Besuch der Drahtseilerei Bridon International GmbH
Gegen Abend war ein Besuch der Drahtseilerei Bridon International GmbH in Gelsenkirchen im Rahmen der „Ausfahrt West“ möglich. Die zu „Bridon Bekaert – The Ropes Group“ zugehörige Firma produziert an diesem Standort im Ruhrgebiet mit rund 110 Mitarbeitern Stahlseile für unterschiedliche Anwendungsbereiche mit einem maximalen Stückgewicht von bis zu 340 Tonnen.
In einem Vortrag wurde uns vom betreuenden Bergbau-Ingenieur, Herrn Schultheis, die Drahtseilerei und ihr Geschäftsfeld vorgestellt sowie die Arten der Nutzungen von Seilen erläutert. Dabei wurde verständlich, dass besonders im Bergbaubereich meist kein Seil dem anderen gleicht, sondern alle Seile speziell auf die Kundenanforderungen abgestimmt werden müssen. Die unterschiedlichen Arten der Seile, vom Seil für die Schachtförderung bis zu Seilen für statische Bauwerke, wurden in ihren Eigenheiten erklärt und erläutert. Der Seilaufbau selbst wurde anhand von Anschauungsstücken praktisch erklärt. Durch Erklärungen anhand von Beispielen aus der Praxis konnten die Schwierigkeiten bei der
Seilauslegung noch genauer beschrieben werden.
Nach einer kurzen Sicherheitsunterweisung folgte eine Führung durch die Werkshallen. Hier konnte die vorher erlernte Theorie zum Herstellungsprozess von Litzen bis zu den fertigen Seilen an den Maschinen besser nachvollzogen werden. Die unterschiedlichen Fertigungen der Seile, von handgefertigten Flachseilen zum Gewichtsausgleich bis hin zur voll
maschinellen Fertigung von Stahlseilen, konnten dabei besichtigt werden. Hier wurde u. a. auch die Bedeutung der richtigen Fettung von Seilen verständlich, welche für die Lebenszeit von Stahlseilen entscheidend ist. Aber auch die Veredlung der Stahlseile durch Extrusion und die Bedeutung für ihre Haltbarkeit wurde thematisiert, sodass vor allem Stahlseile auf
Seilbaggern im Tagebau aufgrund der abrasiven Umgebung mit einem Schutzmaterial extrudiert werden.
An bereits geprüften Stahlseilen wurde die zerstörerische Seilprüfung besprochen, mit dem die berechnete Bruchkraft von Seilen überprüft wird. Dabei wurde deutlich, dass die Sicherheitsvorschriften für Seile in den Ländern weltweit nicht identisch sind, sondern teils stark voneinander abweichen. Gleichzeitig ist in jedem Land der Sicherheitsfaktor für die
Seile für Schachtförderung und Seilfahrt besonders hoch bemessen. Verständlicherweise, wenn man sich daran erinnert, wie viele Leben über die Betriebsdauer daran hängen.
Es war eine beeindruckende Führung und für das bessere Verständnis sehr förderlich. So ist nun ein tieferes Wissen gegeben, ein Seil nicht als einen alltäglichen oder gewöhnlichen Standardgebrauchsgegenstand wahrzunehmen, sondern die speziellen Gegebenheiten und
Anforderungen dieses zusammengesetzten Werkzeuges zu verstehen.
Bei einem gemeinsamen Abendessen wurden im Anschluss weitere Fragen geklärt. Darüber hinaus wurde sich über aktuelle Bergbauthematiken ausgetauscht und ein Spiel der aktuell laufenden Fußball WM diskutiert. Wir bedanken uns bei Bridon International GmbH und Herrn Schultheis für die Möglichkeit Einblicke in den Betrieb zu bekommen.