVICES

c) TELEPORT & SATELLITE SERVICES

Meine Aufgabe war es, den Deutschland Vertrieb der Mobile Satellite Services Sparte aufzubauen und zu führen. Die erste Aufgabe war die Übersetzung der spanischen Homepage ins deutsche und mich in die Satellitenkommunikation einzuarbeiten. Die Produkte waren primär Satellitentelefone und deren Zubehör sowie alles, was mit der Satellitenkommunikation zu tun hat, wie z.B. GPS-Tracker und Breitbandinternetanlagen für Schiffe. Da die Produkte zwar mit Preisen im Internet abgebildet waren, es aber noch keinen Onlineshop gab, war der einzige Vertriebsweg zu Beginn via Telefon und eMail. Der erste Kunde lies nach Onlineschaltung der deutschen Seite nicht lange auf sich warten und ich konnte gezielt Auskunft zu den Produkten geben. Eine der anfänglichen Schwierigkeiten beim Vertrieb war es, dem Kunden die Angst zu nehmen bei einer spanischen Firma zu kaufen. Da die Firma nur gegen Vorkasse liefert, musste erst einmal das Vertrauen des Kunden gewonnen werden, damit die Kreditkartendetails übermittelt wurden oder die Überweisung getätigt wird. Doch mit der Zeit kam immer mehr Routine in die Führung des Verkaufsgesprächs und die Beratung der Kunden, sodass die Frage nach dem Firmensitz durch die Beratung nach einiger Zeit in den Hintergrund rückt. 

Neben der Betreuung der Kunden via Telefon und eMail war es ebenfalls meine Aufgabe, den Messebesuch auf der BOOT 2013 in Düsseldorf vorzubereiten. Es musste in Deutschland ein Messebauer gefunden und der Stand designt werden. Es musste Personal für die Messe gebucht, eingeteilt und bezahlt werden, Unterkunft und Flüge gebucht und die Lieferung unserer Ware gemanagt werden. Da ich der einzige in der Firma war, der deutsch sprach, war es eine immense Herausforderung, alles während dem normalen Tagesgeschäft zu erledigen. Nach der Messe habe ich den Vertrieb in Österreich und der Schweiz ebenfalls aufgebaut, was meine Verkaufszahlen noch einmal deutlich erhöhte und mehr Arbeit bedeutete.

Es war eine tolle Erfahrung, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Ich kann jedoch jedem raten, der ins Ausland geht: schreibt keine Abschlussarbeiten oder Ähnliches mehr,  während Ihr das Praktikum macht. Die Doppelbelastung macht einen echt fertig. Meine Arbeitszeit war von 09.00 – 19.15 Uhr, sich um 20.00 Uhr noch an den Schreibtisch zu setzen, nachdem man nach Hause kommt ist meines Erachtens utopisch. Man bekommt den ganzen Tag neue Eindrücke und Aufgaben in einer fremden Sprache, und soll sich dann abends noch hinsetzen um weiter zu arbeiten? Das ist nur möglich mit viel Disziplin, die mir definitiv fehlte. Es bleiben die Wochenenden zum Arbeiten und Schreiben, jedoch ist zu beachten, dass das „sich wieder einarbeiten“  immer schon wieder eine Stunde raubt,  da man nicht sofort wieder ansetzen kann, wo man aufgehört hat. Daher rate ich jedem: geht mit freiem Kopf ins Praktikum, es ist definitiv besser für euch, denn ständig den Druck im Hinterkopf zu haben ist nicht sehr angenehm.

Ein weiterer Rat: 6 Monate reichen definitiv für ein Praktikum, danach sind die Abläufe so drin, da kann man dann alles im Schlaf. Wenn dann keine neue Herausforderung gestellt wird, hat man schnell das Gefühl, als billige Arbeitskraft ausgenutzt zu werden. Wenn die Lernkurve nicht mehr steigt wird der Sinn der Arbeit hinterfragt und man wird deprimiert, besonders wenn die Kollegen für die gleiche Arbeit das dreifache verdienen und es keine Abwechslung, sprich, nichts neues mehr zu lernen gibt. Daher würde ich sagen: „In der Kürze liegt die Würze“-  ständig mit Neuem konfrontiert zu werden macht Spaß und jedes Praktikum zu einem tollem Erlebnis.

Die Bezahlung mit 600€ ist für spanische Verhältnisse grade in Zeiten der Krise schon sehr viel. Meine spanischen Freunde haben für Ihre Praktika meistens 300€ im Monat verdient. Dadurch, dass meine Aufgabe aber so umfangreich war und ich alle meine Zielvorgaben erreicht habe, war ich mit der Bezahlung aber nicht wirklich zufrieden. Eines schöner Spruch lautet hier: „Zu wenig zum Leben, zu viel zum sterben.“ Ich habe definitiv drauf gezahlt, darüber muss man sich im Klaren sein, dass die Ersparnisse angegriffen werden können, wenn man auch noch ein paar Aktivitäten machen möchte. Spanien ist von den Lebenshaltungskosten teurer als Deutschland, zumindest, was die Lebensmittel angeht, bei den Wohnungen kann man Abstriche machen und findet nach langer Suche mit etwas Glück etwas Vernünftiges.

Spanier lieben es, zu essen und zu trinken. Man sollte nicht zimperlich sein, wenn es darum geht, etwas deutsches zu kochen. Unbedingt zu probieren ist der weit verbreitet Calimocho, WEIN mit COLA, klingt ekelhaft, ist aber DAS Getränk wenn es abends auf die Piste geht.

 

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