Vom 19.11.2025 bis zum 23.11.2025 fand die jährliche Exkursion der AG Grubenwehr statt, diesmal gemeinsam mit der AG Mining Games. Unsere Ziele waren die Amberger Kaolinwerke, die Schachtbaustelle Kochendorf für das Suedlink Projekt, das Steinsalzbergwerk Heilbronn der Südwestdeutschen Salzwerke AG und schließlich das KohleWelt Museum Steinkohlenbergbau Sachsen in Oelsnitz. Dafür trafen sich 9 interessierte Studierende der TUBAF.
Tag 1 – Amberger Kaolinwerke
Unsere Exkursion führte uns am ersten Tag zu den Amberger Kaolinwerken in Hirschau/Schnaittenbach, wo uns Daniel Kaminski fachkundig durch den Betrieb begleitete. Wir erfuhren, dass das Unternehmen 1933 als AKW KICK gegründet wurde und seit 1995 zur Quarzwerke-Gruppe gehört. Besonders beeindruckend war das Westfeld, in dem rund 23 Millionen Tonnen Rohstoffreserven lagern, bestehend aus etwa 80 % Quarz sowie 20 % Kaolin und Feldspat.
Der Abbau erfolgt heute ohne Sprengungen: Das Material wird mit Hydraulikbaggern gelöst und anschließend mit Dumpern (40 t) abtransportiert.
In Hirschau wird vor allem das Kaolin aufbereitet, das später in der Papier-, Glas-, Keramik-, Porzellan-, Pharma- und Bauindustrie eingesetzt wird. Ein besonderes Highlight war der Besuch des Monte Kaolino – einer riesigen, weißen Halde aus Quarzsand, die aus jahrzehntelanger Kaolinaufbereitung entstanden ist. Dort besichtigten wir nicht nur den markanten Aussichtspunkt, sondern bekamen auch einen Blick auf die vielen Freizeitangebote wie Sommerrodelbahn, Dünenbad und Sandboardstrecke. Zusätzlich beeindruckte uns im Westfeld der größte Bagger Bayerns mit rund 210 t Einsatzgewicht.
Zum Abschluss sahen wir noch das Ostfeld, das durch geologisch einfallende Schichten geprägt ist und ein weiteres wichtiges Abbaugebiet der Region darstellt.
Im Anschluss an den Besuch der Amberger Kaolinwerke begaben wir uns auf den Weg zur Unterkunft in Brackenheim-Stockheim. Während der Fahrt fand ein ausführlicher Austausch über die gewonnenen Eindrücke statt. Am Abend erfolgte eine Einführung in die schwäbische Küche, gefolgt von Hinweisen der Vermieterin zur regionalen Kultur.
Tag 2 – Schachtbaustelle SuedLink und Steinsalzbergwerk Heilbronn
Der nächste Morgen begann mit einem gemeinsamen Frühstück. Nachdem wir den Heilbronner Stadtverkehr bezwungen hatten, erreichten wir letztendlich die Schachtbaustelle Kochendorf, eine von zwei Schachtbaustellen der Südwestdeutschen Salzwerke AG in Kooperation mit TransnetBW. Die Schächte sollen perspektivisch ermöglichen, die sonst nur knapp unter der Erdoberfläche verlaufende Stromtrasse Suedlink auf einer Länge von 17 km im Salzbergwerk unter der Stadt Heilbronn zu verlegen. Nach Fertigstellung wird das insgesamt 700 km lange Kabel Windstrom aus dem Norden in die industriestarken Gebiete in den Süden von Deutschland leiten, das besichtigte Projekt stellt die letzte Teilstrecke dar. Der Schacht wird am Ende über 200 m tief werden und einen lichten Durchmesser von 5 m besitzen, die Teufe zum Exkursionstag betrug 16 m. Die Arbeiten werden im Zweischichtbetrieb durchgeführt. Da gerade Sprengarbeiten vorbereitet wurden, konnten wir leider nicht an den Schacht herantreten. Uns wurde jedoch die übrige Baustelleneinrichtung gezeigt. Außerdem wurde uns das Projekt und die einzelnen Projektphasen ausführlich erklärt und wir konnten alle unsere Fragen loswerden. Nach erfolgter Besichtigung fuhren wir weiter nach Heilbronn zum Mittagessen in der Werkskantine der SWS.
Anschließend stand die Befahrung des Verbundbergwerkes Heilbronn-Kochendorf der Südwestdeutschen Salzwerke AG (SWS AG) auf dem Plan. In ca. 200 m Teufe wird hier unter den Städten Heilbronn, Neckarsulm, Bad Friedrichshall und Frankenbach Steinsalz abgebaut. Das Grubengebäude verfügt über vier Schächte, davon zwei am Hauptsitz des Unternehmens in Heilbronn. Neben der Steinsalzgewinnung betreibt die SWS AG im Bergwerk eine Untertageverwertung und eine Untertagedeponie.
Zunächst wurde uns die Grubenwehr der SWS AG durch Grubenwehr-Oberführer Stefan Kühnel nähergebracht. Dabei begannen wir in der übertägigen Atemschutzgerätewerkstatt mit einer allgemeinen Vorstellung der Atemschutztechnik, sowie der Struktur der Mitglieder. Anschließend wurde uns unter Tage die eingesetzte Fahrzeugtechnik vorgestellt, dabei besichtigten wir das aktive Einsatzfahrzeug, den Sankra und ein ausrangiertes Einsatzfahrzeug. Ebenso wurden uns mögliche Übungs- und Einsatzszenarien sowie deren Abarbeitung erläutert. Abschließend durfte ein Gruppenfoto vor dem aktiven Einsatzfahrzeug nicht fehlen.
Neben dem Schwerpunkt der Grubenwehr stand auch der Gewinnungsbetrieb der SWS AG im Fokus der Exkursion. Diese baut mithilfe drei verschiedener Verfahren bis zu 5 Mio. t Rohsalz pro Jahr ab. Einerseits wird in einigen Bereichen ein klassischer Bohr- und Sprengbetrieb mittels Großlocheinbruch betrieben. Hierbei wird zuerst dem Liegenden folgend ein Querschnitt von 15 m x 5 m aufgefahren. Sobald die Kammer in voller Länge aufgefahren ist, wird rücklaufend von der Begleitwetterstrecke die zweite, darüberliegende Scheibe abgebohrt und gesprengt. Hierbei dient das gesprengte und planierte Haufwerk der vorherigen Abschläge als Arbeitsebene. Ein genaues Schema ist in folgender Abbildung zu sehen.
Dieser Arbeitsbereich wird als sogenannter Hochbruch bezeichnet. Die Höhe der Hochbruchabschläge und damit die Firsthöhe der Kammern hängt von der Geologie des Hangenden ab und beträgt 3 m bis 5 m. Das Verfahren der Hochbrüche bietet den Vorteil, dass bei vorausschauender Abbauplanung über den Sommer das gesprengte Rohsalz in den Hochbrüchen liegen bleibt und während der Wintermonate bei erhöhtem Auftausalzbedarf leergeladen werden kann. Neben der sprengtechnischen Gewinnung wird auch Salz schneidend mittels Continous Miner gewonnen. Hierbei kommen vier Maschinen vom Typ MB 770 der Firma Sandvik zum Einsatz. Diese verfügen über eine 7 m breite Schneidwalze und fahren in einem Durchgang Strecken von bis zu 5 m Höhe auf. Hierbei wird der Zielquerschnitt in insgesamt vier Zügen aufgefahren. Zuerst wird in einem festgelegten Bereich zweizügig auf 14 m Breite die obere Scheibe gewonnen, anschließend entsprechend die untere Scheibe, bis der gesamte Querschnitt aufgefahren wurde. Hierbei entfällt die Möglichkeit der Lagerung von Rohsalz für Absatzspitzen. Um die Vorteile beider Verfahren zu nutzen, werden seit einigen Jahren mehrere Bereiche als Kombireviere aufgefahren. Hierbei wird zuerst die untere Scheibe maschinell gewonnen und anschließend der Hochbruch synchron zu den Bohr- und Sprengrevieren gesprengt. Während unserer Befahrung durften wir die verschiedenen Gewinnungsbereiche begutachten und die zugehörigen Maschinen wurden erläutert.
Nach der umfangreichen Führung durch das Bergwerk ließen wir den Abend in den Weinbergen ausklingen. Mit Grillgut und Getränken endete der zweite Exkursionstag in entspannter Atmosphäre.
Tag 3 – KohleWelt Museum Steinkohlenbergbau Oelsnitz
Am letzten Reisetag trafen wir uns erneut zu einem gemeinsamen Frühstück, bevor die Weiterfahrt zur KohleWelt ins Museum Steinkohlenbergbau Sachsen in Oelsnitz angetreten wurde. Unterwegs wurde der Besuch des Salzbergwerks reflektiert, und ein Zwischenstopp bei Globus zur Ergänzung des Reiseproviants rundete die Fahrt ab.
Das Museum befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des Kaiserin-Augusta-Schachtes, dessen Abteufarbeiten bereits 1869 begannen und der eine Endteufe von rund 260 m erreichte. Der Steinkohlenbergbau prägt die Region seit 1844, bevor der industrielle Abbau schließlich 1971 eingestellt wurde. Nach der Stilllegung der Schachtanlagen entstand durch das Engagement ehemaliger Bergleute und regionaler Institutionen die Idee, die Industriegebäude zu bewahren. 1986 wurde auf dem Gelände erstmals ein Bergbaumuseum eröffnet. Seit 2002 sind nahezu alle Übertageanlagen der historischen Zeche zugänglich, darunter das Fördergerüst, das Maschinenhaus sowie die Kohleaufbereitung.
Die neue Ausstellung führt durch etwa 800 Jahre Sachsens Bergbaugeschichte: von der geologischen Entstehung der Steinkohle über die technische Entwicklung der Förderanlagen bis zu den sozialen Strukturen im Bergbau. Ein besonderer Fokus liegt auf der industriellen Expansion des 19. und 20. Jahrhunderts, in der zeitweise bis zu 200 Schächte im Revier betrieben wurden. Ein Teil des Museums befasste sich hauptsächlich mit berühmten Personen im sächsischen Bergbau wie Georgius Agricola, der Begründer der modernen Geologie und Bergbaukunde oder Carl von Carlowitz, welcher das Prinzip der Nachhaltigkeit erstmals formulierte.
Besonders eindrucksvoll für unsere Gruppe war das untertägige Anschauungsbergwerk, das realitätsnah historische Abbaubereiche rekonstruiert. Dabei fuhren wir über den Schacht ein, welcher 1840 zu einer maximalen Tiefe von 569 m geteuft und von 1932 bis 1934 modernisiert wurde. Vorgestellt wurden u. a. Kohlehunte aus verschiedenen Epochen aus Holz und Metall sowie unterschiedliche Türstockarten wie der polnische, deutsche und schwedische Türstock. Zuletzt wurden diverse Förderbänder vorgeführt, darunter eine Schüttelrutsche, eine Art Schwingförderer, wo durch Rütteln die Kohle gleitend aus dem Abbau transportiert wurde. Die detailgetreuen Stollen, Maschinen und Arbeitsstationen vermittelten anschaulich unter welchen anspruchsvollen Bedingungen die Bergleute über Generationen hinweg gearbeitet haben.
Ergänzt wurde dies durch eine funktionsfähige historische Dampf-Fördermaschine, wo uns in einer mehrminütigen Vorführung die Förderung der Kohle aus der Tiefe gezeigt wurde. Diese wurde 1923 gebaut und weist 500 PS sowie ein 6 m Raddurchmesser auf.
Im Rahmen dieses Berichtes möchten wir uns herzlich für die sehr gelungene Exkursion bei den Vertretern der Unternehmen und dem Museum bedanken. Wir konnten uns als AG Grubenwehr und AG Mining Games an der TU Bergakademie Freiberg bei den Unternehmen vorstellen und Kontakte für u. a. kommende Exkursionen knüpfen. Der Exkursionsbericht ist in Zusammenarbeit aller Teilnehmenden entstanden. Mit dieser Exkursion haben wir wertvolle Erkenntnisse im Bereich Grubenrettungswesen sowie im aktiven und historischen Bergbau gesammelt.
Vielen Dank für drei schöne und erkenntnisreiche Exkursionstage.
Mit freundlichem Glück Auf!
Das Expeditions- und Exkursions-Team der AG Grubenwehr und AG Mining Games







