Vom 19.11.-21.11.2024 fand die jährliche Exkursion der AG Grubenwehr statt. Hierfür trafen sich am Morgen des 19.11.2024 acht hochmotivierte Studierende der TUBAF am Audimax zur gemeinsamen Abfahrt. Zuerst ging es zur Berufsgenossenschaft für Rohstoffe und chemische Industrie an der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Leipzig, wo man uns nett mit einem Kaffee begrüßte.
Im Anschluss informierte man uns dann über die Geschichte und Aufgaben der Hauptstelle, wozu vorwiegend die Revision von Grubenwehren im Zuständigkeitsbereich zählt. Anschließend führte man uns durch Haus und Anlagen. Zunächst ging es in den Geräteraum mit Werkstatt, wo Atemschutzgeräte gewartet und instandgesetzt werden.
Im Prüfstand zur Atemschutzprüfung können Atemgeräte auch gemäß der neuen Atemschutznorm geprüft werden, indem Stickstoff zu dosiert wird. Des Weiteren verfügt die Hauptstelle über einen Konditionsraum, wo die Fitness angehender Grubenwehrmitglieder geprüft wird, und eine bergwerkssimulierende Übungsstrecke, die sie unter Atemgerät und mit Nebelmaschinen auf Zeit absolvieren müssen.
Alleinstellungsmerkmal der Hauptstelle ist jedoch der Trainings-Turm, in welchem Übungen zur Absturzprävention stattfinden, zum Beispiel das Abseilen von Personen oder das Abseilen mit Trage. Von der Außenplattform aus hat man einen weitläufigen Blick auf die umliegende Gegend, was wir natürlich umgehend für ein Gruppenfoto nutzten. Zum Schluss ging es noch in einen Raum, wo die Rettung aus engen Behältern trainiert werden kann.
Im Anschluss an den Besuch der BGRCI in Leipzig wurde kurzerhand das Völkerschlachtdenkmal besucht. Dieses beeindruckende monumentale Bauwerk wurde selbstverständlich von innen wie außen besichtigt und so die Geschichte erlebbar beschritten.
Am Nachmittag unseres ersten Exkursionstages ging es für uns weiter nach Profen zur Werkfeuerwehr MIBRAG GmbH. Dort zeigte man uns sowohl die Hauptfeuerwache als auch die integrierte Leitstelle und stellte uns die Fahrzeugtechnik vor.
Die Wachabteilung in Profen besteht aus sechs Personen im 24 Stunden Wechselschichtmodell arbeiten. In der Leitstelle leisten die Männer und Frauen der Werkfeuerwehr ihren Dienst im durchgängigen 3-Schichtsystem. Auf der Feuerwache sind zwei Krankentransportwagen Typ B stationiert, wovon einer auf einem Unimog-Fahrgestell aufgebaut ist, was sich sehr gut für die Einsätze im Tagebau eignet. Des Weiteren wird hier ein Großtanklöschfahrzeug auf Tatra Force Basis mit 9.000 Litern Wasser sowie ein Wechselladefahrzeug vorgehalten, die beide ebenfalls hoch-geländegängig sind.
Mit dem Wechselladefahrzeug können Abrollbehälter in den Tagebau gebracht werden. Nach einer Einweisung durch das feuerwehrtechnische Personal in die Löschtechnik der drei Abrollbehälter können die Mitarbeiter in den Tagebauen im Notfall selbstständig handeln, da solche vorbeugenden Absicherungsmaßnahmen sonst sehr zeitintensiv für die Einsatzkräfte sind. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit Löschwasserreserven über den Schienenweg an die Einsatzstelle heranzuführen.
Außerdem verfügt die Werkfeuerwehr in Profen auch noch über ein Kommandofahrzeug und zwei Pick-Ups mit denen die Bandanlagen mittels festverbautem Thermografiesystem frühüberwacht werden können. Als wir die Feuerwache voller neu gewonnener Eindrücke wieder verließen, wurde für uns noch ein Alarmgong eingespielt, was die Besichtigung toll abrundete.
Abends in der Unterkunft angekommen, wurde gemeinsam gekocht und bei dem einen oder anderen Kaltgetränk der erste Tag Revue passieren gelassen.
Am Morgen des 20.11.24 war der erste Programmpunkt die Besichtigung des Endlagers für radioaktive Abfälle Morsleben. Nach Passierung der Sicherheitseinrichtungen, Einkleidung aller Teilnehmenden und der obligatorischen Sicherheits- und Selbstretterunterweisung folgte ein kurzer geschichtlicher Abriss über das Bergwerk.
Ursprünglich als Bergwerk zur Steinsalzgewinnung angelegt, nutzte man die aufgefahrenen Hohlräume von 1971 bis 1998 zur Einlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Teilweise parallel dazu wurden andere Teile des Grubengebäudes als Geflügelmastanlage genutzt. Durch die räumliche Trennung, die Hühnermast befand sich 1,5 km im Grubengebäude des Verbundbergwerkes Schacht Marie entfernt, konnten gegenseitige Beeinflussungen ausgeschlossen werden. Heute werden die Hohlräume nach und nach mit Salzbeton verfüllt um den Atommüll für die Zukunft sicher zu verwahren.
Als nächstes stellte uns der Oberführer der Grubenwehr die 28 Mann starke Grubenwehr Morsleben vor. Diese arbeitet eng mit der nahegelegenen Grubenwehr Zielitz zusammen und verfügt über modernste Technik, darunter auch Tanklöschfahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb. Im Anschluss durften wir über den Schacht Bartensleben einfahren und unter anderem die erwähnte Grubenwehrausrüstung, die bestens ausgebaute Werkstatt sowie einen erhaltenen Besucherabbau mit historischer Technik besichtigen.
Im Rahmen unserer Exkursion stand als letzter Programmpunkt des zweiten Exkursionstages der Solepark Bad Salzelmen auf der Agenda. Der Besuch bot uns interessante Einblicke in die historische und aktuelle Nutzung von Sole und Salz in Bad Salzelmen.
Zunächst besichtigten wir den Soleturm, der mithilfe einer sogenannten Hollandwindmühle Sole fördert. Die Sole stammt aus der Viktoriaquelle, die bereits 1802 bis zu einer Tiefe von 100 Metern erschlossen wurde. Hier wird eine Sole mit einem Salzgehalt von 10–12 % gewonnen.
Anschließend erhielten wir im Schausiedehaus eine anschauliche Vorführung zur Salzgewinnung. Dabei wurde uns die Funktionsweise der Siedepfanne erklärt. In einem zweiphasigen Prozess wird hier aus der Sole Salz extrahiert: Zunächst wird die Sole stark erhitzt, bis erste Salzkristalle entstehen. Anschließend wird die Temperatur auf etwa 75°C gesenkt, um das Wachstum der Kristalle zu fördern.
Den Abschluss bildete die Besichtigung des Gradierwerks, das zwischen 1756 und 1765 errichtet wurde. Dieses Bauwerk diente historisch dazu, den Salzgehalt der Sole auf bis zu 20 % zu konzentrieren. Hierbei wird die Sole verrieselt, wodurch ein Teil des Wassers durch Sonneneinstrahlung und Wind verdunstet. Heute wird das Gradierwerk nicht mehr zur Salzgewinnung genutzt, sondern dient ausschließlich der Freiluftinhalation.
Der Besuch des Soleparks verdeutlichte eindrucksvoll die ingenieurstechnischen Methoden und die kulturelle Bedeutung der Salzgewinnung in der Region.
Auch am zweiten Abend wurden die Kochkünste unter Beweis gestellt und ein zünftiges Mahl zubereitet. Als letzter Abend der Exkursion wurden auch hier bei dem ein oder anderen Kaltgetränk nette Gespräche geführt.
Am letzten Tag unserer Exkursion besuchten wir das K+S Werk Zielitz. Dort wurden uns zunächst die Räumlichkeiten und in einem Vortrag die Aufgaben und Ausrüstung der Grubenwehr sowie einige Einsatzbeispiele vom stellvertretenden Oberführer vorgestellt.
Anschließend fuhren wir über den Schacht 2 ins Bergwerk ein. Dort besichtigten wir die zwei untertägigen Stützpunkte der Grubenwehr mit Ausrüstung und Fuhrpark. Dabei waren v. a. die Löschfahrzeuge und der Sanitätskraftwagen (SanKra) mit TMR Ausrüstung interessant, der extra so gebaut wurde, dass er in das Fördergestell des Schachtes passt und so einen schnellen Transport des Verletzten gewährleisten kann.
Weiterhin besichtigten wir den Bereich des Altbergbaus und den Hauptgrubenlüfter in der Nähe von Schacht 4. Im Revier 3 wurden uns das Abbauverfahren und der Gewinnungszyklus vorgestellt. Dabei sahen wir einen Lader in Aktion und ein Sprengstoffladefahrzeug mit ANFO-Sprengstoff sowie einen Bohrwagen, mit dem Sprengbohrlöcher in eine Strosse gebohrt wurden.
Am Standort Zielitz gewinnt die K+S ca. 12 Mio. t Rohsalz pro Jahr, die in der ansässigen Aufbereitungsanlage zu Kalidüngemittel und hochreinem Kaliumchlorid für die Futter- und Lebensmittelindustrie verarbeitet werden. Als Abbauverfahren kommt der Pfeiler-Örterbau zum Einsatz. Das untertägige Abbaugebiet umfasst eine Fläche von ca. 61 km2. Weiterhin betriebt das Unternehmen am Standort Zielitz eine Untertage-Deponie in den stillgelegten Teilen der Grube sowie eine Untertage-Verwertung, in der Abfälle als Versatz in den nicht mehr abgebauten Hohlräumen genutzt werden, um die Pfeiler zu unterstützen.
Im Rahmen dieses Berichtes möchten wir uns für die sehr gute Exkursion bei den Vertretern der Unternehmen bedanken. Wir konnten uns als AG Grubenwehr an der TU Bergakademie Freiberg bei den Unternehmen vorstellen und Kontakte für kommende Exkursionen oder Übungen knüpfen. Der Exkursionsbericht ist in Zusammenarbeit aller Teilnehmender entstanden. Mit dieser Exkursion haben wir wertvolle Erkenntnisse im Bereich Grubenrettungswesen gesammelt. Wir haben sowohl den Aufgabenbereich der Berufsgenossenschaft als auch die praktische Durchführung der Rettung und Brandbekämpfung im Tagebau bei der MIBRAG mbH und im Tiefbau bei der BGE Morsleben und der K+S AG in Zielitz kennengelernt.
Vielen Dank für die drei schönen und erkenntnisreichen Exkursionstage.
Mit freundlichem Glück Auf!
Das Expeditions- und Exkursions-Team der AG Grubenwehr.