Erneute Übungen mit dem Schwerpunkt Expresswetterblende (EWS)
Ein Beitrag von Michael Neubert
Bilder: Rikarda Grummt
Nach den erfolgreichen vergangenen Übungen zur Erprobung des Expresswetterblendensystemes (EWS) im vergangenen Wintersemester erfolgte in den vergangenen Monaten eine Weiterentwicklung. Das EWS soll nun auch in Grubenbauen mit Firsthöhen von bis zu vier Metern einsetzbar sein. Die Erprobung sollte wieder von einem Trupp der AG Grubenwehr durchgeführt werden. Da entsprechend große Grubenbaue auf der Reichen Zeche nicht zur Verfügung stehen, hatte Herr Dr. Dehnert von der Strahlenschutzbehörde aus dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie im Vorfeld mit der Grubenwehr der Wismut GmbH das Besucherbergwerk Zinnkammern Pöhla als Übungsort ausgewählt.
Am Morgen des 11.12.2018 brach Dr. Dehnert gemeinsam mit sechs Mitgliedern der AG Grubenwehr zunächst nach Hartenstein zu den Tagesanlagen der ehemaligen Schachtanlage 371 auf. Dort hat die Grubenwehr der Wismut GmbH ihren Sitz. Außerdem befinden sich hier die Kauen der noch für Sanierungsaufgaben verbliebenen Kumpel. Vor Ort erfolgte zunächst das Umkleiden und eine kurze Vorbesprechung. Die erforderliche Höhe der Wetterblende soll durch drei, jeweils dreifach teleskopierbare Stangen erreicht werden. Diese bilden die dann die Grundstruktur des Systems als Basis. Die Stabilisierung soll durch mehrere Querverspreizungen und Abstützung der Teleskopstangen gegen die Wetterrichtung erfolgen. Um die Wetterfolie beim Einbau zunächst zu entlasten, soll ein Reißverschluss integriert werden, der erst nach Aufbau des EWS geschlossen wird und diese dann abdichtet.
Im Anschluss auf die Vorbesprechung wurde das Material in einen Transporter der Grubenwehr der Wismut GmbH verladen und die Gruppe brach gemeinsam mit zwei Mitgliedern der Grubenwehr der Wismut GmbH nach Pöhla auf. Im winterlichen Pöhla wurde zunächst die Schachtbaustelle der SME AG passiert, bevor die Gruppe an dem in unmittelbarer Nähe befindlichen Besucherbergwerk eintraf. Hier wurde zunächst eine Wartepause nötig, da der zur Einfahrt ins Bergwerk benötigte Zug zwischen die Versorgungszüge zur Vorbereitung der täglich stattfindenden Mettenschichten eingeschoben werden musste. Aus diesem Grund stand auch nur ein recht enges Zeitfenster für die Durchführung der Übung zur Verfügung.
Nach Verladung des Materials und einer rund 20-minütiger Zugfahrt wurde unsere Gruppe von einem Mitarbeiter des Besucherberwerks in einen für Besucher nicht zugänglichen Teil geführt. Aufgrund der bereits fortgeschrittenen Zeit war nun ein zügiges Arbeiten nötig. Da das vordergründige Ziel der Übung die grundsätzliche Erprobung der Aufbautechniken war, wurde auf zusätzliche Ausrüstung wie die BG 174er verzichtet. Vor Ort wurde zunächst die für den Querschnitt benötigte Folie vorbereitet. Dazu wurden drei Bahnen benötigt. Diese wurden durch bereits werksseitig aufgebrachtes doppelseitiges Klebeband miteinander verklebt. Hier war das erste Mal eine gute Zusammenarbeit des Trupps gefragt, um glatte, dichte Klebenähte zu erstellen. Anschließend wurde auf die Folie der Reißverschluss aufgeklebt und die Folie entlang des Reißverschlusses aufgetrennt.
Im nächsten Schritt sollte die Blende aufgestellt werden. Hier wurde in mehreren Versuchen die richtige Herangehensweise zum Aufstellen und Verspannen der Teleskopstangen erarbeitet. Es erfolgte dabei stets ein reger Austausch mit den beiden Wismut-Kumpeln und Dr. Dehnert. Im Zuge dessen wurden auch erste Verbesserungsmöglichkeiten erkannt. Anschließend wurden noch die horizontalen Verspreizungen eingebaut. Auf die Abstützung der Teleskopstangen musste aus zeitlichen Gründen verzichtet werden. Zum Schluss konnte noch der Reißverschluss erfolgreich geschlossen werden, bevor das EWS zügig wieder abgebaut und verladen werden musste. Auf dem Rückweg wurde noch ein Gewinnungsort befahren, an dem kürzlich ca. 700 t Erz abgebaut wurden, um diese auf abbauwürdige Vererzungen zu untersuchen.
Nach Rückkehr an der Schachtanlage 371 erfolgte noch eine kurze Auswertung der Übung, in der zunächst folgendes Fazit gezogen wurde: Die Nutzung der Expresswetterblende in dieser Größenordnung ist machbar. Es ist jedoch möglich, dass aus Stabilitätsgründen Grenzen erreicht werden. Der Aufbau ist einfach und sicher möglich, auch wenn für einen schnellen Aufbau natürlich Übung notwendig ist. Gleichzeitig wurden zur weiteren Verbesserung des EWS folgende Problempunkte erörtert:
- Die Teleskopstangen müssen besser verspannt werden. Hier ist beispielsweise die Nutzung von Gewindefüßen zu überprüfen.
- Bei höheren Wettergeschwindigkeiten erscheint ein Reißverschluss in der Folie zur Druckentlastung zu gering. Es wurden Überlegungen zur Nutzung mehrerer Reißverschlüsse in paralleler Anordnung oder in Form eines U angestellt.
- Die Abstützung des EWS gegen die Wetterrichtung sollte zur besseren Stabilisierung eventuell in größerer Höhe erfolgen als aktuell angedacht.
- Im Einsatzfall sind Klemmverbindungen häufig günstiger als Schraubverbindungen, da diese auch unter schwierigen Sichtverhältnissen zum Beispiel durch Rauch oder beschlagene Visiere der Kreislaufatemgeräte einfach und sicher geöffnet oder geschlossen werden können.
In Fortsetzung dieser Übung sollen in naher Zukunft weitere Folgen. Ziel ist ein Aufbau des EWS auf der Schachtanlage Asse II im Vergleich zum von der dortigen Grubenwehr genutzten Wetterverschlag auf Basis von Holzbalken. Im Februar soll dazu eine Grubenwehrübung stattfinden, an der auch ein Trupp der AG Grubenwehr vertreten sein soll. Im Vorfeld dazu soll eine weitere Übung im Besucherbergwerk Pöhla stattfinden, in der das EWS in einem größeren Zeitrahmen nochmal komplett aufgebaut wird und Verbesserungen erprobt werden.