Vielfalt heißt Diversity: Baustein für zukunftsfähige Hochschulen
Diversity Management: Welches Potential und welche Werte bringt es hervor – sowohl an Hochschulen als auch in Unternehmen? Dieser Frage ging das fünfte Freiberger Frauen- und Männergespräch am 28. Mai 2014 nach. Feierlich und mit einem besonderen Programmpunkt begann die Veranstaltung: Zwei Mary-Hegeler-Stipendien wurden an Post-Doktorandinnen der TU Bergakademie Freiberg überreicht. Dr. Anke Köhler (Institut für Anorganische Chemie) und Dr. Shieleses Sosina Haile (Institut für Geologie) werden inzwischen als dritte bzw. vierte Stipendiatin unterstützt. Professor Broder Merkel, Prorektor für Forschung und Vorsitzender der Rektoratskommission, würdigte Mary Hegeler, die erste immatrikulierte Studentin der Universität, bei der Vergabe der Stipendien. Er betonte, wie bedeutsam es sei, weibliche Post-Doktorandinnen zu fördern, um einen höheren Frauenanteil an Professuren zu verwirklichen. Und so Vielfalt auf Führungsebene in der Hochschule zu schaffen. Dana Frohwieser, stellvertretende Leiterin am Zentrum für Qualitätsanalyse der TU Dresden, betrachtete in ihrem Einstiegsvortrag Diversity von der philosophischen Seite – als Kultur der Öffnung. Offene Hochschulen, die Chancengleichheit, Antidiskriminierung, Inklusion und Geschlechtergerechtigkeit vorleben und abbilden. Diversity Management dagegen sei eine Steuerungsstrategie, um Vielfalt als Ressource und als Imagefaktor im internationalen Wettbewerb zu nutzen. „Beide Begriffe“, so Frohwieser, „würden sich in der Praxis unter Internationalisierung vermengen“.
Die anschließende Diskussion fokussierte die Praxis näher und wurde durch die persönliche Erfahrungen der Podiumsgäste, Professor Michael B. Hinner (Fak. 6, TU BAF), Alireza Arab (ProRat, TU BAF) und Torsten Nitzsche (eXperts consulting center, Dresden), bereichert. Professor Hinner erachtet es als wichtig, Kompetenzen im Umgang mit kultureller Vielfalt (interkulturelle Kompetenzen) unter seinen Studierenden zu fördern. Auch Lehrende sollten über diese Schlüsselqualifikation verfügen. Am Beispiel des Promovierendenrates verdeutlichte Alireza Arab, wie Gender Diversity „gelebt“ werde. Er sprach sich für eine bessere „Willkommenskultur“ für internationale Studierende und Promovierende aus. Aus Sicht der Wirtschaft unterstrich Torsten Nitzsche, dass viele kleine und mittlere Unternehmen in Sachsen oft über kein Gender Diversity Management – und damit auch über keine Rekrutierungsstrategie für ausländische Fachkräfte – verfügten. Großen bürokratischen Aufwand und unzureichende Deutsch-Kenntnisse nannten die Unternehmen als hauptsächliche Hindernisse bei der Einstellung internationaler Spezialisten. Andererseits bestünden bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse große Defizite, die wiederum zur Benachteiligung internationaler Fachkräfte führen könnten.
Das Potential von Gender und Diversity Management an Hochschulen und in der Wirtschaft ist längst nicht ausgeschöpft – mit diesem gemeinsamen Statement fand die Diskussion ihren Abschluss. Diversity sollte als Chance begriffen werden, die die Zukunftsfähigkeit und Exzellenz in der Bildung sichern könnte.