02. Januar 2022 – Oliver Rheinbach Allgemein

Die guten Nachrichten zur Corona-Variante Omikron

Zu Beginn des Jahres (und zum Beginn der Omikron-Welle in Deutschland) kommen gute Nachrichten zu Omikron aus GB.

Omikron-Infektionen in GB führen seltener zu stationärer Aufnahme ins Krankenhaus

Die Omikron-Infektionen in GB scheinen erkennbar milder zu verlaufen, also weniger ins Krankenhaus zu führen. Da GB inzwischen mehr als eine halbe Million Omikron-Fälle beobachten konnte, sind die Aussagen als valide einzuschätzen. Über die alle Corona-Fälle in GB zusammen gesehen (also geimpft und ungeimpft) sind die Omikron-Infektionen nur mit 33% der Hospitalisierungen verbunden im Vergleich zu Delta:

„The risk of hospital admission from emergency departments with
Omicron was approximately onethird of that for Delta (Hazard Ratio 0.33, 95% CI: 0.30 to 0.37). These analyses were stratified on date of specimen and area of residence and further adjusted for age, sex, ethnicity, local area deprivation, international travel, vaccination status. They are also adjusted for whether the current infection is a known reinfection, although as reinfections are substantially underascertained, the adjustment may not have fully accounted for the effect of reinfections.
In this analysis, the risk of hospitalisation is lower for Omicron cases after 2 and 3 doses of vaccine, with an 81% (77 to 85%) reduction in the risk of hospitalisation after 3 doses compared to unvaccinated Omicron cases.“

https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1044481/Technical-Briefing-31-Dec-2021-Omicron_severity_update.pdf
(Seite 9, Table 4)

Wirksamkeit der Impfungen gegen schwere Omikron-Verläufe

Die milderen Verläufe bei Omikron-Infektionen könnten etwa daran begründet liegen, dass Omikron das tiefe Lungengewebe weniger befällt (worauf Labor-Studien hindeuten), aber ein wesentlicher Teil des beobachteten Effektes wird darin begründet liegen, dass Genesene und Geimpfte einen Teilschutz vor schweren Verläufen behalten, auch wenn der Schutz durch Antikörper schon erheblich abgebaut hat:

Zwar kann Omikron die Immunität von Genesenen und Zweifachgeimpften offenbar sehr gut durchbrechen – und auch die Booster-Dosis schützt nur wenige Monate wirksam vor einer Omikron-Infektion. Aber ein Schutz vor Hospitalisierung besteht offenbar deutlich länger (durch die T-Zell-Antwort), wie die Hospitalisierungsdaten aus GB zeigen.

Dargestellt hat die UKHSA den Hazard Ratio (im Vergleich zu Umgeimpften) für eine Krankenhauseinweisung (in GB) innerhalb von 14 Tagen nach einem positiven Coronatest, unterschieden nach der Omikron-Variante und der (vorher dominanten) Delta-Variante:

Impfstatus Omicron Delta
Ungeimpft oder weniger als 28 Tage seit Impfung 100% (Referenz) 100% (Referenz)
Eine Impfdosis (mehr als 28 Tage her) 102% 42%
Zwei Impfdosen (mehr als 14 Tage her) 35% 18%
Drei Impfdosen (mehr als 14 Tage her) 19% 15%

https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1044481/Technical-Briefing-31-Dec-2021-Omicron_severity_update.pdf
(Seite 9, Table 4)

Omikron ist erfolgreicher als alle anderen Corona-Varianten zuvor

Die Omikron-Variante ist sehr erfolgreich und die schnelle Ausbreitung (siehe aktuell USA, GB, Frankreich, …) mit Verdopplungszeiten von 2 bis 3 Tagen ist beeindruckend. Die Infektionszahlen sind aktuell in diesen Ländern so hoch wie noch nie. Frankreich etwa hat aktuell mehr als 200000 Corona-Infektionen pro Tag.

Da Omikron doppelt Geimpfte (2x) und Genesene so erfolgreich infiziert, sind 2G-Veranstaltungen (ohne Maske) nicht mehr sicher – zumindest wenn man Infektionen vermeiden will.

Aber sind viele Infektionen den überhaupt ein Problem?

Man kann grob überschlagen: Wenn im Vergleich zu Delta 2/3 weniger Infizierte ins Krankenhaus kommen, kann Deutschland sich im Vergleich zu vergangenen Wellen etwa dreimal so viele Infektionen (gleichzeitig) leisten, ohne die Krankenhäuser zu überlasten. Das wären allerdings immernoch zu viel.

Daher bleibt das Tragen von (dichten!) FFP2-Masken umso wichtiger.

Und es bleibt ein großes Fragezeichen: Etwa 10 Prozent der Corona-Infizierten entwickeln Long Covid bzw. Post Covid. Das reicht von anhaltender Geschmacksveränderung bis zur Berufsunfähigkeit.

Die Große Frage ist: Schützen die Impfungen (bei einem Impfdurchbruch, der bei Omikron wahrscheinlicher geworden ist) auch vor Long Covid?

Generell scheinen Impfdurchbrüche bei Corona bzgl. der Langzeitfolgen (die auch bei milden Verläufen dokumentiert sind) nicht völlig harmlos zu sein:

„Receiving at least one COVID-19 vaccine dose was associated with a significantly lower risk of respiratory failure, ICU admission, intubation/ventilation, hypoxaemia, oxygen requirement, hypercoagulopathy/venous thromboembolism, seizures, psychotic disorder, and hair loss (each as composite endpoints with death to account for competing risks; HR 0.70-0.83, Bonferroni-corrected p<.05), but not other outcomes, including long-COVID features, renal disease, mood, anxiety, and sleep disorders. Receiving 2 vaccine doses was associated with lower risks for most outcomes.“

https://www.gov.uk/government/news/covid-19-variants-identified-in-the-uk

Nachtrag (5.1.2022):  Leicht anderes Bild in der Studie vom Imperial College

Die obigen Daten werden ergänzt von den Ergebnissen des Imperial College

Report 50: Hospitalisation risk for Omicron cases in England, Neil Ferguson, Azra Ghani, Wes Hinsley and Erik Volz on behalf of the Imperial College COVID19 response team
https://www.imperial.ac.uk/media/imperial-college/medicine/mrc-gida/2021-12-22-COVID19-Report-50.pdf

Auch dieser Report weist in Richtung milderer Verläufe durch Omikron.

Der Report nennt in Tabelle 3 („Corrected“) für Ungeimpfte eine Reduktion der Gefahr der Hospitialisierung durch Omikron um 24% im Vergleich zu Delta (Hazard Ratio relative to primary Delta infection in unvaccinated: 0,76).

Die Wirksamkeiten der Impfstoffe in Tabelle 3 zeigen ein etwas uneinheitliches Bild, was durch relativ kleine Zahlen in den Zeilen erklärbar ist. Wenn man nur die Zeilen anschaut, die mehr als 10000 Fälle enthalten, dann erhält man für

  • zwei Dosen AstraZeneca einen Hazard Ratio im Vergleich zu Delta von 0,37
  • und für 2 Dosen mRNA-Impfstoff einen Hazard Ratio im Vergleich zu Delta von 0,26

für Krankenhausaufenthalt nach Omikron-Infektion im Vergleich zu Delta. Beides mindestens 14 Tage nach der zweiten Dosis. Aus anderen Zeilen ergibt sich zum Teil ein etwas schlechteres Bild bezüglich des Impfstoffschutzes vor Krankenhausaufnahme.

Achtung: In der Tabelle oben war der Hazard Ratio im Vergleich zu Ungeimpften aufgeführt, hier ist es der Hazard Ratio im Vergleich zu einer Delta-Infektion.

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