30. Juli 2024 – Doris Geburek Allgemein

Auf dem Weg zum emissionsfreien Bergbau: Metalle gewinnen mit Mikroorganismen

Aus den News der TU BAF:

In einem Bioreaktor unter Tage arbeiten Mikroorganismen und verwandeln Erze oder Reststoffe aus dem Bergbau in die Wertmetalle Kupfer, Indium und Zink. Innovative Membranfilter filtern anschließend die Wertmetalle aus dem entstehenden Prozesswasser. In einer Pilotanlage eines aktuellen Bergbauvorhabens bei Pöhla in Sachsen will ein Team der TU Bergakademie Freiberg beide Prozesse zu einem innovativen Verfahren zusammenbringen. Die umweltschonende Lösung könnte es ermöglichen, Metalle bei niedrigen Temperaturen und direkt in einem Bergwerk durch die sogenannte Biolaugung zu gewinnen.

Im Labor haben die Forschenden die beiden innovativen Prozesse schon erprobt, nun können sie den umweltschonenden Prozess dank einer Förderung der EuropĂ€ischen Union in einer Pilotanlage in grĂ¶ĂŸerem Maßstab testen: „Bei niedrigem pH-Wert bringen wir die Mikroorganismen in einem Bioreaktor dazu, die Metalle aus unlöslichen Sulfiden, hier zum Beispiel in den Mineralen Sphalerit und Chalkopyrit, in Lösung zu bringen. Kupfer, Indium und Zink können dann mittels verschiedener hydrometallurgischer Verfahren aus der Lösung gewonnen werden – und das bei geringem Energieeinsatz und ohne die fĂŒr pyrometallurgische Prozesse typischen schĂ€dlichen Abgase“, erklĂ€rt Professorin Sabrina Hedrich, die das internationale Forschungsprojekt „XTRACT“ koordiniert.

Projektmitarbeiter Dr. Roland Haseneder ergĂ€nzt: „Durch ein hybrides Membrantrennverfahren werden anschließend die Mikroorganismen abgetrennt und die Wertmetalle durch selektive Filtereinheiten nach Ladung und GrĂ¶ĂŸe „sortiert“. Dies erfolgt vorzugsweise durch direkte Verschaltung mit der Biolaugung vor Ort“.

Aus Armerzen umweltschonend Metalle gewinnen

Das Verfahren eignet sich damit besonders fĂŒr Erze oder Reststoffe aus dem Bergbau, in denen nur geringe Konzentrationen der Metalle enthalten sind – sogenannte Armerze. „Allein durch die Umsetzung mit den Mikroorganismen können die Metalle ohne externe Energie in eine lösliche Form ĂŒberfĂŒhrt und so einer Aufbereitung zugefĂŒhrt werden. Hinzu kommt, dass die Gewinnung der Metalle aus Armerzen sehr komplex ist. Die biohydrometallurgischen Verfahren haben sich hier nicht nur als umweltschonend, sondern auch als besonders geeignet herausgestellt“, so Hedrich.

Neben dem Bergbauprojekt im sĂ€chsischen Pöhla kommen diese Armerze auch in weiteren Bergwerken in Europa vor. Gemeinsam mit den Partnern wird das Verfahren kĂŒnftig auch im Bergwerk Björkdal (Schweden) und zum Recycling von BergbaurĂŒckstĂ€nden in SĂŁo Domingos (Portugal) und Lavrion (Griechenland) erprobt.

Über das Forschungsprojekt „XTRACT“

Ziel von XTRACT ist das emissionsfreie Bergwerk der Zukunft mit innovativen mikroinvasiven Technologien fĂŒr einen nachhaltigen und kohlenstoffarmen Abbau. Damit trĂ€gt das Forschungsprojekt dazu bei, primĂ€re Ressourcen zu schonen und Technologien fĂŒr die Verwirklichung der EU-KlimaneutralitĂ€tsziele breitzustellen. Die im Projekt entwickelten Verfahren sind sowohl fĂŒr Armerze als auch fĂŒr Halden und Altlasten geeignet und bieten sich damit nicht nur fĂŒr die Gewinnung und RĂŒckgewinnung verschiedener Edelmetalle, sondern auch fĂŒr die Sanierung von BergbauabfĂ€llen als Lösung an. Mit insgesamt 5 Millionen Euro werden im Forschungsprogramm Horizon Europe der EU fĂŒr die bis Dezember 2026 14 Partnerorganisationen aus 9 LĂ€ndern (Deutschland, Schweden, Finnland, Litauen, Spanien, Griechenland, Frankreich, Portugal, Zypern) gefördert.

 

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