22. Mai 2018 – Lukas Manthey Ausfahrt

Befahrung des Bergwerk Asse

Die BGE ermöglichte uns mit einer Befahrung Einblicke in ihre Tätigkeiten auf dem Bergwerk sowie auch die Arbeit der Grubenwehr

Am Mittwoch den 25.04. besuchten 8 Mitglieder der AG Grubenwehr das Bergwerk Asse, welches etwa 20 Kilometer südlich von Braunschweig liegt. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) betreut an diesem Standort die Schachtanlage Asse II. In diesem Bergwerk wurden vor etwa 50 Jahren radioaktive Abfälle eingelagert. Doch nun muss dieser nukleare Abfall wieder an die Tagesoberfläche verbracht werden: Durch Wasserzutritte und das umgebende Gebirge besteht eine Gefährdung, sodass die erforderliche Langzeitstabilität nicht mehr gewährleistet werden kann. Die BGE konnte uns über unseren Besuch sehr genau in die Problematik, die Geschichte und ihre Arbeit auf dem Bergwerk Asse einführen. Sowohl über- als auch untertage wurden wir über den Standort und die verschiedenen Maßnahmen informiert und aufkommende Fragen konnten stets geklärt und diskutiert werden.

An einer Befahrung des Bergwerks nahm auch der Oberführer der Grubenwehr teil. So konnte uns zusätzlich der Bereich des Grubenrettungswesens auf dem Bergwerk aus erster Hand nähergebracht werden. Nach der Befahrung hatten die Teilnehmer ein sehr viel umfassenderes Verständnis über die Probleme der Endlagerung, die Arbeiten der BGE am Standort sowie eine Übersicht über die Besonderheiten und Aufgabengebiete der Grubenwehr auf dem Bergwerk Asse. Das großzügige Entgegenkommen der Gesellschaft sowie die an unsere Wünsche angepasste Grubenfahrt bleibt uns in bestem Gedächtnis!

Das Fördergerüst der Schachtanlage Asse II

Das Bergwerk Asse wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgefahren. In den Jahren 1916 bis 1964 fand eine Gewinnung auf Steinsalz und Kalisalz statt. Da bei dem Gewinnungssystem große Kammern entstanden und sich Salz sehr gut als Wirtsgestein für eine Lagerung von radioaktiven Abfällen eignet, wurde begonnen, in diese noch offenstehenden Kammern schwach- und mittelradioaktiven Müll einzubauen. Dies fand in den Jahren 1967 bis 1978 im Auftrag des Bundes statt. Dabei qualifiziert sich besonders das Steinsalz durch seine Eigenschaften wie beispielsweise eine gute Wärmeresistenz sowie ein positives lithostatisches Verhalten, d. h. dass Drücke gut abgeleitet werden können und sich Hohlräume wiederverschließen, als umgebendes Gebirge. Gleichzeitig weist das Salz einen eminenten Schwachpunkt auf: die Löslichkeit beim Zutritt von Wasser.

Ein Modell der 750-Meter-Sohle im Besucherbereich der BGE übertage veranschaulicht den Aufbau des Bergwerkes

Die Problematik, die nun am Standort Asse ll aufgetreten war, beschäftigt sich hauptsächlich mit eben genau diesen Zutrittswässern. Durch Zuflüsse in das Gebirge besteht zwar noch keine unmittelbare Gefahr, es müssen aber Maßnahmen zu einer Vorsorge getroffen werden. In diesem Zuge ist das Bergwerk schnellstmöglich stillzusetzen und der eingelagerte Müll muss wieder zur Tagesoberfläche zurückgeholt werden. Für beide Aufgaben (Schaffen der Infrastruktur für eine sichere Auslagerung der Behältnisse und gleichzeitig dem Kontrollieren und Fassen der zulaufenden Wässer) erarbeitet die BGE Konzepte und führt diese auf dem Bergwerk aus. Nur beispielhaft sind hierfür zu nennen

  • Alle bergmännischen Arbeiten, die das Grubengebäude stabilisieren, unterstützen und dem Bilden weiterer Gängigkeiten für Wasserzutritte entgegenarbeiten
  • Der Umgang mit allen zutretenden Wässern, eine Untersuchung dessen Zusammensetzung und eine Behandlung entsprechend dem Grad der Kontamination
  • Die Planung der Rückholung des nuklearen Abfalls und dafür das Suchen eines Schachtansatzpunktes für einen neuen Schacht, um die Rückholung infrastrukturell sicher möglich zu machen

Um während der gesamten Prozesskette die Sicherheit der Bergleute und des Bergwerks selbst zu gewährleisten, verfügt der Standort selbstverständlich auch über eine eigene Grubenwehr. Die Aufgabenschwerpunkte liegen hier besonders auf den Gefährdungen durch die bergmännischen Arbeiten und nicht, wie man eventuell vermuten mag, nur im Feld des Umgangs mit Radioaktivität; auch wenn die Grubenwehr hier besonders ausgebildet ist. So ist man beispielsweise auf das Helfen bei Unfällen vorbereitet, die durch den Verkehr untertage geschehen könnten. Auch vorstellbar scheint ein Fahrzeugbrand, auf den die Grubenwehr hier auch schnell reagieren könnte. Dafür besitzt die Grubenwehr Asse seit kürzerer Zeit ein neues Fahrzeug. Dieses selbst mitaufgebaute Vehikel ist an die Gegebenheiten und Gefährdungen unter Tage bestens angepasst. Glücklicherweise musste es außerhalb von Übungen noch in keinen echten Einsatz fahren. Aber man ist vorbereitet. Auch hier gilt der Grundsatz der Vorsorge: Besser etwas haben, als etwas brauchen.

Das neue Fahrzeug verfügt über die Möglichkeit, einen gesamten Grubenwehrtrupp von 5 Mann schnell zum Einsatzort zu bringen
Die Ausstattung auf dem Fahrzeug ermöglicht das Löschen, Absichern und Retten

Interessant auch für uns Freiberger Studenten: Die Grubenwehr Asse greift auf die MSA Air Elite Geräte zurück. Diese Kreislaufatemgeräte unterscheiden sich sowohl in Aufbau als auch Wirkweise von den BG4 der Firma Dräger. Da das Institut für Bergbau und Spezialtiefbau an der Bergakademie über Typen beider Hersteller verfügen konnte, waren uns einige Vor- und Nachteile des jeweiligen Kreislaufatemgeräts bereits grob bekannt. Dennoch ist es immer wieder interessant von Grubenwehrleuten und der Industrie aus erster Hand zu erfahren, aus welchen Gründen genau sich für das jeweilige System entschieden wurde.

Zum Ende der Befahrung wurde in den Räumlichkeiten der Grubenwehr mit dem Oberführer Fischer die Möglichkeit angefragt, eventuell zusammen eine Übung fahren zu dürfen. Diese Anleitung und der Wissens-Transfer wäre für uns Studenten eine riesige Bereicherung. Es freut uns daher immens, dass die Möglichkeit einer solchen Kooperation bestätigt wurde. Wir werden uns also darum bemühen, gegen Ende des Jahres eine Übungssituation gemeinsam mit der Grubenwehr Asse vorzubereiten. Mögliches Thema wäre hier wieder das Express-Wetterblenden-System EWS von Herrn Dr. Dehnert, in dem wir bereits etwas Erfahrung sammeln konnten.

Zum Vergleich: Die Querschnitte der Strecken unterscheiden sich wirklich deutlich zu den Gegebenheiten auf dem LFB Reiche Zeche

Als AG Grubenwehr möchten wir uns im Namen aller Mitglieder für die Offenheit und das Entgegenkommen der BGE bedanken! Über das Thema der Endlagerung von Atommüll kann sicherlich kontrovers diskutiert werden. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung bietet aber die Möglichkeit an, Fakten konstruktiv mit allen Vor- und Nachteilen zu thematisieren und aufzuklären. Der Besuch des Bergwerks hat wesentlich zu einem tieferen Verständnis der Gegebenheiten beigetragen. Auch sind, wie so oft, die bergbaulichen Tätigkeiten an diesem Ort kein gesellschaftliches Übel, sondern lediglich das Resultat des Wohlstandes jeden einzelnen Bürgers in Deutschland, auf eine stabile und günstige Energieversorgung zurückgreifen zu können. Das große Maß an Diskussionsbereitschaft und Transparenz, das die BGE an diesem Stand ermöglicht, kann sehr gut zum Überwinden aller Missverständnisse und der Reduzierung von Ängsten rund um das Thema Endlagerung beitragen! Bei weiterführendem Interesse und genaueren Erläuterungen ist auch die Internetseite zu empflehlen!

https://www.bge.de/

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