2012 Asien Japan Werkstofftechnologie

Die japanischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs. In den wenigen Ebenen zwischen dem Pazifik und den unbewohnbaren Gebirgen siedeln schon seit Jahrtausenden Menschen, die trotz Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüchen mittlerweile in der größten Metropolregion der Erde wohnen. Um die Natur und die Kultur Japans mit eigenen Augen zu sehen, bin ich für drei Monate als Praktikantin an die Universität von Tokyo gegangen.Der Berg Fuji bei Sonnenuntergang2

Die Lebensqualität in Tokyo ist sehr hoch. Es gibt keinen Smog, dafür kontrastieren Parks und ruhige Wohngegenden mit Wolkenkratzern und Vergnügungsvierteln für jedes Alter und jeden Geldbeutel. Als Neuankömmling muss man erst einmal verstehen wie diese Stadt funktioniert. Ihr Kreislauf sind die U- und S-Bahnen, die die Vorstadtviertel mit der eigentlichen Stadt Tokyo verbinden.

Fertigessen aus dem Supermarkt1
Ich wurde einer der Pendler, die täglich stundenlang zusammengedrängt Bahn fahren und nur für den Kampf um einen freiwerdenden Sitzplatz kurz aus ihrem Dämmerzustand erwachen. Jeden Morgen zur gleichen Zeit öffnet sich an einem bestimmten Strich auf dem Bahnsteig die gleiche Tür des gleichen Wagens. Die hundert Meter langen Züge fahren in Stoßzeiten minütlich, eine so schnelle Beladung mit entsprechenden Menschenmassen funktioniert nur durch elektronische Schranken und Monatskarten. Schneefall, der im  trockenen Tokioer Winter nur selten auftritt, führt zu Verspätungen und dann sind die berühmten Mitarbeiter mit Handschuhen notwendig, die die Reisenden in die Züge stopfen.

Nishi-Shinjuku mit dem eiförmigen Mode Gakuen Cocoon Tower1
Dass diese Millionenstadt so reibungslos funktioniert, liegt am zurückhaltenden, meist höflichen Verhalten ihrer Bewohner. Trotz Millionen Reisender täglich und keiner öffentlichen Mülleimer sind die U- und S-Bahnen, Bahnhöfe und Straßen absolut sauber. Die Kranken tragen Masken um ihre wenige Zentimeter entfernten Mitpendler nicht anzustecken, die Kriminalitätsrate ist verschwindend gering und es ist bis auf die Durchsagen absolut still im Zug, kein Handy bimmelt und so können sich viele Pendler ausgedehnte Nickerchen gönnen.

Mein internationales Wohnheim und ein traditionelles japanisches Wohnhaus1

Ein typischer Pendler ist der männliche Angestellte im schwarzen Anzug, der mit der S-Bahn aus der Vorstadt zur Arbeit fährt und abends mit den Kollegen in einer Kneipe entspannt. In dem Kneipenviertel wird er seine Kinder nicht treffen, denn die vergnügen sich wahrscheinlich beim Karaoke in Shibuya, wohingegen die ausländischen Geschäftsmänner in Roppongi Party machen und die gehobene Unterhaltung für den kultivierten Geschmack und entsprechende Preise in Ginza zu finden ist. Nur eins ist für alle gleich, wollen sie nicht die Nacht bis 5 Uhr morgens durchmachen oder ein Hotelzimmer bezahlen, sollten sie die letzte Bahn gegen Mitternacht nicht verpassen. Auf dem Bahnsteig wimmelt es dann von torkelnden, Pfeiler umarmenden Anzugträgern. Es gehört zum guten Ton trotz mangelnder Alkoholverträglichkeit schnell viel Bier zu trinken und dann zum Sake überzugehen. Denn Japaner feiern gern. Das wird besonders zur Kirschblüte deutlich. Wenn sich alle zum Picknick auf Planen unter den Bäumen versammeln und die Blütenblätter wie Schnee herabfallen, wird gemeinsam getrunken, gegessen und die ganz Extrovertierten tanzen sogar.
Besonders beeindruckend ist die Kirschbaumallee im Uenopark, in dem auch das Nationalmuseum steht. Im Museum wird das gleiche Prinzip wie auch in der japanischen Küche verwendet, d.h. wenige ausgewählte Dinge werden besonders präsentiert. So bekommt man in einem japanischen Restaurant ein Tablett mit einer großen Schüssel Reis oder Nudelsuppe und vielen unterschiedlichen Schüsselchen und Tellerchen mit kleinen nur zwei Bissen großen Happen, in verschiedenen Farben und Geschmacksrichtungen.

Der goldene Tempel in Kyoto1
Solche Essen waren in meinem Fall besonderen Anlässen vorbehalten, denn sie sind zu teuer für einen Studenten. Deshalb kocht die normale Bevölkerung abends zu Hause, kauft Fertigessen in den Supermärkten oder isst in kleinen Nudelimbissen an den Bahnhöfen. Mein erster Versuch Soba (Buchweizennudeln) in einem solchen Laden zu bestellen, schlug fehl, denn die Köchin nahm keine Bestellung entgegen, sondern nur einen kleinen Zettel, den man vorher gegen Geld aus einem Automaten ziehen musste. Das Prinzip ist mir in den billigen und einfachen Restaurants immer wieder begegnet. Da gibt es einen Knopf für Bier und einen anderen für Soba mit Ei, bloß steht da nicht „Soba mit Ei“ sondern Tsukimi, was so viel wie „den Mond betrachten“ bedeutet. Das Eigelb des aufgeschlagenen Eis bildet den Mond und das Eiweiß die Wolken darum.

Kamakura und die Sagami-Bucht1

An dieser Stelle ist zu bemerken, dass es definitiv von Vorteil ist, vor einem Besuch Japans die grundlegenden Schriftzeichen in Form der Silbenalphabete und Zahlen zu lernen. Sonst muss man auf viele interessante Erfahrungen verzichten oder Enttäuschungen hinnehmen, da es vor allem außerhalb des kerntouristischen Tokyos keine englischsprachigen Zugdurchsagen oder Beschriftungen gibt, d.h. schon das Lesen von Speisekarten und der Preise ist dann nicht möglich. Außerdem ist das Englischsprachniveau des durchschnittlichen Japaners sehr niedrig. Hat man Probleme wird man meist zu einem anderen englischsprechenden Japaner gebracht. Das System funktioniert und mit etwas Geduld können selbst im Zug vergessene Koffer wiedergefunden werden. Reist man in Begleitung von Japanern, ergeben sich solche Probleme natürlich nicht, weshalb ich viel mit meiner Kontaktperson oder anderen Japanern und IAESTE-Praktikanten unternommen habe. Die Kontaktperson ist vor allem am ersten Tag wichtig, wenn man mit ihrer Hilfe vom japanischen Bahnsystem überfordert zu seiner Unterkunft gelangt und dann den Schlüssel vom Vermieter überreicht bekommt. Neben den IAESTE Japan-Studenten habe ich auch durch mein internationales Haus einige Japaner kennengelernt, die dann bei der Buchung von Zugtickets behilflich waren oder mir Soba kochen beigebracht haben. Insofern bekam ich den Eindruck, dass viele Japaner zurückhaltend sind, man aber auch immer auf aufgeschlossene oder kontaktfreudige Menschen trifftMittagsmenü im Restaurant1

In den drei Monaten habe ich versucht, von Japan so viel wie möglich zu sehen. Das beschränkte sich aber meist auf Entfernungen, die an einem Wochenende möglich waren. Dazu gehörte die alte Hauptstadt Kamakura, die wunderschön am Meer gelegen, mich mit ihrem guten Wetter an Italien erinnerte und die benachbarte Insel Enoshima, mit ihrem Blick auf den Fuji.

Winter in den Bergen von Nagano1

Ebenfalls beliebte Ausflugsziele sind Nikko, eine Stadt in den Bergen nördlich Tokyos mit vielen Tempeln und den berühmten drei Affen, die zum Weltkulturerbe gehört und Hakone, das für seine heißen Quellen bekannt ist und auf dessen Ashi-See Piratenboote für die Touristen schippern. Sowohl in Nikko als auch in Hakone kam ich in den Genuss der traditionellen japanischen Bäder. Die sind so heiß, dass Menschen mit niedrigem Blutdruck nach fünf Minuten ohnmächtig werden.
Yokohama, eine Hafenstadt mit fast schon europäischem Aussehen und einer großen Chinatown, ist praktisch mit Tokyo verschmolzen. Interessant für mich war ihr Yamate Bluff-Viertel in den Hügeln über dem Meer, in dem Europäer und Amerikaner im 19. Jahrhundert in westlichen Häusern wohnten und eigene Schulen, Kirchen, Friedhöfe und einen Tennisclub errichteten.

Samstagnacht in Shibuya1
Für die Reise nach Kyoto sollte man sich mehr Zeit nehmen, denn das kulturelle Zentrum Japans besitzt eine unglaubliche Anzahl an Tempeln und Schreinen und ist von Tokyo aus mit dem Schnellzug Shinkansen in wenigen Stunden zu erreichen. Die Stadt wurde in einem Schachbrettmuster angelegt und es gibt neben den Tempeln auch eine alte Burg, das legendäre Vergnügungsviertel Gion und traditionelle Märkte zu sehen. Besonders beliebt ist Kyoto in der Zeit der Kirschblüte und der Laubfärbung, dann ist die Stadt voll mit Touristen.

Der Ashi-See bei Hakone1
So konnte ich in drei Monaten von Japan einen schönen Ausschnitt sehen und möchte unbedingt noch einmal hinfahren, um dann auch die tropischen Okinawa-Inseln, Hokkaidos unberührte Natur und solche Ziele wie Osaka, Nara, die Burg von Himeji und den Schrein von Ise zu besuchen. Außerdem würde ich dann mit meinen neuen japanischen Freunden zu einem Baseballspiel oder Sumowettkampf gehen.

Der Pazifik bei Enoshima1

2013 Europa United Kingdom (Nordirland) Werkstoffwissenschaften

Im Sommer 2013 habe ich vom 29.07. bis zum 04.10. ein Praktikum an der „University of Ulster“ in Jordanstown, 20 Minuten nordöstlich von Belfast, an der School of Engineering absolviert.

Viele Menschen denken bei Belfast und Nordirland immer noch an bürgerkriegsähnliche Zustände und Terror. Meine Zeit im nördlichen Teil einer wunderbar grünen Insel hat mir allerdings gezeigt, dass es hier genauso ruhig oder unruhig ist wie in jedem anderen westeuropäischen Land. Der Großteil der Bevölkerung will Frieden und die Zeit der „Troubles“ hinter sich bringen. Jeder “normale” Irlandurlauber sollte, meiner Meinung nach, auch den nördlichen Teil der Insel erkunden. Hier liegen noch viele weitere kulturelle und landschaftliche Schätze verborgen. Das Leben in Nordirland ist von Pub-Besuchen geprägt. Jeden Donnerstag hat sich das örtliche LC in einem anderen schönen Pub getroffen und wir Praktikanten waren herzlich eingeladen, mitzukommen.   Belfast City Hall1  Die ersten fünf Wochen meiner Zeit in Belfast habe ich in einer zehner WG im Elms Village der Queen’s University verbracht und dort ein intensives Gemeinschaftsleben erfahren. Dies ermöglichte es mir insbesondere am Anfang, leicht Anschluss zu finden. Bei gemeinsamen Unternehmungen sind so gute Bekanntschaften und interessante Freundschaften entstanden. Das Zusammenleben war eine sehr schöne Erfahrung. Die Zimmer waren sehr zweckmäßig und für die kurze Zeit vollkommen ausreichend, denn meistens hielten wir uns nur zum Schlafen in ihnen auf.

Ende August sind die meisten Praktikanten nach Hause gefahren. Gerade gewonnene Freunde mussten verabschiedet werden und es kehrte Ruhe in die WG ein. Am 1.9. bin ich mit Pedro und Renan, zwei brasilianischen IAESTE-Praktikanten, in eine private Unterkunft umgezogen, um Platz für die “richtigen” Studenten zu schaffen. Wir hatten uns ein Haus mit fünf Schlafzimmern, schöner Gemeinschaftsküche und Wohnzimmer ausgesucht. Die Zeit im “neuen” Haus war auch von Gemeinschaftsleben geprägt, wobei es diesmal enger und auf weniger Leute beschränkt war.

Die private Unterkunft brachte jedoch einige Hürden mit sich. Nach dem Umzug mussten einige Probleme mit dem neuen Vermieter überwunden werden. Außerdem waren Anfang Oktober fast keine Praktikanten mehr in Belfast. Deshalb empfehle ich, ein Praktikum in Nordirland Anfang September zu beenden, da die Wohnheimplätze dann an die dortigen Studenten vergeben werden und die meisten IAESTE-Praktika in Belfast zu Ende gehen.

Mein Arbeitsplatz, die University of Ulster, befand sich in Jordanstown. Dorthin fuhr ich jeden Tag 20 Minuten mit dem Zug. Ich war an der School of Engineering im Bereich der „Advanced Composite Materials“ beschäftigt. Zu Beginn meines Praktikums waren noch Semesterferien und die Universität sehr leer. Da mein Praktikum allerdings bis Anfang Oktober ging, konnte ich den Semesterstart in Nordirland miterleben. Während meines Praktikums habe ich viel Neues über kohlenfaserverstärkte Polymerverbundwerkstoffe gelernt. Ich konnte bei der Charakterisierung und Analyse von Composite-Proben und beim Extrudieren von Polymeren helfen.

An der Nordküste Nordirlands

Die Wochenenden habe ich sehr selten in meinem Zimmer verbracht. Gleich an meinem ersten Wochenende hat das LC Belfast eine Wanderung in den Mourne Mountains organisiert. Ich glaube, es sind alle 30 Praktikanten, die zu der Zeit in Belfast und Umgebung waren, mitgekommen. Dementsprechend voll war das Cottage, in dem wir eine Nacht verbrachten. Die Wanderung selbst führte durch unvergleichbare Landschaften und auch auf einen Gipfel. Es war eine Alles in Allem sehr anspruchsvolle Wanderung. Dennoch haben wir alle zusammen den Tag bei einem gemütlichen Lagerfeuer ausklingen lassen und noch bis in die späten Abendstunden gequatscht und getanzt.

Ein anderes LC-Wochenende haben wir in den Fermanagh Lakelands verbracht. Dort gibt es, wie der Name erwarten lässt, viel Wasser. Die Stadt Enniskillen liegt auf einer Insel zwischen den zwei größten Seen. Auch diese Landschaft ist einzigartig und man muss sie selbst besucht haben, um sich die Schönheit auch vorstellen zu können.

Am letzten vom LC organisierten Wochenende ging es an die North Coast. Wir bekamen eine Führung durch die Bushmills Distillery und fuhren dann weiter Richtung Giant’s Causeway. Dort ragen meterhohe Basaltsäulen aus dem stürmenden Meer und geben so ein eindrucksvolles Landschaftsbild.

Zwei von vielen  verzierten  Häuserwänden in Belfast   Murals   Überbleibsel vergangener Tag)1

Während einer „Murals“- Tour mit einem Belfaster Taxifahrer haben Nadine (eine andere deutsche Praktikantin in Belfast) und ich viel über die Geschichte Belfasts, Nordirlands und der „Troubles“ (so werden die knapp 40jährigen Unruhen in Nordirland genannt) gelernt. Jeder von uns hatte danach ein etwas mulmiges Gefühl im Bauch. Denn so eine Fahrt ist auch ein Stück Lebensgeschichte eines (in unserem Fall katholischen) Fahrers, dessen tägliches Leben als Kind von bewaffneten, britischen Soldaten geprägt war, und der diese schwere Zeit hautnah miterlebte.

An einigen Wochenenden hat es mich auch in die Republik Irland verschlagen. Ich habe die Hauptstadt Dublin, Galway und den Nordwesten des Landes besucht. Dabei hat sich die Westküste mit Connemara und den Cliffs of Moher zu meinem absoluten Favoriten entwickelt.

Nordirland hat mich sehr beeindruckt und die ehrliche und herzliche Freundlichkeit der Menschen überrascht. Es ist sehr einfach, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, denn die Menschen sind sehr offen und gehen auf ihre Mitmenschen zu. So entstehen interessante Unterhaltungen. Das Land ist perfekt zum Wandern und es ist sehr überschaubar. Auch wenn einige Distanzen auf Landkarten sehr weit aussehen, in Wirklichkeit ist es möglich in weniger als drei Stunden von der Ostküste an die Westküste Nordirlands zu fahren.Ich habe hier tolle Menschen kennengelernt, die mir alle fehlen werden.

Es war eine sehr schöne Zeit, die ich nie vergessen werde. Ich kann nur jedem empfehlen, ein IAESTE-Praktikum zu absolvieren. Auch wenn der fachliche Anspruch nicht immer passt, ist es eine tolle Gelegenheit, interessante Menschen und Länder kennenzulernen. Am meisten werden mir wohl “meine” zwei Brasilianer fehlen, die die zweite Hälfte meines Praktikums bereichert und leichter gemacht haben.

2012 Europa Spanien Betriebswirtschaftslehre

Ich absolvierte mein IAESTE Praktikum in Santander/Spanien bei der Firma ERZIA Technologies S.L. vom 01.10.2012 bis 07.06.2013.Vorab: Wenn man an Spanien denkt kommen einem immer Bilder vom Strand und tollem Wetter in den Sinn. Im Norden Spaniens am Atlantik jedoch regnet es enorm viel. Daher wird diese Region auch als der grüne Gürtel Spaniens tituliert. Es wird nicht richtig kalt, aber regnet einfach öfter als man es in Spanien erwarten würde.

Beim IAESTE Lokalkomitee Freiberg lief alles super und ich habe mich ganz hervorragend aufgehoben gefühlt. Die Bearbeitung meiner Unterlagen und die Betreuung bei Rückfragen waren exzellent. Ein ganz dickes Lob an dieser Stelle. Meine spanische Firma hatte schon von vornherein Kontakt zu mir aufgenommen und wollte, dass ich eher komme, als zu meinem angegebenem Termin im Oktober. Darauf konnte ich jedoch nur antworten, dass dies durch Klausur- und Masterarbeit bedingt nicht möglich war, woraufhin mir gesagt wurde, dass ich dann doch bitte länger machen sollte. Ich dachte mir, ein Jahr anstatt 6 Monate ist vielleicht gar nicht so falsch um Land, Leute und Sprache besser kennen zu lernen. Außerdem liegt Santander am Meer und den Sommer am Meer zu verbringen würde mit Sicherheit auch nicht schlecht sein. Also war ich auf ein Jahr Spanien vorbereitet, musste jedoch noch die Hälfte meiner Masterarbeit in Spanien zu Ende schreiben, da dies in Deutschland leider nicht mehr geklappt hat. Ich habe alle Zelte in Freiberg abgebrochen, um den Abschluss zu erreichen nur noch die Masterarbeit schreiben und Verteidigen musste, und bin nach Spanien aufgebrochen.

Da ich in Bilbao gelandet bin, ca. 100 km von Santander entfernt, hatten mir meine IAESTE Santander-Kollegen ein Empfangskomitee vom IAESTE Bilbao organisiert, welches mich vom Flughafen zum Busbahnhof gebracht hat, von wo aus es mit dem Bus nach Santander ging. In Santander wurde ich dann abgeholt und zu meinem neuem Zuhause gebracht. Da ich aus einer „großen“ 4er WG ausgezogen bin, war ich erst einmal von meinem 10 qm Zimmer mit Bett und Schrank für 250€ nicht sehr begeistert. Daher stand für mich fest, dass ich mir in den nächsten zwei Monaten etwas eigenes, größeres und günstigeres suchen würde. Ich bin dann im Dezember an den Strand gezogen, in eine kleine Ferienwohnung mit ein ganz klein wenig Meerblick.

Hier muss ich ein riesiges Lob an die Damen und Herren des IAESTE- Lokalkomitee in Santander aussprechen, eine so hervorragende Betreuung habe ich noch nicht erlebt. Es wurde alles organisiert, vom Besuch beim Amt um die Arbeitserlaubnis abzuholen, über Arztbesuch am Sonntag bei Blut im Hustenschleim bis hin zu den Ausflügen in der Umgebung. Ich kann mich nur noch einmal für die viele Mühe und die tolle Betreuung bedanken. Ich möchte all die schönen Erfahrungen nicht missen und hoffe, dass ich mich in Zukunft einmal revanchieren kann.

Erzia ist ein im Jahr 1993 gegründetes technologie- Unternehmen das sich in die drei Bereiche aufspaltet:

a) RF & SPACE SYSTEMS

b) MOBILE SATELLITE SERVICES

c) TELEPORT & SATELLITE SERVICES

Meine Aufgabe war es, den Deutschland Vertrieb der Mobile Satellite Services Sparte aufzubauen und zu führen. Die erste Aufgabe war die Übersetzung der spanischen Homepage ins deutsche und mich in die Satellitenkommunikation einzuarbeiten. Die Produkte waren primär Satellitentelefone und deren Zubehör sowie alles, was mit der Satellitenkommunikation zu tun hat, wie z.B. GPS-Tracker und Breitbandinternetanlagen für Schiffe. Da die Produkte zwar mit Preisen im Internet abgebildet waren, es aber noch keinen Onlineshop gab, war der einzige Vertriebsweg zu Beginn via Telefon und eMail. Der erste Kunde lies nach Onlineschaltung der deutschen Seite nicht lange auf sich warten und ich konnte gezielt Auskunft zu den Produkten geben. Eine der anfänglichen Schwierigkeiten beim Vertrieb war es, dem Kunden die Angst zu nehmen bei einer spanischen Firma zu kaufen. Da die Firma nur gegen Vorkasse liefert, musste erst einmal das Vertrauen des Kunden gewonnen werden, damit die Kreditkartendetails übermittelt wurden oder die Überweisung getätigt wird. Doch mit der Zeit kam immer mehr Routine in die Führung des Verkaufsgesprächs und die Beratung der Kunden, sodass die Frage nach dem Firmensitz durch die Beratung nach einiger Zeit in den Hintergrund rückt. 

Neben der Betreuung der Kunden via Telefon und eMail war es ebenfalls meine Aufgabe, den Messebesuch auf der BOOT 2013 in Düsseldorf vorzubereiten. Es musste in Deutschland ein Messebauer gefunden und der Stand designt werden. Es musste Personal für die Messe gebucht, eingeteilt und bezahlt werden, Unterkunft und Flüge gebucht und die Lieferung unserer Ware gemanagt werden. Da ich der einzige in der Firma war, der deutsch sprach, war es eine immense Herausforderung, alles während dem normalen Tagesgeschäft zu erledigen. Nach der Messe habe ich den Vertrieb in Österreich und der Schweiz ebenfalls aufgebaut, was meine Verkaufszahlen noch einmal deutlich erhöhte und mehr Arbeit bedeutete.

Es war eine tolle Erfahrung, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Ich kann jedoch jedem raten, der ins Ausland geht: schreibt keine Abschlussarbeiten oder Ähnliches mehr,  während Ihr das Praktikum macht. Die Doppelbelastung macht einen echt fertig. Meine Arbeitszeit war von 09.00 – 19.15 Uhr, sich um 20.00 Uhr noch an den Schreibtisch zu setzen, nachdem man nach Hause kommt ist meines Erachtens utopisch. Man bekommt den ganzen Tag neue Eindrücke und Aufgaben in einer fremden Sprache, und soll sich dann abends noch hinsetzen um weiter zu arbeiten? Das ist nur möglich mit viel Disziplin, die mir definitiv fehlte. Es bleiben die Wochenenden zum Arbeiten und Schreiben, jedoch ist zu beachten, dass das „sich wieder einarbeiten“  immer schon wieder eine Stunde raubt,  da man nicht sofort wieder ansetzen kann, wo man aufgehört hat. Daher rate ich jedem: geht mit freiem Kopf ins Praktikum, es ist definitiv besser für euch, denn ständig den Druck im Hinterkopf zu haben ist nicht sehr angenehm.

Ein weiterer Rat: 6 Monate reichen definitiv für ein Praktikum, danach sind die Abläufe so drin, da kann man dann alles im Schlaf. Wenn dann keine neue Herausforderung gestellt wird, hat man schnell das Gefühl, als billige Arbeitskraft ausgenutzt zu werden. Wenn die Lernkurve nicht mehr steigt wird der Sinn der Arbeit hinterfragt und man wird deprimiert, besonders wenn die Kollegen für die gleiche Arbeit das dreifache verdienen und es keine Abwechslung, sprich, nichts neues mehr zu lernen gibt. Daher würde ich sagen: „In der Kürze liegt die Würze“-  ständig mit Neuem konfrontiert zu werden macht Spaß und jedes Praktikum zu einem tollem Erlebnis.

Die Bezahlung mit 600€ ist für spanische Verhältnisse grade in Zeiten der Krise schon sehr viel. Meine spanischen Freunde haben für Ihre Praktika meistens 300€ im Monat verdient. Dadurch, dass meine Aufgabe aber so umfangreich war und ich alle meine Zielvorgaben erreicht habe, war ich mit der Bezahlung aber nicht wirklich zufrieden. Eines schöner Spruch lautet hier: „Zu wenig zum Leben, zu viel zum sterben.“ Ich habe definitiv drauf gezahlt, darüber muss man sich im Klaren sein, dass die Ersparnisse angegriffen werden können, wenn man auch noch ein paar Aktivitäten machen möchte. Spanien ist von den Lebenshaltungskosten teurer als Deutschland, zumindest, was die Lebensmittel angeht, bei den Wohnungen kann man Abstriche machen und findet nach langer Suche mit etwas Glück etwas Vernünftiges.

Spanier lieben es, zu essen und zu trinken. Man sollte nicht zimperlich sein, wenn es darum geht, etwas deutsches zu kochen. Unbedingt zu probieren ist der weit verbreitet Calimocho, WEIN mit COLA, klingt ekelhaft, ist aber DAS Getränk wenn es abends auf die Piste geht.

 

2013 Asien Mongolei Geotechnik&Bergbau

Obwohl die Praktikumsbeschreibung „The trainee will be involved in current research affairs.“völlig nichtssagend war und ich somit überhaupt keine Vorstellungen über die Gestaltung meines Praktikums hatte, erwartete ich nicht, außerhalb des Instituts zu arbeiten. Erfreulicherweise kam es anders, am ersten Tag fragte mich der Institutsleiter, was ich am liebsten tun würde. Meinem Wunsch, so viel wie möglich vom praktischen mongolischen Bergbaubetrieb zu sehen und der Bitte, ob sich das irgendwie einrichten ließe, wurde problemlos statt gegeben. So kam es, dass ich am Institut selbst nur vier Wochen arbeitete und daneben die Chance bekam, insgesamt drei Wochen in drei unterschiedlichen mongolischen Tagebauen zu verbringen. Mir wurde bereits vor Reiseantritt der Tipp gegeben dass man alles verhandeln könne und dies auf jeden Fall versuchen sollte.

A034bKonkret arbeitete ich eine Woche im Braunkohletagebau in Baganuur, zwei Tage in Shivee Ovoo im Braunkohletagebau und zwei Wochen lang in Erdenet im Kupfererztagebau. In den Tagebauen habe ich alle Bereiche und Abteilungen durchlaufen, wie z.B. geologische Abteilung, Markscheiderei, Tagebauplanung, Fahrzeug- und Fahrweginstandhaltungsabteilung, Sprengabteilung, bis hin zur Aufbereitungsanlage. In der geologischen Abteilung wurden die Erzgehalte der Bohrkerne untersucht und ich konnte meine rohstoffgeologischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. In der Markscheidewesen-Abteilung ging es im Wesentlichen darum, den Abbaufortschritt des Tagebaus zu dokumentieren und die Bohrlöcher zu lokalisieren, um bestimmen zu können, welches Gestein als Abraum, als Erz oder als gesondert gelagerter Abraum gefördert wird. Die Vermessungstechnik war mir natürlich aus dem deutschen Bergbau bereits bekannt. Im Planungsstab wurde koordiniert, in welchem Baufeld wann, wo und wie gearbeitet wird. Besonders interessante Einblicke erhielt ich beim Dispatcher in der Leitzentrale. Dort wurde direkt auf betriebliche Veränderungen wie Ausfälle von Baggern, Bohrgeräten oder Kippern reagiert. Diese Tätigkeit war höchst spannend, schließlich bekommt man in der Steuerzentrale den besten Überblick über die Gesamtheit der Abläufe sowie ihre gegenseitige Abhängigkeit und ist ständig über alle Prozesse informiert. In der Fahrzeuginstandhaltung konnte ich mir einen Überblick über Bergbaugeräte aller Art zu verschaffen. Sehr imposant waren hier natürlich die großen, schweren und äußerst robusten Geräte russischer Herkunft. In der Sprengabteilung konnte ich direkt praktisch mitarbeiten. Hier ging es darum den Sprengstoff zu den Bohrlöchern zu transportieren und diese nach Anweisung und unter Aufsicht des zuständigen Sprengingenieurs zu befüllen. Ebenso spannend war für mich der Einblick in die Aufbereitungsanlage. Da in Deutschland kein Kupfererz gefördert wird, gibt es auch keine vergleichbare Aufbereitung. Bevor ich die Anlage besichtigen konnte, wurde ich vorab mit englischsprachiger Fachliteratur versorgt, um mich einzuarbeiten. Bei einer Begehung der Anlage konnten dann noch meine verbliebenen Fragen geklärt werden. Von der schieren Größe der Anlage war ich sehr beeindruckt.

C004Am Institut bestand meine Aufgabe im Wesentlichen aus technischem Zeichnen, einfacheren Berechnungen, Übersetzungen und der Gestaltung einer Präsentation über kontinuierliche (die in Deutschland übliche) Förderungstechnik im Tagebau. Im gesteinsmechanischen Labor konnte ich Versuche durchführen. Das war für mich anfänglich ein wenig gewöhnungsbedürftig, weil nicht nach den Regeln der mir bekannten und in Deutschland angewandten DIN, sondern nach den Vorschriften der GOST (russische Norm) gearbeitet wurde, an die ich mich erst gewöhnen musste.

neu2Meine Betreuer haben alles unternommen, um mir so viel wie möglich zu zeigen und beizubringen. Aus Sicht des Instituts bestand der Schwerpunkt meines Praktikums nicht vordergründig auf der Ableistung meiner Arbeitszeit, sondern auf einem bestmöglichen Lernprozesses meinerseits. Die Kollegen in Erdenet haben sogar einen konkreten Plan ausgearbeitet, damit mir auch auf keinen Fall etwas entgeht. Da die Mongolei eines der boomenden Bergbauländer der Welt ist sollte man die Gelegenheit, sich vor Ort darüber zu informieren unbedingt wahrnehmen.

Bis zum meinem Auslandsaufenthalt war Ulan-Bator für mich immer ein Synonym für das Ende der Welt. Tatsächlich bekommt das berühmte „the middle of nowhere“ in der riesigen Mongolei eine völlig neue Dimension. Für mich war bereits vor der Abreise völlig klar, dass ich mich komplett umstellen müsste. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde und daher war mir klar, mit Allem rechnen zu müssen. Diese Einstellung hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen, da viele andere Praktikanten sich darüber nicht so im Klaren waren und von der Realität oft mehr enttäuscht als verwundert waren. Ohne Zweifel kann man in UB als Mitteleuropäer schnell einen Kulturschock bekommen. Auch ich war in den ersten Tagen ein wenig unsicher, ob ich mich an das Chaos der Großstadt gewöhnen könnte.

neu3Ulaanbaatar ist alles vom Ger (Jurte) bis zum Hochhaus mit Glasfassade. Vor allem in den Vororten, die ich auf dem Weg zur Arbeit täglich durchquerte, gehören Hütten, Gers, nicht asphaltierte Seitenstraße, ein fehlendes Frisch- und Abwassersystem und Müllberge zum gewohnten Bild. Doch keine Angst, die Studenten werden recht zentrumsnah in einem moderat eingerichteten Wohnheim untergebracht. Abgesehen von einigen kleinen Mängeln wie Türproblemen, über längere Zeit fehlendes, fließend-warmes Wasser, schlechtes Internet, kein Kühlschrank und keine Waschmaschine war das Leben im Wohnheim recht passabel. Probleme mit Diebstahl oder Kriminalität gab es im Wohnheim nicht. Für jedes der beschriebenen Probleme findet man mit ein wenig Improvisationstalent auch unschwer eine Lösung. Warum sollten wir als angehende Ingenieure, die sich irgendwann einmal mit großen technischen Problemen befassen sollen, nicht mit solchen Lapalien fertig werden. Glücklicherweise wohnen alle ausländischen Studenten Tür an Tür, sodass man sich jederzeit gegenseitig helfen kann. Man fährt sowieso besser, kleinere Reparaturen selbst durchzuführen, anstelle es dem Fremdsprachen nicht mächtigen Wohnheimpersonal zu erklären.

 Mit Englisch ist das sowieso so eine Sache. An meinem Institut sprachen nur ein Mitarbeiter englisch und einer deutsch, jedoch alle in gehobenen Positionen perfekt russisch. Russischkenntnisse sind definitiv von riesengroßem Vorteil, z.B. in Erdenet wurde alles auf russisch gedruckt und alle offiziellen Besprechungen waren auf russisch, jedoch kommt man auch irgendwie ohne durch. Praktisch ist es jedoch, vorher schon die kyrillischen Buchstaben zu beherrschen.

Die beste Reisezeit für die Mongolei ist der Zeitraum von Anfang Juni bis Ende August. Einerseits ist das Klima recht angenehm, andererseits finden die Naadamspiele statt, die man sich als Mongoleireisender auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Gewöhnen muss man sich an das Essen. Fleisch gibt es in riesigen Mengen zu jeder Mahlzeit, aufgrund der nomadischen Tradition und der kargen Böden wird nur sehr wenig Gemüse gegessen. Vegetarismus verstehen die traditionellen Mongolen nicht und wer sich unbedingt vegetarisch ernähren will, wird Schwierigkeiten in Kauf nehmen müssen.

Generell ist das Essen sehr abwechslungsarm und recht fettig, doch man gewöhnt sich daran. Die angebotenen mongolischen Spezialitäten sollte man unbedingt probieren, Ablehnen gilt oft als unhöflich. Acht geben sollte man bei Getränken. Weine sind sehr teuer, Bier ist in Ordnung aber das traditionelle Getränk ist der Wodka. Den gibt es in riesiger Auswahl und in jedem Geschäft zu geringen Preisen. Getrunken wird er in recht unhomöopatischen Mengen. Ein Glas sind ca. 5 cl, von denen gibt es allerdings mehrere.

neu

Mir fehlt im Ausland in der Regel zu erst das Mischbrot. Jedoch gibt es in Ulaanbaatar eine Bäckerei (Café Sachers, Baga Toiruu), in der man dieses bekommt. Weiterhin problematisch ist Kaffee. Wenn man Kaffee bekommt ist es in der Regel Instantkaffee. Vielleicht ist es klug eine Packung Kaffee und Filtertüten mitzunehmen, im normalen Laden bekommt man so etwas nämlich nicht und ggf. eignet er sich auch als Gastgeschenk. Weiterhin sind Aufschnitt und Käse eher selten und meist sehr teuer, genauso wie Obst.

Ulaanbaatar ist nicht gerade das, was man gewöhnlich als schöne Stadt bezeichnen würde, außerdem hat es nichts mit der „echten“ Mongolei zu tun. Man sollte auf jeden Fall versuchen, aus der Stadt herauszukommen um das traditionelle mongolische Landleben zu erleben. Dort wird noch richtig nomadisch in Gers zusammen mit den Tieren auf der Sommerweide gelebt. Hierzu sollte man sich entweder an die Betreuer wenden oder sich touristischen Touren anschließen. Reisen auf eigene Faust ist in dem Riesenland aufgrund des schlecht ausgebauten öffentlichen Transportsystems so gut wie unmöglich. Man sollte es unbedingt versuchen, auf einem Pferd zu reiten, ansonsten war man nicht in der Mongolei!

2011 Südamerika Brasilien Maschinenbau

Guaratinguetá – Brasilien

Los ging es von Dresden über Frankfurt nach Sao Paulo, wo ich am 2.10.2011 in aller Frühe gelandet bin. Am Flughafen wurde ich schon erwartet von einem brasilianischen Studenten und einem weiteren IAESTE Praktikanten, der auch aus Deutschland kam. In Sao Paulo gibt es insgesamt 3 Busbahnhöfe, was es gar nicht so einfach macht, den richtigen Bus zu finden. Zum Glück wurde ich zum Busbahnhof gebracht und in den richtigen Bus gesteckt. So saß ich 3 Stunden nach meiner Ankunft schon im Bus nach Guaratinguetá . Man sollte sich unbedingt vorher erkundigen, nach wie vielen Haltestelle man aussteigen muss. Am Busbahnhof in Guaratinguetá wurde ich von einer meiner Mitbewohnerinnen und ihrem Freund mit dem Auto abgeholt. Nur so, nicht viele Studenten haben ein Auto, aber im Staat Sao Paulo sind einige Studenten etwas besser gestellt. Insgesamt habe ich mit 3 Brasilianerinnen zusammen gewohnt und mit einer für die zweimonatige Dauer meines Praktikums ein Zimmer geteilt. Das ist übrigens ganz normal in Brasilien und auch, dass es reine Mädels- und Jungs-WGs gibt.

Mein Praktikum fing am darauffolgenden Montag an der UNESP, einer staatlichen Uni des Staates Sao Paulo, an. Diese Universität hat mehrere Campusse  im Staat Sao Paulo und in Guaratinguetá ist einer davon mit ungefähr 3 000 Studenten. Also wer denkt, dass Freiberg schon klein ist irrt und um das Studentenleben ist es definitiv hier besser gestellt. Dafür kann man jedoch auf Grund der relativ kurzen Strecken für Brasilien am Wochenende viel Unternehmen. So war ich gleich am ersten Wochenende in Rio de Janeiro und glaubt mir: Rio ist ein etwas gefährliches Pflaster, aber wunderschön und auch recht teuer. Außerdem war ich noch in Ubatuba zu einem IAESTE Wochenende und in Sao Paulo, wo ich zu Besuch bei der Familie meiner Zimmergenossin war. An einem anderen Wochenende war ich noch in den Bergen mit einem brasilianischen Freund unterwegs. Die Brasilianer sind alle sehr aufgeschlossen und wenn sie doch mal etwas stumm sein sollte, liegt es dann eher an den schlechten Englischkenntnissen. Englisch ist selbst an der Universität kein Pflichtfach. Nichts desto trotz habe ich mich ganz gut durchgeschlagen ohne Portugiesisch Kenntnisse und einige wichtige Wörter schnappt man mit der Zeit schnell auf.

Zurück zur Arbeit. Ich habe mich mit nicht-newtonschen Fluiden beschäftigt, was nix Neues und nichts wirklich Spannendes war. Zuerst habe ich ein Paper einer brasilianischen Studentin auf die Richtigkeit geprüft, was gar nicht so einfach war, da es auf Portugiesisch geschrieben war. Anschließend habe ich die Viskosität von nicht-newtonschen Fluiden gemessen.

Es war eine tolle Erfahrung und eine einmalige Gelegenheit. Ohne IAESTE wäre ich nicht so einfach nach Brasilien gekommen und das wichtigste wie Abholung und Unterkunft ist geregelt. Das Geld, was ich beim Praktikum in den 2 Monaten verdient habe, hat meine Lebenshaltungskosten gedeckt. Für meine Ausflüge und für meine Reise musste ich auf mein Erspartes zurückgreifen. Bei einem IAESTE Praktikum geht es nicht ums Geld verdienen sondern um die Erfahrung, die man macht.

Ich hoffe,  ihr habt auch mal die Chance ein IAESTE Praktikum irgendwo in der Welt zu machen und ich wünsche euch viele tolle Erlebnisse und eine tolle Zeit.

2011 Europa Ukraine Geophysik

Das Praktikum in der Ukraine war eine relativ vielseitige Zeit in der man mit allem Typischen aus diesem Land konfrontiert wurde.

Ich nahm für die Reise nach Ivano – Frankivsk eine Busverbindung, die durch halb Deutschland fuhr, um die Reisenden aufzusammeln, und anschließend über Polen in die Ukraine führte. Sie war die günstigste Verbindung, die ich gefunden habe. Wahrscheinlich aber auch die am wenigsten komfortabelste, jedoch interessanteste Reisemöglichkeit neben Zug und Flugzeug. Die Fahrt dauerte von Chemnitz aus etwa 20 h und ich kam nach einem Busumstieg direkt am Bahnhof in Ivano-Frankivsk an.

Dort erwartete mich meine Übersetzerin bereits. Jeder, der an der Nationalen Ukrainischen Universität für Öl und Gas ein IAESTE Praktikum macht, bekommt eine Übersetzerin. Das liegt wohl daran, dass von den Einheimischen in Ivano-Frankivsk der englischen Sprache kaum einer mächtig ist.

Die Übersetzerin nahm mit mir sogleich eines von den zahlreichen Taxis, welches uns zum Wohnheim, was gegenüber von dem großen Campus der Universität erbaut wurde, beförderte. Das Wohnheim sieht jedoch auf dem ersten Blick nicht sehr heimisch und sauber aus. An die ausreichend mit Betten, Tisch und Schrank eingerichteten Zimmer gewöhnt man sich aber schnell. Für jedes Zimmer und für jede Etage gibt es einen gesonderten Eingang, wofür man jeweils einen Schlüssel bei den Hausfrauen des Wohnheims benötigt, den man bei jedem Verlassen des Hauses wieder abgeben muss.

Als ich mein Gepäck im Zimmer verstaut hatte, ging es zum Rundgang in die Stadt.

Ivano – Frankivsk ist eine sehr angenehme, von Tourismus geprägte Stadt, der man zum Teil seine Vergangenheit an den Gebäuden noch ansieht. Das Zentrum ist schön gestaltet und besitzt gut ausgebaute Straßen. Entfernt man sich jedoch von diesem, so werden die Straßen rapide schlechter, die Löcher auf den Straßen größer. Der offene Markt nahe des Zentrums in einem großen runden Gebäude, ist jeden Tag mit vielen Verkaufsständen besetzt. Selbst am Sonntag befinden sich Verkäufer auf dem Markt, die jedoch jeden Tag in der Woche gegen den frühen Nachmittag ihre Läden verschließen. Weiterhin fallen mir viele Bankgebäude auf, die sich häufig gegenüberstehen. Jede Bank besitzt je nach Größe, Schalter im Gebäude, häufig jedoch auch außen als freien Bankschalter. Nach meiner Empfehlung sollte man in das innere einer Bank gehen, um Geld abzuheben und die Sicherheit der Überwachungskameras nutzen zu können und nicht einen „fake“-Bankautomaten zum Opfer zu fallen. Das Abheben des Geldes selbst stellte sich nicht als Problem heraus, da fast alle Automaten in Englischer Sprache benutzt werden konnten.

Auch empfehlenswert ist es, seinen Pass ständig mitzuführen. Die Polizeistreifen kontrollieren gern Touristen und verlangen eine hohe Summe für einen fehlenden Ausweis. Ich hatte jedoch Glück und wurde nie kontrolliert.

Ivano – Frankivsk besitzt einige große Parks (z.B. Shevchenko Park, nach dem bekannten Lyriker aus der Ukraine, von dem es in fast jeder Stadt einen Park nach ihm benannt gibt.) und einen See mit einer kleinen Insel darauf. Zusammengefasst besitzt diese Stadt alles, was zu einer Westeuropäischen Stadt gehört, wie: Einkaufszentren, Handyläden, eine Oper, Kinos, Restaurants, Drogerien usw.

Die Restaurants haben wir als Gruppe von etwa 7 Austauschstudenten gut ausgenutzt. Das lag daran, dass es zwar Abendessen in der Wohnheim-eigenen Kantine gab, jedoch das Essen in den Restaurants sehr günstig war und sehr vielseitig. Es gibt sehr viele Restaurants im Zentrum der Stadt, welche alle im Preisniveau sehr gleich sind, jedoch von den Attraktionen in den Lokalen sich gegenseitig überbieten.

Es gibt verschiedene Typen von Einkaufsmöglichkeiten. Nahe dem Wohnheim sind mehrere große Supermärkte mit Produkten aus der Ukraine, Russland und Mitteleuropa, vorhanden. Dabei ist zu beachten, dass die grundlegend und lebensnotwendigen Produkte wie zum Beispiel Brot, Fisch, Eier usw. wenig kosten; hingegen „Luxusartikel“ wie Brotaufstriche, Schokolade auch Toilettenpapier oder Salami für Ukrainische Verhältnisse teuer sind. Trotz allem ist es viel günstiger als in Mitteleuropa.

Auch günstig sind die Reisen mit dem Hauptverkehrsmittel Zug und Bus. Wir nutzten als Gruppe verschiedene Zugverbindungen aus, um in verschiedene Bereiche der Ukraine zu fahren. Dies nahm jedoch jedes Mal sehr viel Zeit in Anspruch (Bsp. Ivano-Frankivsk – Odessa: 15,5 h). Die Waggons sind bequem und ruhig. Es sind vorwiegend Schlafwaggons, in der 2. Klasse mit 4 Liegen pro abgeschlossenes Abteil. Solche wurden in Deutschland leider schon vor etwa 10 Jahren aus dem Zugverkehr genommen. Wie bei den normalen Autostraßen sind die Schienen für die Züge auch in einem schlechten Zustand. Der Waggon schwankte während der Fahrt durchgängig sehr stark.

Die Buchung für unsere Ausflüge wurde uns vom Internationalen Amt gestattet, so hatten wir genügend Freiheiten unsere Ziele zu wählen. Für die Buchung der Zugtickets halfen uns unsere Übersetzerinnen, da die englische Sprache selbst an der Bahnhofsschaltern nicht üblich ist.

Während der Werkstage ging ich einer festen Aufgabe nach, die ich von meinem Professor bekommen hatte. Die Arbeitszeit wurde jedoch nicht festgelegt, nur das Fertigstellen der Aufgabe sollte natürlich passieren. Der Grad des Anspruchs für die Aufgaben war dem Fortschritt meines Studiums vollkommen ausreichend, da es keine Probleme mit der Bewältigung gab. Man sollte jedoch nicht mit der Einstellung zu diesem Praktikumsort reisen, täglich aufs Neue stark gefordert zu werden. Wählt man dieses Praktikum nur aus dem Grund, um in Verbindung mit seinem Studium etwas fachlich Neues zu lernen, dann sollte man diese Reise in die Ukraine wohl eher nicht unternehmen.

Die Kultur der Einheimischen ist sehr freundlich, außerdem sind die Menschen in Ivano-Frankivsk sehr hilfsbereit. Dies wird man kennenlernen, sobald man sich persönlich mit den Einheimischen auseinandersetzt.

In der Ukraine habe ich viel gesehen, sodass sich dieser Aufenthalt vollkommen gelohnt hat. Es war eine schöne und lange Zeit in der Ukraine, um sie ausführlich kennen zu lernen und die Kultur und die Lebensweise sehr gut einschätzen zu können. Aus diesem Grund würde ich jedem empfehlen, der vor der Entscheidung steht in ein unbekanntes und fernes Land zu reisen, die Ukraine zu nehmen. Da selbst viele Vorurteile, wie „das 2. Gefährlichste Land der Welt“ in Bezug auf Raubüberfälle nicht erfüllt wurden, kann man ohne Bedenken dieses Land wählen.

2011 Asien Vietnam Engineering & Computing

Thái Nguyên University of Technology, Vietnam

Kultur und Freizeit: Die vietnamesischen Kommilitonen sind unglaublich freundlich, hilfsbereit und gastfreundlich. Zusammen mit unseren vietnamesischen Freunden haben wir sehr viele Wochenendausflüge unternommen. Es ging zu den wenigen, etwas touristischeren Orten im Norden Vietnams, zu vielen abgelegenen und unglaublich schönen Plätzen, als auch zu den Elternhäusern der Studenten, wo man echte vietnamesische Gastfreundschaft kennenlernen konnte. Schon auf dem Campus kann man jeden Tag einzigartige Erfahrungen machen, wie die Fauna im Wohnheimzimmer (Moskitos und moskitofressende Geckos), über den Campus stolzierende Kampfhähne oder im traditionellen Áo dài gekleidete Studentinnen, die anmutig über den palmengesäumten Campus spazieren. Die Abende verbringt man bei frischen Bia hơi (Bier) oder Sữa chua (Joghurt), als Snack gibt es Nem chua (Würstchen), ốc (Schnecken) oder Fladenbrot mit Chili. Lange reisweinselige Abende, Schönheits- und Gesangswettbewerbe und natürlich Karaoke gehören zur vietnamesischen Freizeitgestaltung. Falls man den Abend etwas ruhiger verbringen möchte, beobachtet man Glühwürmchen und hört den Zikaden bei ihren Vorstellungen zu. Vietnamesen treiben jeden Tag zweimal Sport. Man sollte sich die Möglichkeit nicht entgehen lassen, etwas Kampfsport von echten Meistern zu lernen.

Arbeit: Nachdem man zu Beginn des Praktikums sein Studienprofil kommuniziert hat, versucht die Universität eine passende Tätigkeit zu finden. Die Praktikanten arbeiten dann als wissenschaftliche Mitarbeiter an einem Projekt mit. Die Betreuer und die meisten Studenten können etwas Englisch. Dank der lateinischen Schrift kann man zwar schnell etwas Vietnamesisch lesen und verstehen, durch die tonale Sprache (alle Wörter einsilbig und ein Wort hat je nach Tonlage bis zu 6 verschiedene Bedeutungen) ist es jedoch sehr schwierig Vietnamesisch zu sprechen.

Unterkunft: Die internationalen Praktikanten wohnen zu zweit in einem Wohnheimzimmer mit Bad, Waschmaschine und heißem Wasser. Generell werden die internationalen Praktikanten bevorzugt behandelt. Die Wohnheime sind sehr neu, sauber und befinden sich direkt auf dem umzäunten Campus.

Organisation seitens der Universität: Man kann vom Flughafen abgeholt werden. Wenn nicht, kann man ein Taxi nehmen. Die technische Universität (Wichtig: trường đại học kỹ thuật công nghiệp) ist 52km vom Flughafen entfernt (Taxi ca. 18€, 500.000 bis 700.000VND oder Bus von Hanoi 70km 50.000VND). Die Taxifahrer sind bei Neulingen manchmal etwas kreativ in der Preisfindung, also Handeln nicht vergessen. Um wichtige Dinge wie Visaverlängerung, Gehalt und Wohnung kümmert sich die Universität. Vom Gehalt 2.000.000VND (70€) kann man jeden Tag dreimal auswärts essen gehen.

Sonstiges: Deutsche Stecker passen; deutsche Handys funktionieren (auch 3G-Netz für Smartphones); Internet (auch mobiles Internet) vorhanden; gute Versorgung mit Medikamenten und hochwertige Krankenhäuser in Hanoi; Visum erforderlich; Bankautomaten (immer Visa, fast immer Mastercard, selten Maestro) vorhanden; anscheinend kaum Kriminalität; euer Arzt wird euch unter Umständen viele Impfungen empfehlen: frühzeitig informieren

2011 Afrika Ghana Versicherungsgesellschaft

Ghana  Accra  Insurance Company

Dem Aufruf, dass noch Restpraktikumsplätze von IAESTE verfügbar sind, folgend, habe ich mich ohne große Vorüberlegung für ein Praktikum bei einer Versicherungsgesellschaft in der ghanaischen Hauptstadt Accra beworben. Für IAESTE eher untypisch handelte es sich um ein rein betriebs­wirtschaftliches Praktikum in der Abteilung für „Finance & Accounts“.

Ab dem Zeitpunkt, als ich die Kaution gezahlt und meine Unterschrift gesetzt hatte, ging es los mit der üblichen Vorbereitung, Reiseführer kaufen, Internetforen durchforsten und Blogbeiträge lesen.

Dass dann im Endeffekt doch vieles von Gelesenem und vom idealisierten, selbst zurecht gelegten Bild abweicht, ist bei einer so schnell expandierenden Stadt wie Accra ganz verständlich.

Als Praktikant in Accra wird man von IAESTE Ghana bei einer Gastfamilie im Stadtteil Lapaz (im Nordwesten der Stadt) untergebracht und auf dem Weg vom Flughafen zur neuen Bleibe bekommt man schon einen ersten Eindruck vom geschäftigen Treiben der Stadt und der – im Vergleich zu Deutschland im Herbst – unsäglichen Hitze.

Die Unterkunft – Wer nichts erwartet, wird nicht enttäuscht

In der Unterkunft angekommen, bot sich folgendes Bild:

Ein Haupthaus, in dem die Gastfamilie und die weiblichen Gaststudenten wohnten und wir alle zusammen unser Essen einnahmen. In einem kleinen Bungalow nebenan wohnten die Herren. Zum Mobilar lässt sich soviel sagen, dass es im Bungalow zwei Doppelstockbetten und vier dieser weißen Campingstühle, wie sie den ganzen Erdenball bevölkern, gab. Ein großes Regal haben wir vier Männer dann nach kurzer Planungsphase mit Holz aus dem Sägewerk selbst gebaut, um nicht für zwei Monate aus dem Koffer/Rucksack leben zu müssen. Das Bad bestand im Wesentlichen aus einer Toilette, einer Nasszelle und zwei Wassertonnen, die, wenn denn Wasser floss, von Hand befüllt werden wollten. Eimerdusche war täglich angesagt. Das Problem mit dem Wasser war, dass der Motorway gebaut wurde/wird und, dass sich in Ghana keine Behörde oder ein Bauunternehmen darüber Gedanken macht, wenn den Anwohnern einfach für zwei Wochen das Wasser abgedreht wird.

Insgesamt waren wir sieben Gaststudenten und allesamt aus Deutschland. Für problemlose Konversation nicht schlecht, zum Verbessern der eigenen Englischkenntnisse nicht der optimalste Umstand.

Unsere Gastmutter und ihre drei erwachsenen Kinder gaben uns zu jeder Zeit das Gefühl vollständige Mitglieder der Familie zu sein und haben uns aufgenommen als wären wir Verwandte. Ging es einem von uns schlecht – was, bis man sich an die regionalen Speisen auf der Straße gewöhnt hat, ab und an mal vorkommt – wurde sich bestens um uns gekümmert und mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Lapaz liegt in etwa 10km vom Stadtzentrum entfernt und daher hat man auch immer entsprechende Wege zu bewältigen, wenn man in die City oder einfach nur auf Arbeit möchte. Das ist durchaus ein kleiner Nachteil, der allerdings durch die ruhige Umgebung, in der die Unterkunft liegt kompensiert wird. Hier kann man dem Großstadtlärm und -schmutz entkommen, auf der Veranda relaxen und Kokosnusssaft aus eigenem Anbau trinken.

Die Arbeit

Das Praktikum begann sehr vielversprechend. Es wurde mir gleich am ersten Tag ein Ablaufplan für die kompletten zwei Monate vorgelegt, der mich über verschiedene Kollegen durch die ganze Abteilung führen sollte. Ich war begeistert. Nach den ersten zwei Wochen, in denen ich mehr oder weniger nur Fleißarbeiten zu erledigen hatte (z.B. Zeilen in 23.000-zeiligen Excel-Files unterstreichen und fettdrucken) stellte sich dann die erste Ernüchterung ein. Zwar folgte ich mustergültig dem Ablaufplan, der für mich vorgesehen war, doch blieb es immer nur bei der Erklärung ihrer Arbeit seitens meiner Kollegen. Nie gab es eine konkrete Aufgabe zu bearbeiten. Auch auf mehrfache Nachfrage änderte sich im Großen und Ganzen leider gar nichts. Deswegen lässt sich über die Arbeit an sich nicht viel schreiben. Wenngleich alle Kollegen extrem nett, zuvorkommend und witzig waren, sind die einzigen Kenntnisse, die ich anwenden und verbessern konnte, meine Englischkenntnisse. Ach ja und ein paar Twi-Kenntnisse konnte ich mir auch aneignen, sehr zum Spass meiner Kollegen. Sie belustigten sich sehr an meiner Aussprache und der Aussprache der deutschen Übersetzungen.

Ein wenig belastend wurde es dann am Abend, wenn man eh schon etwas genervt war, weil man außer Zeitungsstudium nichts Sinnvolles verbracht hat und dann abends noch für 9,8km zwei Stunden (Spitzenwert fünf Stunden) im Stau verbringen musste.

Freizeit

An Arbeitstagen gab es für mich leider nicht mehr viel zu tun in puncto Abendgestaltung, da ich im Mittel immer erst gegen 20 Uhr zu Hause aufschlug. Ansonsten gab es in und um Accra und in ganz Ghana natürlich wahnsinnig viel zu sehen und zu erleben. Ein großartiges Erlebnis war der von IAESTE Ghana organisierte Northern Trip, auf dem es über Kumasi, die Kintampo Waterfalls und ein Affenreservat nach Tamale ging, um von dort westlich in den Mole Nationalpark zu fahren. Dieser Trip war angefangen bei den Affen von Boabeng-Fiema, über die Wasserfälle von Kintampo bis zur Safari im Mole Nationalpark einfach fantastisch!

In Accra selbst ist das Arts Center ein absolutes Muss. Auch wenn man hier ein Gemüt von stoischer Ruhe haben muss, weil man als Weißer permanent von Händlern belagert wird, deren bester Freund man natürlich sofort ist, ist es einfach ein tolles Erlebnis. Hier kann man so ziemlich jedes denkbare Souvenier kaufen, das man sich vorstellen kann, von A wie Armreif bis Z wie Zahnstocher aus Ebenholz. Eiserne Regel sollte sein: Teile den Preis durch drei oder mehr! Solange der Händler lächelt, kann man sich sicher sein, er hat einen über’s Ohr gehauen.

Innerhalb Accras bewegt man sich natürlich mit den landestypischen Sammeltaxis, den TroTros, fort. Unschlagbar billig und einfach ein tägliches Happening mit immer neuen Begegnungen.

Fazit

Auch wenn das Praktikum bei weitem nicht das war, was ich mir vorgestellt hatte, so möchte ich die Erfahrung Ghana nicht missen, in meinem CV, aber ganz besonders in meinen Erinnerungen.

Die Freundlichkeit und Lebensfreude der Menschen hier ist oft nicht in Worte zu fassen. Welcher Deutsche läuft mit einem Fremden 2km bis zur Busstation, nur um ihm zu zeigen, welchen Bus er nehmen muss?! Wo singen Deutsche, wenn nicht gerade Fußball-Weltmeisterschaft ist, noch einfach aus purer Lust zusammen auf der Straße?!

Zum wichtigsten Thema, dem Essen, kann ich sagen, dass es eine Vielzahl lokaler Gerichte gibt, die man auch als verwöhnter deutscher Magen ohne Probleme und mit großem Genuss zu sich nehmen kann. Am besten ist allerdings das Angebot an frischem Obst und Gemüse. Ananas, Banane, Kokosnuss, Mango, Papaya, Tomate, Yam und wie sie alle heißen. Einfach eine ganz andere Geschmacksklasse als auf deutschen Märkten zu bekommen und natürlich zu weitaus günstigeren Preisen!

Accra an sich gleicht wegen des ungeheuren Verkehrs, der achtlosen Verwendung tausender Plastiktüten und des Verbrennens allen möglichen Mülls leider wirklich vielerorts, sogar an manchen Stränden, einem dreckigen Moloch. Die wirklich schönen Plätze findet man ein wenig außerhalb der Metropole bzw. im ganzen restlichen Land verteilt.

Genau aus diesem Grund habe ich an mein Praktikum noch einen 5-wöchigen Urlaub angehangen, um noch mehr von diesem wunderbaren Land kennenzulernen.

2013 Südamerika Brasilien Maschinenbau

Institution:       UNESP, Faculdade de Engenharia de Ilha Solteira, Brasil

Zeitraum:        August und September 2013

Ankunft und Leben in Ilha Solteira

Ich erhielt meine endgültige Zusage zum Praktikum von IAESTE Brasilien ca. vier Wochen vor meiner Abreise. Zum Glück war die Beantragung eines Visums nicht notwendig, da mein Aufenthalt kürzer als 90 Tage sein sollte. Die Einreise verlief ohne Probleme. Am Flughafen in São Paulo wurde ich morgens von einem brasilianischen Studenten abgeholt und zu ihm nach Hause zum Frühstück eingeladen. Wir besichtigten auch noch etwas die Stadt und er brachte mich anschließend zum Busbahnhof. Nach einer sehr komfortablen Busfahrt in der Nacht kam ich in den Morgenstunden in Ilha Solteira an und wurde von dem Studenten abgeholt, der mir sein WG-Zimmer für die zwei folgenden Monate zur Verfügung stellte. Er schlief stattdessen auf einer einfachen Matratze im Wohnzimmer. Wir unterhielten uns größtenteils auf Englisch und er zeigte mir gleich am ersten Tag vorbildlich die wichtigsten Plätze in der kleinen Stadt. Dazu gehörten der Supermarkt und die Universität. Wir kauften auch eine brasilianische SIM-Karte, die ich jedoch fast nie benutzte. Die meisten Absprachen wurden über Facebookgruppen und per e-mail getätigt. Von der zuweilen auftretenden südamerikanischen Unpünktlichkeit abgesehen, hat dies auch immer recht gut funktioniert. Ein großer Vorteil war, dass man selbst nachts unbesorgt alleine durch die Stadt gehen konnte, was im Vergleich mit Rio de Janeiro oder São Paulo durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Mein Mitbewohner stellte mir außerdem kostenlos ein Fahrrad zur Verfügung, dass ich jederzeit nutzen konnte. Andere Studenten haben sich eins für umgerechnet 30 € gekauft. Es war sehr praktisch, um in der Stadt oder zum nahegelegenen Strand fahren zu können. Viele der Einheimischen haben alle Strecken, die über die Stadtgrenzen hinweg gingen, mit dem Auto zurückgelegt. Auch zu Partys wurde oft mit dem Auto gefahren, selbst wenn der Fahrer garantiert Bier und Caipirinha trinken wollte. An dieser Stelle war Vorsicht beim Mitfahren auf dem Rückweg geboten und ggf. lieber der Heimweg zu Fuß anzutreten. Ich lernte schnell einige englisch sprechende Brasilianer kennen, die mir an zahlreichen Grillabenden das brasilianische Kartenspiel „Trucôuw“ beibrachten. Gegessen wurde meistens nur mit Salz gewürztes, bestes und zugleich sehr preiswertes Rindfleisch, dass auch mittags oft als Hauptgericht in der Kantine mit Reis und Bohnen serviert wurde. Weitere kulinarische Empfehlungen sind auf jeden Fall alle erdenklichen Fruchtsäfte und natürlich Caipirinha, welche allesamt sehr günstig gekauft bzw. zubereitet werden konnten. Als nachteilig in diesem Zusammenhang habe ich die Verschwendung von Lebensmitteln, insbesondere Fleisch, und Verpackungsmaterial in Kombination mit fast nicht existenter Mülltrennung erfahren. Da auch Wasser und Strom sehr billig sind, machen sich einige Einwohner oft nur wenig Gedanken über den Verbrauch. Aufgefallen ist mir außerdem, dass im Alltag generell nur akute Probleme gelöst werden, also z.B. die Reparatur eines Gerätes, weil es nicht mehr funktioniert. Gepflegt hingegen werden Gegenstände wie Fahrräder eher selten.

Die bei der Einreise in Brasilien eigentlich vorgeschriebene Gelbfieberimpfung wurde bei mir nicht kontrolliert. Zu einer Tollwutimpfung kann ich raten, da es viele freilaufende Hunde und auch Wachhunde gibt, die einem gern nachlaufen und auch zubeißen könnten. Krank geworden bin ich zum Glück nicht, dennoch ist es sicherlich ratsam, eine kleine Reiseapotheke einzupacken. Die Verständigung mit den Apothekern auf Englisch ist recht schwierig, sodass es leicht zu Missverständnissen kommen kann. Außerdem empfehle ich, nur an vertrauenswürdigen Stellen mit Kreditkarte zu bezahlen, um einen Missbrauch zu vermeiden. Am besten man hebt in Ilha Solteira bei der größten Bankfiliale Geld ab und bezahlt immer bar.

Arbeitsalltag

Zu Beginn meines Praktikums zeigte mir mein Professor die Fakultät und stellte mir zwei Projekte vor, von denen ich mir eins zur Bearbeitung aussuchen durfte. Ich entschied mich für die Aufgabenstellung, die eine Simulation zur Lärmbelastung in einem Teil der Stadt Ilha Solteira zum Inhalt hatte. Konkret sollten die akustischen Auswirkungen eines Hotels und deren Bewohner auf den benachbarten Zoo untersucht werden. Nach der Einarbeitung in die deutsche Simulationssoftware CadnaA führte ich Schallpegelmessungen und Verkehrszählungen in dem relevanten Bereich durch und passte das Computermodell an die Realität an. Anschließend fügte ich das geplante Hotel mit seinen Hauptlärmemissionspunkten wie Klimaanlagen, Parkplatz und Pool in das Modell ein und simulierte anschließend deren Einfluss auf die Umgebung. Es zeigte sich, dass der Hotelneubau zur Tagzeit nur eine Steigerung des Lärmpegels im Zoo von ca. 2% bewirkt, nachts hingegen ungefähr 10%. Die Ursache dafür liegt in den niedrigeren Verkehrszahlen in der Nacht begründet, die die Straßen ruhiger und den Einfluss des Hotellärms relativ gesehen größer werden lassen. Allerdings konnte die Vegetation des Zoos in der Simulation nicht berücksichtigt werden, die in der Realität einen Teil des Schalls absorbieren würde. Weiterhin wurde angenommen, dass die Klimaanlagen ohne Unterbrechung betrieben werden. Insofern sind die tatsächlichen Steigerungen wahrscheinlich niedriger, als die Simulation ergab.

Neben meinen eigenen Messungen, unterstützte ich zwei Studenten bei ihren Untersuchungen zur Ermittlung von akustischen Eigenschaften geschlossener Räume, z.B. der Nachhallzeit. Dadurch entstand ein reger Wissensaustausch zwischen mir und den Studenten, durch den viele aufkommende Fragen beantwortet werden konnten. Auch mein Professor half mir bei organisatorischen und fachlichen Problemen jederzeit. Die Kommunikationssprache war größtenteils Englisch.

Wie bereits angedeutet, ließ  mir mein Professor viele Freiheiten beim Bearbeiten der Aufgabe. Wir trafen uns mindestens einmal pro Woche und besprachen das weitere Vorgehen. Auch meine Wünsche für die Freizeitgestaltung, wie ein verlängertes Wochenende zu den Wasserfällen von Iguazú, berücksichtigte er und gab mir diesbezüglich auch zahlreiche Tipps. Insgesamt war die Arbeit sehr entspannt, und die südamerikanische lange Mittagspause für alle Universitätsangehörigen und Studenten obligatorisch.

Gesamteindruck

Ich werde Brasilien und seine freundlichen und hilfsbereiten Bewohner in sehr guter Erinnerung behalten. Es kam mir vor, als hätte jeder irgendeine Beschäftigung und wenn es „nur“ das Öffnen eines Tores oder die Bedienung der Knöpfe im Fahrstuhl ist. An vielen Stellen musste man sein deutsches Streben nach Effizienzsteigerung und Automatisierung deshalb in den Hintergrund stellen. Automaten, z.B. für das Lösen von Fahrkarten waren in meiner Stadt quasi nicht vorhanden. Wenn man ein paar Worte Portugiesisch sprechen konnte, wurde einem aber auf jeden Fall vom Verkäufer, Postbeamten oder Fahrkartenverkäufer geholfen. Außerhalb der Universität war es jedoch schwierig, einen englisch sprechenden Menschen zu finden.

Bedingt durch die hohen Temperaturen auch im Winter (meist über 25°C), gestaltete sich der Tagesablauf derart, dass nach der langen Mittagspause bis abends gearbeitet und bis in die Nacht entspannt oder gefeiert wurde. Wenn man nachts einmal durchschlafen wollte, mussten Oropax benutzt werden, da die Nachbarn manchmal nur wenig Rücksicht auf Ruhezeiten genommen haben. In allen anderen Bereichen, z.B. im Straßenverkehr, sind die Brasilianer aber sehr rücksichtsvoll gewesen. Wenn man einmal mitbekommen hat, dass das Hupen nicht böse gemeint, sondern von Motorradfahrern beim Überholen als Eigensicherung verwendet wird, macht der temperamentvolle Fahrstil einiger Busfahrer sogar richtig Spaß. Am besten kann man das wahrscheinlich in Rio de Janeiro erleben, das ich unbedingt als Reiseziel empfehle.

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