05. Februar 2015 – Angelique Leszczawski-Schwerk Gleichstellung

Podiumsdiskussion

Familie ist Pflege!

Podiumsdiskussion_2

Die Prognosen zur steigenden Zahl der Pflegebedürftigen sind bekannt. Was konkret leisten Arbeitgeber_innen derzeit, um Mitarbeiter_innen, die Angehörige pflegen, zu unterstützen? Welche Bedarfe gibt es bei (berufstätigen) Pflegenden und welche Strukturen existieren an den sächsischen Universitäten? Die Podiumsdiskussion „Frau*, Mann* studiert, lehrt und pflegt – Neue Herausforderungen in der Faireinbarkeit von Familie und Beruf?“ nahm sich des hochaktuellen Themas an.

Dass bei vielen sächsischen Unternehmen die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege noch nicht auf der Tagesordnung steht, ergab eine Befragung im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz (http://www.zarof-gmbh.de/personalentwicklung-organisationsenwicklung/afb-vereinbarkeit-beruf-und-familie-pflege/). Kathrin Rieger, ZAROF. GmbH, präsentierte aus dieser Befragung auch ein weiteres Ergebnis: Pflegeverantwortung übernehmen vorwiegend Frauen. Matthias Jakob, Technikerkrankenkasse, unterstrich dies auch mit Zahlen: Nur 21 % der Pflegenden waren laut einer Studie der TK von 2014 männlichen Geschlechts. Dies sei, wie Katrin Pilz, Stadtverwaltung Freiberg, anmerkte, eine extreme Belastung für Frauen, die Pflegeaufgaben übernehmen würden.

Ein gutes Netzwerk, sensibilisierte Arbeitgeber_innen bzw. Personalleiter_innen und flexible Arbeitszeiten könnten dies abfedern und Pflegenden die notwendigen Freiräume schaffen. Ein Modell, das ohne große Kosten und ohne komplizierte Maßnahmen Arbeitnehmer_innen mit Pflegeaufgaben in ihrer Tätigkeit unterstützen könnte, stellte Kathrin Rieger vor. Im Gegensatz dazu wurde deutlich, dass an den sächsischen und vielen deutschen Universitäten ein Handlungsbedarf nur zaghaft erkennbar sei. Franziska Pestel betonte, dass sich die sächsischen Hochschulen zunehmend der Vereinbarkeit von Pflege und Studium mit allen Problematiken annehmen müssten.

Fazit: Grenzen finanzieller oder struktureller Art machen Berufstätigen mit Pflegeaufgaben noch immer das Leben schwer. Wichtig sei, Fürsorge dafür zu tragen, dass pflegende Menschen selbst nicht durch ihre Tätigkeit pflegebedürftig würden. Und: Auch die Politik ist gefragt, den Begriff Pflege neu zu definieren. Denn der Familienbegriff schließt zweifellos die Pflege von Angehörigen ein.