Der GrĂŒnder von Transparency International, Prof. Peter Eigen, schildert zum 18. KrĂŒger-Kolloquium am 27. April 2016, 18:00 Uhr in der Alten Mensa der TU Bergakademie Freiberg den Kampf dieser Nichtregierungsorganisation gegen die Korruption im Rohstoffsektor.
Die globalisierte Wirtschaft ist schlecht regiert. Zu viel Verantwortung liegt bei nationalen Regierungen, die zwar traditionell ĂŒber Hoheitsmittel und LegitimitĂ€t verfĂŒgen, aber wegen begrenzter geographischer Reichweite, kurzen Zeithorizonten und diversifizierten Interessengruppen nicht in der Lage sind, eine nachhaltige gerechte Weltwirtschaft zu schaffen. Das Ergebnis ist weitverbreitete Armut, Zerstörung, Krieg und Flucht â das Gegenteil einer gerechten, sozialen Marktwirtschaft. AllgegenwĂ€rtige Korruption und Ausbeutung bezeugen die Dringlichkeit eines neuen Paradigmas der globalen RegierungsfĂŒhrung, um die versagenden BemĂŒhungen nationaler Regierungen und ihrer internationalen Regierungsorganisationen zu stĂŒtzen.
Internationale Korruption war bis 1999 ein anschauliches Beispiel der Ohnmacht nationaler Regierungen. Die meisten Staaten erlaubten ihren BĂŒrgen im Ausland zu bestechen, weil es ihnen unmöglich schien, im schlecht regierten globalen Markt gesunde Regeln durchzusetzen. Das war ganz besonders der Fall im internationalen RohstoffgeschĂ€ft, wo riesige Werte langfristig in LĂ€ndern mit fragilen Rechtssystemen eingesetzt werden mussten – eine fast unwiderstehliche Versuchung fĂŒr beide Seiten durch Bestechung vermeintliche StabilitĂ€t zu erreichen. Erst als neue Akteure sich einmischten, zivilgesellschaftliche Organisationen wie Transparency International (TI), wendete sich das Blatt. Seit TI half, die OECD Konvention gegen Bestechung auslĂ€ndischer HoheitstrĂ€ger 1999 zu schaffen, setzte sich allmĂ€hlich das Verbot der internationalen Korruption durch.
Diese Erfahrung von TI ermutigte dazu, in schwierigen MĂ€rkten, wie z.B. im Rohstoffsektor, dieses Konzept der Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen fĂŒr eine vernĂŒnftige RegierungsfĂŒhrung weiterzutreiben. Die Extractive Industries Transparency Initiative (EITI), die Peter Eigen als GrĂŒndungsvorsitzender mit aufbaute, schloss die drei wesentlichen Akteure: Staat, Unternehmen und Zivilgesellschaftliche Organisationen in eine multi-stakeholder Struktur ein. Heute sorgt EITI in 50 RohstofflĂ€ndern fĂŒr gröĂere Offenheit und Rechenschaftspflicht der MĂ€chtigen und gerechtere Regeln bei der Entwicklung von Ăl, Gas und anderen Rohstoffen. Das erlaubt allen Beteiligten, fĂŒr eine vernĂŒnftige, nachhaltige Entwicklung in diesem wichtigen Sektor zu sorgen â etwa im Sinne der ganzheitlichen Natural Resources Charter des NRI.
Prof. Peter Eigen ist GrĂŒnder und Beiratsvorsitzender der Nichtregierungsorganisation Transparency International. Er studierte Rechtswissenschaft in Erlangen und Frankfurt am Main, wo er auch promoviert wurde. Von 1967 bis 1972 war er Anwalt in der Rechtsabteilung der Weltbank in Washington, D.C., von 1973 bis 1974 juristischer Berater der Regierung von Botswana. Bis 1988 arbeitete er als Weltbank-Manager in Westafrika, Lateinamerika und danach als Direktor der Regionalmission fĂŒr Ostafrika. In dieser Zeit erlebte er in seiner tĂ€glichen Arbeit die weltweite Verbreitung der Korruption. Zunehmend erkannte er die Mechanismen und sorgte sich um die Folgen fĂŒr Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Aufgrund der offiziellen Verschwiegenheit und Bagatellisierung dieser Problematik verlieĂ er 1993 die Weltbank und grĂŒndete Transparency International, um sich öffentlich zum Kampf gegen die Korruption zu bekennen und aktiv zu werden