Alexander von Humboldt und seine Wissenschaften – einer der profundesten Kenner Alexander von Humboldts, Prof. Dr. Ottmar Ette von der UniversitĂ€t Potsdam, wird am 08. Mai ab 18:00 Uhr in der Alten Mensa Einblicke in Humboldts Forschungsansatz geben, ĂŒber FĂ€chergrenzen hinweg zu denken und stets das groĂe Ganze im Blick zu behalten.
Der Natur- und Kulturforscher Alexander von Humboldt interessierte sich schon in seiner Kindheit fĂŒr NaturgegenstĂ€nde und sammelte Insekten, Pflanzen und Steine. Auf Wunsch der Mutter wurden er und sein Bruder von einer Reihe von Spezialisten auf einem universitĂ€tsĂ€hnlichem Niveau unterrichtet. Beide studierten zunĂ€chst an der Viadrina in Frankfurt (Oder), wobei Alexander neben seinem eigentlichen Studium der Kameralwissenschaft auch Altertumswissenschaften, Medizin, Physik und Mathematik hörte. Anderthalb Jahre spĂ€ter schrieb sich Alexander von Humboldt an der UniversitĂ€t Göttingen ein. 1791 trat er den Staatsdienst im Bergbau an, immatrikulierte sich gleichzeitig an der Bergakademie Freiberg fĂŒr Natur- und Montanwissenschaften. Hier absolvierte Humboldt das eigentlich dreijĂ€hrige Studium in nur neun Monaten. Auch unter Tage zeigt sich sein Forschungsinteresse: Er entdeckte und untersuchte Flechten- und Pilzarten, die ohne Licht in der Grube wachsen. Daraus entstand spĂ€ter seine viel beachtete Publikation Florae Fribergensis Specimen.
Nach dem Tod der Mutter schied von Humboldt aus dem Staatsdienst aus und machte sich als Wissenschaftler unabhĂ€ngig. Sein Ziel war es, das gesamte Wissen seiner Zeit, die Kosmos-Idee, darzustellen. Mit seinen Expeditionen und Forschungsreisen in die amerikanischen Tropen sowie spĂ€ter auch nach Russland trug er entscheidend dazu bei. In Vorbereitung auf die Reisen vertiefte er systematisch seine Kenntnisse und entwickelte ein spezielles Verfahren zur Erfassung und Aufzeichnung seiner Forschungsergebnisse, die âPasigraphieâ, eine Schriftzeichensprache, die die geographischen Erscheinungen durch Buchstaben, Richtungspfeile, Symbole und AbkĂŒrzungen fĂŒr Formationen und Gesteine festhielt. Dadurch sollten die Aufzeichnungen fĂŒr Menschen der unterschiedlichsten Sprachen verstĂ€ndlich sein.
Ăber seinen Tod hinaus erlangte Alexander von Humboldt enorme PopularitĂ€t. In seinem Kosmos gibt er eine Gesamtschau der wissenschaftlichen Welterforschung seiner Zeit. Dieses Buch wurde zum Bestseller.
Humboldt konzentrierte sich in seinen Forschungen nicht auf wissenschaftliche Einzelbeobachtungen. Seine Arbeiten sind geprĂ€gt davon, GesamtzusammenhĂ€nge zu erkennen. Ihm war der Austausch mit vielen Wissenschaftlern weltweit ĂŒber die Grenzen der Wissenschaftsdisziplinen hinaus wichtig. FĂŒr Ihn gab es keine scharfe Trennung zwischen den Fachrichtungen. Nach der zwischenzeitlichen Teilung in einzelne Spezialdisziplinen hat dieser global-ökologische Ansatz erst in der zweiten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts wieder an Bedeutung gewonnen.
Das Weltbild Humboldts ist beeinflusst von den Idealen der AufklĂ€rung. Er trat fĂŒr allgemeine Menschenrechte ein, die Aufteilung in hohe und niedrige Menschenrassen lehnte er ab. FĂŒr ihn gab es nur Unterschiede in der Bildung und in der Kultur: „Alle sind gleichmĂ€Ăig zur Freiheit bestimmt.“ Diese Ansicht fĂŒhrte vermutlich auch dazu, dass er von seinen Königen mehrmals zu diplomatischen Missionen herangezogen wurde.
Die BeschĂ€ftigung mit Humboldt kann uns auch heute noch dazu inspirieren, ĂŒber unser eigenes VerstĂ€ndnis von Wissenschaft und Kultur nachzudenken.
Mit Prof. Ottmar Ette konnten wir einen auĂerordentlichen Kenner von Humboldts Wirken als Redner fĂŒr das KrĂŒger-Kolloquium gewinnen. Ette leitete von 2014-2017 das BMBF-Forschungsprojekt zu Alexander von Humboldt âAmerikanische ReisetagebĂŒcher: Genealogie, Chronologie und Epistemologieâ und ist seit 2015 Leiter des Langzeitprojekts âAlexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegungâ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Weiterhin ist er BegrĂŒnder und Mitherausgeber der viersprachigen elektronischen Zeitschrift HiN – Alexander von Humboldt im Netz sowie der Humboldt-Plattform www.avhumboldt.de.
Dieses KrĂŒger-Kolloquium ist eingebunden in die Veranstaltungsreihe zum 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt (1769 – 1859), der mit einem Humboldt-Jahr an der TU Bergakademie gefeiert wird.
Diese Veranstaltung wird im Livestream ĂŒbertragen.