20. Februar 2020 – Sophia Will Allgemein

9. Fördertechnisches Kolloquium Clausthal

Teilnahme am 9. Fördertechnischen Kollquium der TU Clausthal

Vom 5. bis zum 7. Februar 2020 nahmen 11 Mitglieder der AG Grubenwehr an einer Exkursion nach Clausthal teil. Die Exkursion wurde durch den AKJM des GDMB e.V. organisiert und umfasste den Besuch des 9. Fördertechnischen Kolloquiums sowie des Welkulturerbes Rammelsberg, der Grube Samson, der Begegnungsstätte Lengede und der Altenauer Brauerei. Da einige AG Mitglieder auch im Arbeitskreis Jungmitglieder des GDMB e.V. tätig sind, möchten wir hier den Exkursionsbericht des AKJM als Gastbeitrag veröffentlichen.

Teilnehmer des AKJM Mitgliedertreffens in Clausthal-Zellerfeld, Februar 2020

Der Arbeitskreis Jungmitglieder (kurz: AKJM) des GDMB (Gesellschaft der Metallurgen und Bergleute) wurde gegründet, um jüngere GDMB-Mitglieder zu fördern und in die Aktivitäten und Arbeiten des Vereins einzubinden. Die Mitglieder sollen so in ihrem beruflichen Werdegang und einer erfolgreichen Karriere unterstützt werden. Hierfür werden Seminare und Exkursionen, wie zu dem Fördertechnischen Kolloquium in Clausthal organsiert, die ein Vernetzten und die fachliche Weiterbildung ermöglichen.
Im Rahmen des 9. Kolloquium „Fördertechnik im Bergbau“ wurden Neuerungen aus dem Bereich der Fördertechnik im Bergbau vorgestellt und mit Anwendungsbeispielen erläutert. Zu erwähnen ist z.B. der Vortrag über die neuartige Technologie, Schächte aus dem Vollen abzuteufen und das hereingewonnene Gestein im Anschluss über pneumatische Förder-systeme zu heben. Neben Vorträgen zu solch klassischen Arten der Fördergutbewegung wurde beispielsweise auch das neuartige MRV (Mine Rescue Vehicle) der Drägerwerk AG & Co. KGaA und der Hermann Paus Maschinenfabrik GmbH vorgestellt: Dieses kann Mitglieder der Grubenwehr bis zum Einsatzort transportieren, ohne den Bedarf des vorzeitigen Anlegens von Atemschutzgeräten im Fahrzeug. Darüber kann die Sicherheit in bestimmten Bergwerken erhöht werden. Dazu später mehr.

Des Weiteren lag der Fokus des Kolloquiums auf den verschärften Arbeitsplatzgrenzwerten von nitrosen Gasen und der Partikel aus Dieselemissionen sowie den Problematiken, die daraus resultieren. Die Vorträge befassten sich mit neuartigen Lösungsmöglichkeiten um den
Anforderungen gerecht zu werden. Der Fokus bei der Neuentwicklung von untertägigen Fahrzeugen (Befahrungs- sowie Arbeitsgeräten) lag dabei auf elektrischen Fahrzeugen, deren Energiespeisung über Akkusysteme erfolgt. Auch durch den kombinierten Einsatz von Akkus in Verbindung mit Kabeltrossen (vor allem für Fahrlader) sollen Emissionen aus Dieselverbrennungsmotoren reduziert werden. Dabei lag ein Fokus des Kolloquiums gleichzeitig darauf, wie sich solche Neuentwicklungen möglichst automatisieren bzw. teilautomatisieren lassen. Man erhofft sich dadurch Sicherheit und Produktivität im Allgemeinen zu erhöhen.“

Am Mittwochabend lud das Corps Montania Clausthal zum Bergmännischen Abend ein. Zahlreiche Teilnehmer des Kolloquiums folgten dieser  Einladung. So nahm eine Vielzahl an Vertretern aus der Wirtschaft, Wissenschaft und Vereinen an der Veranstaltung teil. Darunter auch Studenten der RWTH Aachen, der TU Clausthal und der TU Bergakademie Freiberg. Dieser Abend bot für viele die Möglichkeit, bestehende Kontakte zu pflegen und neue Kontakte aus den verschiedensten Bereichen des Bergbaus zu knüpfen.

Gruppenbild vor dem Bergmännischen Abend vor der Unterbringung

Am Folgetag betonte Prof. Dr. Langefeld von der TU Clausthal-Zellerfeld in seiner Abschlussrede den großen Erfolg des Kolloquiums mit über 300  Teilnehmern. Die 23 Redebeiträge hätten gezeigt dass „aus kleinen Ideen  große Innovationen entstehen können“. Er dankte abschließend den  Redner, den Moderatoren, dem Catering, allen Helfern und nicht zuletzt dem Corps Montania für die Ausrichtung des sehr gelungenen bergmännischen Abends.

Nach Beendigung des Kolloquiums am Donnerstagmittag ging es für die Teilnehmer zunächst auf das Geschäftshaus der GDMB in Clausthal und von dort aus zur Exkursion nach Altenau im Harz. Hier wurde die seit mehreren hundert Jahren ansässige Altenauer Brauerei besichtigt. Vor Ort wurde den Teilnehmern vom ersten Brauer persönlich die Technologie der Bierherstellung vom Sud bis zum fertigen Bier in allen Schritten erklärt, sowie die hauseigene Abfüllung besichtigt. Natürlich wurde im Anschluss ein Geschmacksbild über das gesamte Produktportfolio erstellt.

Teilnehmer der Exkursion in der Altenauer Brauerei

Aufgrund guter freundschaftlicher Beziehungen zu unseren Clausthaler Studienkollegen des Berg- und Hüttenmännischen Vereins durften wir über die Zeit des Kolloquiums in deren Verbindungshaus nächtigen. Der Berg- und Hüttenmännische Verein ist ein akademischer Bund in den Bereichen Technik, Natur und Wirtschaft. Er beherbergt vier aktive Standorte in Aachen, Berlin, Clausthal sowie Freiberg. Uns wurde der Konventssaal freigeräumt, sodass wir die zwei Nächte mit mehr oder weniger Schlaf verbringen konnten. Die Unterkunft war großartig sowie bergmännisch rustikal und wir wären geehrt, die Gastfreundschaft der Clausthaler Studienkollegen bald wieder in Anspruch nehmen zu dürfen. Am Freitagmorgen bot der AKJM zwei Alternativen: Entweder die Befahrung des
Rammelsberg in Goslar, so wie es bereits zu den beiden Veranstaltungen in 2018 und 2019 möglich gemacht wurde, oder aber eine Befahrung der Grube Samson.

Die Führung durch die Grube Samson wurde von Diplom-Forstingenieur Christian Barsch geleitet. In dem von 1521 bis 1910 betriebenen Bergwerk wurde Bergbau vor allem auf Kupfer, Zink, Eisen, Blei und Silber betrieben. Nach einer kurzen Einführung zum Bergbau im Harz und dem Oberharzer Wasserregal wurde die letzte funktionierende Fahrkunst weltweit besichtigt. Der mit über 600 m Teufe damals tiefste Schacht der Welt war Anlass für die Entwicklung des Drahtseils im Jahr 1834, welches ebenfalls für die nach wie vor funktionierende Drahtseilfahrkunst eingesetzt wurde. Die Fahrkunst ist seit 1837 in Betrieb und wird auch heute noch von Mitarbeitern der Wasserwerke benutzt, um die beiden Kavernenkraftwerke „Sieberstollen“ und „Grüner Hirsch“ zu warten, welche St. Andreasberg mit ihren insgesamt 690 kW auch heute noch mit Strom versorgen.  Angetrieben wurde die Fahrkunst ursprünglich von einem Kunstrad von 12 m Durchmesser. Dieses kann für Gewöhnlich bei Führungen mit Wasser beaufschlagt werden, allerdings ist es derzeit leider durch einen Wellenschaden funktionsunfähig. Hier tauschte sich die Gruppe über den
unterschiedlichen Umgang mit dem Welterbetitel und Besucherbergwerken als touristische Attraktion im Harz und im Erzgebirge aus. Als Abschluss der Führung wurden nach der Besichtigung des Kehrrads und des Oderteiches sowie einem kurzen Abstecher in die Grube Katharina Neufang noch die Räumlichkeiten des im Umbau befindlichen Museums besucht und die Pläne für die zukünftige Umgestaltung des Geländes diskutiert.

Exkursionsteilnehmer in der Grube Samson

Als zweite Gruppe besuchten einige Teilnehmer (parallel zur Einfahrt der anderen Gruppe in die Grube Samson) das Weltkulturerbe Bergwerk  Rammelsberg. Nach der Besichtigung der Schwarz-Weiß-Kaue und des Kunstteiches, fuhren wir durch die Aufschlagsrösche „Röderstolln“ ein und erhielten einen guten Einblick in das wasserwirtschaftliche System der Grube aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Nach der Ausfahrt rundete der  Besuch in die teilweise immer noch in Betrieb nehmbaren, fast komplett erhaltenen Erzaufbereitung mit u.a. Flotationsanlagen, Förderwagenumlauf und Kugelmühlen, die Führung ab.

Das Bergwerk Rammelsberg in Goslar, Förderschacht und
Aufbereitungsanlagen

Der letzte gemeinschaftlich durchgeführte Organisationspunkt führte die Teilnehmer des AKJM Treffens zur Gedenkstätte in Lengede. Hier war die Möglichkeit gegeben mit Zeitzeugen zu sprechen, welche selbst zur Zeit des Grubenunglückes im Schacht Mathilde bei dem Bergwerksbetrieb  beschäftigt waren. Im Anschluss ermöglichte die Daueraustellung im
Rathaus der Stadt weitere Detaileinblicke. Es war für alle Teilnehmer sehr eindurcksstark zu hören, welche Anstrengungen unternommen wurden, um im Besonderen die elf Kumpel zu retten, welche am längsten Untertage ausharren mussten. Diese waren nach einem Wassereinbruch des Klärteiches 12 in sechzig Metern Teufe eingeschlossen. Insgesamt starben bei diesem Unglück 29 Bergleute.

Um auf die Gefahren des modernen Bergbaus besser reagieren zu können, stellten im Rahmen des Kolloqiums die Dräger Safety AG und PAUS ihr neuentwickeltes Untertage-Rettungsfahrzeug MRV 9000 vor. Dieses ist mit einer umgebungsluftunabhänigen Rettungskabine ausgestattet und bietet Schutz für 2 Fahrer sowie 7 weitere Insassen (Retter + Gerettete). Das  Fahrzeug basiert auf dem Chassis des PAUS MinCa 18A, das für verschiedene Einsatzzwecke (z.B. auch Löscharbeiten untertage) mit unterschiedlichen
Aufbauten ausgestattet werden kann.

Dieser Vortrag bildete ein besonderes Interesse bei der großen Anzahl an Freiberger Studenten, welche das Kolloquium interessiert verfolgten. Einige davon sind auch Mitglieder in der AG Grubenwehr der TU Bergakademie Freiberg. Die Arbeitsgemeinschaft beschäftigt sich mit verschiedenen Themen rund um den Bergbau mit besonderem Augenmerk auf das Grubenrettungswesen. Durch wöchentliche Treffen werden Erfahrungen weitergegeben, Kompetenzen erweitert und zwischenmenschliche Kontakte gepflegt. Hier besteht seit 2018 ein Kooperationsvertrag mit der GDMB, der ebenfalls das Engagement der Jungmitglieder gezielt fördert.
Neben Freiberger Studenten war ein erstes Mal die RWTH Aachen innerhalb des AKJM studentisch beteiligt. Das Bergbau-Studium an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule steht seit Beginn des  Wintersemesters 2018/2019 nicht mehr für sich allein, sondern ist Teil des interdisziplinären Studienangebots der Fachgruppe für Rohstoffe und
Entsorgungstechnik. Gemeinsam mit nachhaltiger Energieversorgung und Recycling ist Bergbau hierin eine von drei Vertiefungsrichtungen des neuen Bachelorstudiengangs „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“. An das Bachelorstudium schließt der Masterstudiengang Rohstoffingenieurwesen mit den Vertiefungsrichtungen Recycling und Bergbau, letztere von welchen sich noch in die weiteren  Vertiefungsrichtungen Nachhaltige Rohstoffgewinnung, Markscheidekunde und Aufbereitung aufteilt. Wir hoffen, auch auf zukünftigen Veranstaltungen die Diversität an Teilnehmern der verschiedenen Montanhochschulen zu vergrößern.

Die nächste Chance dazu bietet sich auf dem nächsten Kolloquium, welches in Freiberg stattfinden wird: Der Berg- und Hüttenmännische Tag (kurz: BHT) wird dieses Jahr zum 71. Mal durchgeführt, kann also auf eine mittlerweile lange Tradition zurückblicken. Titelthema des diesjährigen BHT wird „Technologien für den Klimaschutz“ sein. Mit diesem Thema
werden sich zwölf Fachkolloquien befassen, darunter „Robotik, Automation und IT im Bergbau“, „Der zukunftsorientierte Petroleum Engineer“, „Freiberger Stahltag“ und „Bergbau und Wasser – Aufgaben für die Gegenwart, Sicherung der Zukunft“. Die Anmeldung innerhalb des AKJM wird zeitnah starten.
Allen Unterstützenden, Fördernden und Beführwortenden einen herzlichen Dank!
Ebenso ein großes Lob an die Planenden und studentischen Ausführungshelfern an jedem Studienort.

Glück Auf

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert