Von Januar bis September 2022 hat Deutschland annähernd drei Mal so viel Steinkohle aus Kolumbien importiert wie im Vorjahreszeitraum. Angesichts der dramatischen Folgen des Klimawandels und der damit einhergehenden Notwendigkeit zur schnellen und drastischen Reduktion der CO2-Emissionen muss diese Tatsache doch sehr verwundern. Noch größere Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der gegenwärtigen deutschen Energiepolitik kommen auf, wenn man sich vor Augen führt, dass nach wie vor neue Steinkohlekraftwerke in Deutschland errichtet werden – und dies, obwohl Deutschland bereits aus der eigenen Steinkohleförderung ausgestiegen ist.
Die hierzulande verfeuerte Steinkohle stammt daher ausschließlich aus Importen – unter anderem aus Kolumbien. Die Kohleförderung in Ländern des Globalen Südens führt dort wiederum häufig zu enormen ökologischen Schäden und sozialen Verwerfungen.
Über diese Zusammenhänge sowie hinsichtlich der zentralen Frage, wie eine nachhaltige und zukunftsfähige deutsche Energiepolitik gestaltet werden kann, wollen wir mit Till Groth ins Gespräch kommen. Till Groth ist Klimaexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND). Im Projekt „Stärkung der Zivilgesellschaft bei der Umsetzung nationaler Klimapolitiken“ arbeitet er mit den Projektpartnern von Censat Agua Viva aus Kolumbien zusammen und kann sich so auch immer wieder ein Bild über die Auswirkungen des Energiehungers Deutschlands auf die dortige Ökosysteme und Gemeinden machen.